Krisentagebuch 014: EPU, puh.

Krisentagebuch Michael Mazohl
Ein-Personen-Unternehmen werden von der Corona-Krise besonders getroffen. Keine Aufträge mehr, keine Kurzarbeit möglich. Aber ein Härtefallfonds – doch aus dieser zeigt Schwächen. Chefredakteur Michael Mazohl gibt einen Einblick.

Diese Zahl ist schon erstaunlich: 315.000 bis 320.000 EPUs, als Ein-Personen-Unternehmen, gibt es in Österreich. Noch erstaunlicher: Das sind 60 Prozent aller Unternehmen. Und damit nicht ganz so erstaunlich, aber doch sehr hoch ist die Anzahl der Personen, die wirtschaftlich von ihnen abhängig sind: Das sind laut Schätzungen 700.000 Personen.

Was mich persönlich stört, das ist, wenn genau diese kleinen EPUs jetzt mit dem Argument abgeschasselt werden: Na ja, das ist halt das unternehmerische Risiko. Da fällt mir nämlich auch noch der Name René Benko ein.

Michael Mazohl, Chefredakteur Arbeit&Wirtschaft

Trifft die EPUs mit der Corona-Krise das volle „unternehmerische Risiko“? Nein, denn das ist weit außerhalb des eigenen Einflussbereichs. Federt der Härtefallfonds alle Verluste der EPUs ab? Nein, denn er berücksichtigt nur Einkommen, aber nicht Einnahmen der Vergangenheit. Und können EPUs sich nicht auch arbeitslos melden? Jein, denn die Kriterien sind nicht immer erreichbar.

Wichtig ist, dass sich EPUs vernetzen, solidarisieren und ihren Forderungen eine starke Stimme geben. Dazu gibt es auf Seite der Gewerkschaften nicht nur Angebote der die Interessengruppe IG Flex der GPA-djp und vida.flex, sondern auch private Initiativen von Betroffenen für Betroffen – beispielsweise die 4.500 Mitglieder-starke Facebookgruppe „EPU Österreich – Gemeinsam durch die Corona-Krise“.

Jetzt vernetzen und aufstehen!

Über den/die Autor:in

Michael Mazohl

Michael Mazohl studierte Digitale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Im ÖGB-Verlag entwickelte er Kampagnen für die Arbeiterkammer, den ÖGB, die Gewerkschaften und andere Institutionen. Zudem arbeitete er als Journalist und Pressefotograf. Drei Jahre zeichnete er als Chefredakteur für das Magazin „Arbeit&Wirtschaft“ verantwortlich und führte das Medium in seine digitale Zukunft. Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl erscheint ihr Buch „Klassenkampf von oben“ im November 2022 im ÖGB-Verlag.

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