Zu guter letzt: Innovative Triebfeder für den sozial­politischen Fortschritt

Der Kampf für mehr Gerechtigkeit wird von den Gewerkschaften täglich geführt. Ein wichtiger Pfeiler in diesem Ringen um mehr Verteilungsgerechtigkeit sind jene mehr als 450 Kollektivverträge, die jährlich neu verhandelt und verbessert werden.
Porträtfoto von Rainer Wimmer
Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der PRO-GE
Foto (C) Lisa Lux
Dieses erfolgreiche System, das den ArbeitnehmerInnen Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg und Respekt sichert, ist immer wieder sehr massiven Angriffen ausgesetzt.

Es gibt viele Gruppen, die sich nicht viel um die Anliegen der arbeitenden Menschen scheren: neoliberale Scharfmacher, die nach einer Abschaffung der Sozialpartnerschaft kreischen; alleinherrschende Firmenchefs, denen verbindliche Regelungen im Kollektivvertrag viel zu weit gehen; skrupellose Manager, die sich einen ungezügelten Kapitalismus wünschen, damit die Dividende für die Aktionäre stimmt. So gesehen sind Kollektivverträge ein wichtiger Schutzschirm für die ArbeitnehmerInnen, denn ohne Kollektivverträge würde der Konkurrenzkampf der Unternehmen ausschließlich auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.

Motor für ein besseres Leben

Kollektivverträge sind das Ergebnis von harten sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen und Ausdruck von Solidarität unter den Beschäftigten. Das hilft nicht nur, Löhne und Gehälter regelmäßig zu erhöhen. Vielmehr geht es gerade in Zeiten ökonomischer Unsicherheit darum, für volkswirtschaftliche Stabilität zu sorgen. Zudem schützen KVs ArbeitnehmerInnen vor Lohn- und Sozialdumping. Zugleich ist diese starke kollektive Kraft von Branchenverträgen für individuelle Vorteile verantwortlich. Festgeschriebene Mindeststandards erleichtern persönliche Lohn- und Gehaltsverhandlungen und dienen als Sicherheit für alle, die (gerade) nicht in der Position sind, Rechte und Bezahlung selbst zu argumentieren und durchzusetzen. In Kollektivverträgen stehen daher zwar Regelungen zur Arbeitszeit und Einkommen im Vordergrund, trotzdem sind sie auch innovative Triebfeder für den sozialpolitischen Fortschritt in Österreich. So zum Beispiel ebneten zuletzt die ersten kollektivvertraglichen Regelungen zu „Papamonat“ oder Karenzanrechnung den Weg für eine gesetzliche Umsetzung im Jahr 2019. Kollektivverträge sind das ständige Fundament für gute Arbeitsverhältnisse, sie sind der Motor für ein besseres Leben.

Von
Rainer Wimmer
Bundesvorsitzender der PRO-GE

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 2/20.

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