Für die meisten ArbeitnehmerInnen sind Kollektivverträge eine Selbstverständlichkeit. Das hat nicht nur mit ihrer langen Geschichte zu tun, sondern auch damit, dass es in Österreich eine 98-prozentige KV-Abdeckung gibt. Gesetzlich verankert wurden Kollektivverträge vor nunmehr 100 Jahren.
Die Kollektivverträge
Dieser Schwerpunkt erschien im März 2019 in der Ausgabe 02/2020 der Arbeit&Wirtschaft.
Der Kollektivvertrag feiert 100. Geburtstag. Bis heute erfüllen ihn GewerkschafterInnen mit Leben: im Ringen um bessere Bedingungen für Beschäftigte.In den Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft Österreich mit 135.000 Beschäftigten stoßen die Gewerkschaften mit der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung auf Widerstand. Jetzt sind sie laut geworden.
Wie die Sozialwirtschaft haben die privaten Bildungseinrichtungen in den KV-Verhandlungen um eine 35-Stunden-Woche gekämpft. Wer mit hohem Einsatz Wissen teilt, verdient entsprechenden Lohn und Erholungszeit.
Ein Lokalaugenschein in Wien-Floridsdorf.
Mit Ausdauer für die Rechte der ArbeitnehmerInnen eintreten: Das macht Anita Palkovich, Chefverhandlerin der GPA-djp im Handel und Verkehrsbereich. Dafür muss man Gegenwind aushalten können.
Kollektivverträge bieten Schutz vor Lohndumping und sollen erträgliche Arbeitsbedingungen schaffen. Doch Arbeitgeber nutzen allerlei Schlupflöcher, um das KV-System zu untergraben.
Ellbogengesellschaft, Individualismus und Hetze gegen Minderheiten: Fast schon könnte man meinen, die Idee der Solidarität sei ein Relikt. Das geht doch auch anders.
Standards
Das Aushandeln von Kollektivverträgen ist die Kernkompetenz der Gewerkschaften. Dafür kommen zahlreiche ExpertInnen, BetriebsrätInnen und FunktionärInnen über das ganze Jahr hinweg zum Einsatz.
Mindestlöhne müssen ein Leben in Würde garantieren – das ist der Hauptfokus der Initiative von EU-Sozialkommissar Schmit. Bestehende Kollektivvertragssysteme will er nicht antasten, sondern stärken.
Was Gewerkschaften für die ArbeitnehmerInnen jährlich ausverhandeln, ist in Österreich inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Ohne Kollektivverträge würde die Arbeitswelt allerdings düster aussehen.
Warum sie sinnvoll sind und welche Vorteile sie ArbeitnehmerInnen bringen.
Mit guter Kollektivvertragspolitik haben Gewerkschaften gezeigt, dass es möglich ist, Gleichstellung zu forcieren und Lohnunterschiede zu verringern. Aber es braucht auch gesetzliche Maßnahmen.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Kollektivvertragspolitik sind ganz anders als in der Blütezeit der 1970er-Jahre. Damals nahmen die Unternehmen die gesamtwirtschaftlich verantwortungsvolle
Lohnpolitik der Gewerkschaften noch dankbar an.