Coverstory: Auf die Zukunft bauen

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Wien wächst enorm. Um einen massiven Anstieg der Mietpreise zu verhindern, müssten 9.000 geförderte Wohnungen im Jahr gebaut werden. Faktisch sind es 6.000. Aber auch die Infrastruktur muss mithalten. Ein Überblick über Baustellen der Großstadt.

Weitere Infos zum Thema

  • Der Weg zur Gemeindewohnung
    Seit 1. Juli 2015 erhalten InteressentInnen in Wien das sogenannte „Wohn-Ticket“. Das Ticket umfasst die Bereiche Gemeindebau, Genossenschaftswohnungen und gefördertes Eigentum. InhaberInnen des Wohn-Tickets werden informiert, sobald etwas Passendes frei wird. Alteingesessene WienerInnen werden bei der Vergabe bevorzugt. Konkret rücken InteressentInnen pro fünf Jahre Hauptwohnsitz automatisch drei Monate auf der Warteliste nach vorne. Die maximale Zeitersparnis beträgt neun Monate.
    Voraussetzung für das Wohn-Ticket sind mindestens zwei Jahre Wien als Hauptwohnsitz und ein Mindestalter von 17 Jahren. Berechtigt sind: ÖsterreicherInnen, EU- bzw. EWR-BürgerInnen, anerkannte Flüchtlinge oder nach dem NAG (Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz) „langfristig Aufenthaltsberechtigte“.
    Bei Gemeindewohnungen gelten Verdienstgrenzen. Für eine Einzelwohnung darf der/die BewohnerIn nicht mehr als 44.410 Euro netto im Jahr verdienen, bei größeren Haushalten gibt es eine Staffelung: 66.180 Euro für Zweipersonenhaushalte, drei Personen 74.900 Euro, bei vier Personen 83.610 Euro und für jede weitere Person plus 4.870 Euro.
    Es gibt Gründe für eine Vorreihung, etwa wenn jemand in einer überbelegten oder gesundheitsschädlichen Wohnung lebt. Auch wenn zumutbare Sanierungsmaßnahmen keine Besserung der Wohnsituation erwarten lassen oder ein krankheits- oder altersbedingter Wohnungsbedarf besteht, wird vorgerückt. Weitere Punkte für eine Bevorzugung sind ein getrennter Haushalt durch eine Scheidung, die unverschuldete Aufgabe einer Dienstwohnung und eine Behinderung. Außerdem gibt es die JungwienerInnen-Vormerkung für Paare und Einzelpersonen unter 30 Jahren, die keine eigene Wohnung haben.
    Es gibt Mindestmieten inklusive Betriebskosten. Bei nur einem Wohnraum fallen mindestens 300 Euro an, bei zwei Wohnräumen 450 Euro und bei drei Wohnräumen 650 Euro. Für vier Wohnräume beträgt die Miete 750 Euro, für fünf Wohnräume 850 Euro.
  • Günstigen Wohnraum schaffen!
    Schon bald werden zwei Millionen Menschen in Wien leben. Dafür muss ausreichend Wohnraum geschaffen werden. Auch abgesehen vom starken Bevölkerungszuwachs durch die Migrationsbewegungen im Jahr 2015 müsste Wien jährlich 9.000 geförderte Wohnungen errichten. Doch seit 2007 wurden im Schnitt deutlich weniger als 6.000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut. Der im Vergleich hohe Anteil an geförderten, gemeindeeigenen Wohnungen in Wien trägt dazu bei, dass die Mieten verhältnismäßig stabil bleiben. Im Unterschied zum privaten Wohnungsmarkt entwickeln sich die Mieten der Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen noch sehr moderat. Das zeigt sich etwa im Vergleich zu München: Während in Wien 22 Prozent des Bestandes Gemeindewohnungen sind, kann München nur mit 6 Prozent „preisgebundenen“ Wohnungen aufwarten. Die Folge: Ein Quadratmeter Miete in München kostet durchschnittlich mehr als das Doppelte.
  • Das Los der Gentrifizierung
    Galten manche Gegenden noch vor einigen Jahren keinesfalls als gute Adressen, sind sie heute begehrte Wohnviertel. In Wien gilt das für Teile von Ottakring, den 2. Bezirk und 20. Bezirk rund um den Augarten oder den 15. Bezirk rund um den Schwendermarkt. Bevor es so weit war, zogen die niedrigen Mieten und leer stehenden Geschäftslokale eine Reihe junger Kreativer an. Mit der Belebung der Viertel investierte auch die öffentliche Hand in die Infrastruktur, etwa in die Neugestaltung von Plätzen, bessere Verkehrsanschlüsse und in die Veranstaltung von Festivals. Daneben gibt es meist eine öffentliche Unterstützung bei der Sanierung von Wohngebäuden.
    Hat das Viertel eine gewisse Attraktivität erreicht, sind Privatinvestoren interessiert, Gebäude zu sanieren und sie auch dementsprechend mit Gewinn zu vermieten. Erfahrungen seit den 1990er-Jahren zeigen, dass eine öffentliche Beteiligung an den Sanierungskosten steigende Mietpreise nur bedingt verhindern kann. Der verstärkten Aufmerksamkeit der Immobilienbranche folgen in der Regel Mietpreisanhebungen beim Wohnungswechsel und Druck auf LangzeitmieterInnen mit alten, günstigen Mietverträgen. Ehemalige Studierende bleiben ihren Vierteln als gut verdienende AkademikerInnen treu, ihr Wohn- und Lebensstandard wird höher. Sie verhindern aber damit, dass sich die jetzigen Studierenden eine Wohnung in dieser Gegend leisten können. Die Folge: Ärmere Schichten werden aus ihren Vierteln verdrängt.

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