Mit Ausdauer für die Rechte der ArbeitnehmerInnen eintreten: Das macht Anita Palkovich, Chefverhandlerin der GPA-djp im Handel und Verkehrsbereich. Dafür muss man Gegenwind aushalten können.
Was Gewerkschaften für die ArbeitnehmerInnen jährlich ausverhandeln, ist in Österreich inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Ohne Kollektivverträge würde die Arbeitswelt allerdings düster aussehen.
Warum sie sinnvoll sind und welche Vorteile sie ArbeitnehmerInnen bringen.
Wie die Sozialwirtschaft haben die privaten Bildungseinrichtungen in den KV-Verhandlungen um eine 35-Stunden-Woche gekämpft. Wer mit hohem Einsatz Wissen teilt, verdient entsprechenden Lohn und Erholungszeit.
Ein Lokalaugenschein in Wien-Floridsdorf.
„Sinnfällig bezeugen diese gemeinsamen Vereinbarungen, wie sich durch den Einfluss der gewerkschaftlichen Organisation die Zeiten geändert haben. Früher herrschte in der Fabrik ein schrankenloser Absolutismus, nun müssen sich die Fabriksherren die Einrede der Arbeitervertreter gefallen lassen.“
Der Tarifvertrag in der österreichischen Eisen-, Metall- und Maschinenindustrie
Wien 1908
Mindestlöhne müssen ein Leben in Würde garantieren – das ist der Hauptfokus der Initiative von EU-Sozialkommissar Schmit. Bestehende Kollektivvertragssysteme will er nicht antasten, sondern stärken.
Das Aushandeln von Kollektivverträgen ist die Kernkompetenz der Gewerkschaften. Dafür kommen zahlreiche ExpertInnen, BetriebsrätInnen und FunktionärInnen über das ganze Jahr hinweg zum Einsatz.
Für die meisten ArbeitnehmerInnen sind Kollektivverträge eine Selbstverständlichkeit. Das hat nicht nur mit ihrer langen Geschichte zu tun, sondern auch damit, dass es in Österreich eine 98-prozentige KV-Abdeckung gibt. Gesetzlich verankert wurden Kollektivverträge vor nunmehr 100 Jahren.
Im europäischen Vergleich ist Österreich mit der Abdeckung durch einen Kollektivvertrag von 98 Prozent der Beschäftigten ein Positivbeispiel. In den KVs sind viele Rechte für Beschäftigte verankert, zugleich nehmen sie oft eine Vorreiterrolle ein: Viele soziale Fortschritte wie die Arbeitszeitverkürzung wurden zunächst dort vereinbart, bevor sie Eingang ins Gesetz fanden. Manche Dinge sind aus gutem Grund nur im KV verankert, dazu zählt etwa der Mindestlohn. Die Gewerkschaften haben erreicht, dass dieser in allen Branchen bei 1.500 Euro liegt. Das nächste Ziel: 1.700 Euro.
In den Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft Österreich mit 135.000 Beschäftigten stoßen die Gewerkschaften mit der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung auf Widerstand. Jetzt sind sie laut geworden.