Ohne vorherige Einbindung der Sozialpartner hat die Regierung mit der seit 1. September 2018 geltenden Arbeitszeitregelung Fakten geschaffen. 12-StundenTage und 60-Stunden-Wochen werden damit von ArbeitnehmerInnen häufiger zu leisten sein als bisher. Der Schutz der Beschäftigten tritt in den Hintergrund gegenüber den Interessen der Unternehmen. Welche Konsequenzen sind zu erwarten?
Arbeitszeit vs. Freizeit
Dieser Schwerpunkt erschien im März 2019 in der Ausgabe 02/2019 der Arbeit&Wirtschaft.
Der Schutz der Beschäftigten tritt in den Hintergrund gegenüber den Interessen der Unternehmen. Was braucht der Mensch von heute zu seiner Zufriedenheit? Wie muss das Verhältnis von Arbeit und Freizeit aussehen, um eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erreichen?Experimente in Betrieben zeigen: Kürzere Arbeitszeitmodelle funktioneren deutlich besser als lange. Auch mehr freie Tage bringen viel. XIMES-Geschäftsführer Johannes Gärtner über intelligente Arbeitszeitmodelle, österreichische Pausenkultur und familiäre Schichtpläne.
Seit 1. Oktober hat das oberösterreichische Unternehmen eMagnetix die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt. So wurde die kleine Firma auch für Fachkräfte attraktiv.
Die Änderungen im Arbeitszeitrecht sollten eigentlich zu mehr Rechtssicherheit für die Unternehmer führen, die sich ja ständig vom Arbeitsinspektorat verfolgt sehen.
Schon vor dem 12-Stunden-Tag beschäftigten Probleme mit der Arbeitszeit die Beratungsstellen in Arbeiterkammern und Gewerkschaften.
Die Gewerkschaften mussten in der Herbstlohnrunde auch den 12-Stunden-Tag abmildern. Sie konnten einige Erfolge erringen.
Standards
Mit dem 12-Stunden-Tag werden Selbstausbeutung und gesundheitlicher Raubbau nicht nur legalisiert, sondern salonfähig gemacht und gefördert.
Schon bisher war es für Familien schwierig, Arbeit und Privatleben miteinander zu vereinbaren, denn bei der Kinderbetreuung hinkt Österreich stark hinterher.
Die ArbeitnehmerInnen in Österreich leisten viel und sind dabei auch noch hoch produktiv. In der Debatte fehlt vor allem die Wertschätzung ihnen gegenüber.
Von der verantwortungslosen Auslagerung unternehmerischer Risiken auf die Allgemeinheit und der einzigen Reißleine zum Stopp dieser Abwärtsspirale.
Zwischen Überstunden, Überbelastung und Überdruss: Im Tourismus gehören überlange Arbeitszeiten ohnehin zum Alltag, nun gibt es weitere Verschlechterungen.
Als Faustregel gilt: Je anstrengender die Arbeit, desto kürzer die Arbeitszeit. Wenn dieser Zusammenhang ignoriert wird, steigt das Unfallrisiko und Fehler häufen sich.