Teilzeit: Armutsfalle für Frauen

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Immer noch sind Frauen und MigrantInnen in puncto Arbeitszeit massiv benachteiligt. Arbeitsrechtliche Verbesserungen sind nur der erste Schritt.

Folgen für den Wohlstand

Für ÖkonomInnen hingegen hat die Benachteiligung von Frauen auf dem heimischen Arbeitsmarkt direkte Folgen für den Wohlstand. „Geschlechtergerechtigkeit am Arbeitsmarkt wäre aus Effizienzperspektive im Sinne des Wirtschaftswachstums nützlich, denn Gleichberechtigung bedeutet auch, dass die besten ArbeitnehmerInnen – unabhängig von ihrem Geschlecht – für einen Job ausgewählt werden“, analysiert Alyssa Schneebaum, wissenschaftliche Mitarbeiterin der WU Wien und Expertin für Genderfragen in der Wirtschaft. Schneebaum warnt, dass bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Frauen gleichzeitig einen effizienten Schutz vor Armut bedeuten.

In ihrer Forschung konzentriert sich die junge Wissenschafterin auf MigrantInnen und ihre Stellung auf dem Arbeitsmarkt. „Frauen mit Migrationshintergrund erfahren oft eine doppelte Diskriminierung, als Frau und als Migrantin“, so Schneebaum. Sie hält dabei fest, dass sich migrantische Familienstrukturen in der Regel negativ auf den beruflichen Aufstieg der Frauen auswirken.

„Innerhalb von Familien mit Migrationshintergrund stellen wir fest, dass leider die Männer viel öfter als Frauen höhere Bildungsniveaus als ihre Eltern erreichen. Ein wahrscheinlicher Grund sind die schlechteren Chancen am Arbeitsmarkt für Frauen mit Migrationshintergrund. Dann kann es aus Perspektive der Familie Sinn machen, dass vor allem Männer sich bilden und arbeiten gehen“, sagt die Ökonomin.

Wenig Spielraum für Migrantinnen

Auch Petra Wetzel, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei L&R Sozialforschung und Autorin mehrerer Studien zur Stellung von MigrantInnen auf dem Arbeitsmarkt, weist auf eine schwierige Situation von Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt hin, insbesondere in puncto Arbeitszeit.

„Viele Migrantinnen arbeiten in Jobs mit spezifischen Arbeitszeitregelungen. Arbeitszeiten außerhalb der regulären Kinderbetreuungszeiten wie Abend-, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste erschweren die Abstimmung von Arbeit und Kinderbetreuung“, sagt Wetzel. Darüber hinaus reduzieren vergleichsweise niedrige Einkommen bei Migrationen ihre Gestaltungsspielräume bei der Kinderbetreuung.

Die Antwort auf diese komplexe Problematik steckt in der Bildungsmobilität: Diese könnte sich nämlich in Zukunft positiv auf die Karrierechancen von Frauen, insbesondere Migrantinnen, auswirken. Dabei muss man früh ansetzen. „Der Besuch von Kindergärten und jeder Art von vorschulischen Bildungseinrichtungen ist in Österreich für einen späteren Bildungserfolg sehr wichtig, vor allem für Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund“, betont Alyssa Schneebaum.

Schule im Zentrum

Für mehr Bildungs- und Berufsmobilität sei auch eine spätere schulische Selektion entscheidend, so die Ökonomin. „Es ist gut erforscht, dass eine spätere Trennung in der Schule – also nicht wie derzeit in Österreich mit zehn – zu mehr Mobilität führt. Gleiches gilt auch für die Ganztagsschule, da in diesem Fall der Schulerfolg weniger davon abhängt, wie viel Zeit oder Geld die Eltern für Nachhilfe und generell für das Lernen und die Bildung außerhalb der Schule haben“, stellt Schneebaum fest.

Linktipps:
„Frauen und Arbeitzeit“:
tinyurl.com/y8hnfdw3
L&R-Studie „Beschäftigungssituation von Personen mit Migrationshintergrund in Wien“:
tinyurl.com/yaurfzoj

Von
Nedad Memic
Freier Journalist

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 7/17.

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