Reportage: Weben am 1.500er-Stoff

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Die Textilindustrie ist eine jener Branchen, in denen sich die Sozialpartner kürzlich auf eine Anhebung der Löhne und Gehälter auf mindestens 1.500 Euro brutto geeinigt haben. Arbeit&Wirtschaft hat zwei Textilbetriebe besucht und mit BetriebsrätInnen über die neuen Entwicklungen gesprochen.

Überdurchschnittlich bezahlt

In der Branche gibt es einige Betriebe, die schon bisher über dem KV-Satz gezahlt haben. Mit ein Grund dafür ist oft die geografische Lage der Textilproduktionen. So pendelt etwa ein einzigerMitarbeiter von Huyck.Wangner aus Wien zu seinem Arbeitsplatz in Gloggnitz – für eine Richtung braucht man mindestens eine Stunde. Näher liegt da der Ballungsraum Wiener Neustadt, wobei die Anfahrt mit dem Auto rund 20 Minuten dauert.

Wären die MitarbeiterInnen, von denen relativ viele angelernt sind, nicht überdurchschnittlich gut bezahlt, würden sie vermutlich in anderen Industriebetrieben arbeiten. Das gilt für einige der großen Unternehmen, die in Österreich noch Textilien herstellen. Dennoch verdienten im vergangenen Jahr immer noch 1.100 Menschen in der Branche weniger als 1.500 Euro, wie der ÖGB auf Basis von Umfragedaten der Wirtschaftskammer berechnete. Wahrscheinlich liegt diese Zahl noch höher – um wie viel höher, ist schwer zu sagen. Jedenfalls wird davon ausgegangen, dass bisher die MitarbeiterInnen unter anderem in jenen Textilbetrieben, welche keinen Betriebsrat haben, weniger als 1.500 Euro brutto verdient haben.

Anders ist dies bei der Linz Textil AG, ähnlich wie in Gloggnitz werden die ArbeiterInnen und Angestellten auch hier über Kollektivvertrag bezahlt. Das Unternehmen betreibt unter anderem am Standort Linz eine Spinnerei und eine Weberei und beschäftigt hier aktuell 121 Menschen. Der Großteil der Arbeit verläuft auch hier bereits automatisiert, in den Produktionshallen sind relativ wenige MitarbeiterInnen unterwegs: Mal bringt ein Mitarbeiter neue Zwirnspulen zu den Maschinen, zwei Frauen reinigen Maschinenteile, Staplerfahrer transportieren Stoffe, und andere Mitarbeiter schlichten fertig verpackte Ware in einen Lkw. Die Kapazitäten der Produktion sind dennoch enorm, schließlich laufen die Maschinen rund um die Uhr, auch am Wochenende. So entstehen hier etwa täglich mehr als 20 Tonnen Garnspulen.

 

Im gesamten Konzern arbeiten rund 600 Personen, wobei rund die Hälfte davon beim Frotteewarenhersteller Vossen im burgenländischen Jennersdorf tätig ist – Linz Textil übernahm das Unternehmen im Jahr 2004. Linz Textil investiert in den Produktionsstandort Österreich und hat etwa erst im Jahr 2000 in Linz die neue Weberei auf die grüne Wiese gestellt. Auch am Tiroler Standort Landeck investierte das Unternehmen. Es muss aber ebenfalls erwähnt werden, dass auch einige Standorte im Land geschlossen wurden. Investiert wurde dafür unter anderem in China, wo Linz Textil seit 2009 ein Werk betreibt.

Josef Stellnberger hat hier Anfang der 1980er-Jahre als Staplerfahrer angefangen. Es sollte nur ein Überbrückungsjob sein, zuvor hatte er eine Lehre zum Kfz-Mechaniker absolviert. Doch es kam anders und Stellnberger wurde Leiter der Instandhaltungsabteilung, engagierte sich im Betriebsrat und übernahm 1990 dessen Vorsitz, den er nach wie vor innehat.

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