Die Vorbereitungen für die Arbeiterkammerwahlen sind im vollen Gange. Arbeitnehmer: innen stimmen darüber ab, wofür sich ihre Interessensvertretung in den nächsten fünf Jahren einsetzt. Aber wie kam es überhaupt dazu? Die Historikerin Brigitte Pellar erklärt, wie die „demokratischste Wahlen“ Österreichs entstanden sind.
Schlagwort – Historie
Er ist keine Staatscaritas. Der Sozialstaat ist ein Demokratieprojekt. Sein Ziel ist eine gerechtere Gesellschaft mit weniger Ungleichheit und die Chance auf Mitbestimmung nicht nur bei Wahlen. Das führt oft zu starkem Gegenwind, aber auch zu bedeutenden Fortschritten.
Polen war das erste der Länder des sogenannten Ostblockes, das sich 1989 friedlich in Richtung Demokratie bewegte. Eine zentrale Rolle kam dabei der Gewerkschaftsbewegung Solidarność zu. In Danzig steht heute auf dem Gelände der ehemaligen Lenin-Werft, in der die Bewegung ihren Ausgang nahm, das Europäische Zentrum der Solidarität. Über ein spannendes Eintauchen in ein wichtiges Kapitel europäischer Geschichte.
Ferdinand Hanusch legte das Fundament für den Sozialstaat, wie wir ihn kennen. Ohne ihn wären der 8-Stunden-Tag, die Arbeitslosenversicherung und das Kollektivvertrags- und Betriebsrätegesetz kaum vorstellbar. Vor einhundert Jahren starb der Vordenker. Eine Würdigung.
Geschichte und Gegenwart zeigen: Die Möglichkeit für gewerkschaftliche Aktion und Mitbestimmung ist ein guter Maßstab dafür, ob Demokratie funktioniert. Wo Gewerkschaftsrechte eingeschränkt oder abgebaut werden, ist Demokratiealarm angebracht.
Im Nationalratswahlkampf 1923 stand das Thema „leistbares Wohnen“ im Zentrum. Benedikt Kautsky, der damalige Chefökonom der Arbeiterkammer, verteidigte in A&W den Mieter:innenschutz.
Unter diesem Titel kritisierte Paul Blau 1973 die diskutierten Humanisierungsrezepte für die Arbeitswelt als reine Symptombekämpfung. Die tiefere Ursache für den Druck auf die Arbeitnehmer:innen sei der Verlust von Arbeitsfreude und Selbstbestimmung.
Thomas Piketty, kritischer Ökonom und Bestsellerautor, erklärte 2020 in seinem Interview „über die Ideologie des Kapitals“, warum er den Ausbau des Sozialstaats für die einzige Chance hält, den Interessen der vielen mehr Gehör zu verschaffen.
Er ist keine Staatscaritas – der Sozialstaat ist ein Demokratieprojekt. Sein Ziel sind eine gerechtere Gesellschaft mit weniger Ungleichheit und die Chance auf Mitbestimmung nicht nur bei Wahlen. Das rief und ruft oft starken Gegenwind hervor.
Die NS-Jugendpolitik verkaufte den Führerkult als Angebot der Freiheit vom gesellschaftlichen Zwang. Nur dem Führer verpflichtet, sollte die „deutsche Jugend“ den Erwachsenen zeigen, wo es langgeht. Das wirkte im demokratischen Österreich noch Jahrzehnte nach.