Die Pension wird für Frauen zur Armutsfalle

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Für Frauen kann die Pension zu einer Armutsfalle werden. | © Adobe Stock/Anke Thomass
Viele Frauen sind durch Erwerbsunterbrechnungen für Kinderbetreuung und Teilzeitarbeit von Altersarmut bedroht. Michaela Moser von der Armutskonferenz beantwortet die drei dringlichsten Fragen.
Die Coronakrise hat noch deutlicher gezeigt, wie schlecht es um die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen bestellt ist, als es ohnehin schon klar war. In der Krise waren es die Frauen, die mehr Care-Arbeit geleistet und Brüche in der Karriere in Kauf genommen haben. Schon vorher waren sie es, die verstärkt in Teilzeit gearbeitet haben. Das hat langfristige Folgen. Vor allem bei der Finanzierung der Pensionen. Frauen sind verstärkt von Altersarmut betroffen. Michaela Moser von der Armutskonferenz beantwortet Arbeit&Wirtschaft die drei wichtigsten Fragen zum Thema.

Finanzierung der Pensionen: Frauen und die Altersarmut

Die Finanzierung der Pensionen funktioniert in Österreich generationenübergreifend. Im Sozialstaat finanzieren die Beschäftigten, die gerade arbeiten, mit ihren Abgaben die Pensionen der Menschen, die nicht mehr arbeiten müssen. Je weniger Menschen auf Pensionen, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe angewiesen sind, desto leichter ist dieses System zu finanzieren. Das Ausmaß und die Qualität der Erwerbsarbeit sind dafür entscheidend.

Für viele Frauen wird die Pension jedoch zur Armutsfalle. Hintergrund ist, dass Arbeitgeber:innen 1,78 Prozent vom jährlichen Einkommen ihrer Beschäftigten auf deren Pensionskonto einzahlen. Je mehr die Arbeitnehmer:innen verdienen, desto mehr Geld sammelt sich auf diesem Konto. Für Frauen kann das eine Altersarmut sein. Denn sie erledigen verstärkt unbezahlte Care-Arbeit oder arbeiten in Teilzeit. Michaela Moser von der Armutskonferenz versucht, das Problem zu lösen.

Frauen Altersarmut. Illustration Armut in Österreich
Frauen sind in Österreich besonders von Altersarmut bedroht. | Illustration © Natalia Nowakowska
Arbeit&Wirtschaft: Ein Faktor für Altersarmut bei Frauen sind niedrige Pensionen. Der Grund dafür liegt oft in langjähriger Teilzeitarbeit. Wie kann hier gegengesteuert werden?

Moser: „Frauen zahlen einen hohen Preis fürs Sorgen. Die Übernahme unbezahlter Sorgearbeit für Kinder, Kranke oder Alte ist schwer mit Vollzeitarbeit zu vereinbaren, zumal es auch an Kinderbetreuungsangeboten mangelt. Hier braucht es ein anderes Verständnis unterschiedlicher Formen von Arbeit, verkürzte Vollzeitarbeit, die Zeit zum Sorgen lässt, ein Sozial- und Pensionssystem, das darauf besser Rücksicht nimmt, sowie eine gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern.“

Arbeit&Wirtschaft: Ein weiterer Faktor ist die niedrigere finanzielle Bewertung von Arbeit in frauendominierten Branchen wie dem Handel. Wie sieht die strukturelle Lösung aus?

Moser: „Naheliegend wäre hier das Verhandeln besserer Mindestlöhne – was offenbar schwierig ist, weswegen einiges für einen gesetzlichen Mindestlohn spricht. Letztlich braucht es Veränderungen in der Bewertung von Arbeit. Es ist inakzeptabel, dass Arbeitgeber:innen Tätigkeiten, die nun wohl alle als strukturrelevant erkannt haben, so schlecht entlohnen.“

Arbeit&Wirtschaft: Wie kann Frauen geholfen werden, die bereits in Pension und in finanzieller Not sind?

Moser: „Strukturell durch eine Systemänderung. Konkret und in akuter Not soll mit professioneller Hilfe einer Frauen- oder Sozialberatungsstelle geprüft werden, ob alle Ansprüche ausgeschöpft sind. Und welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finanzieller Art oder durch Sachleistungen es gibt. Wenn der gesundheitliche Zustand es erlaubt, schaffen Projekte wie z. B. die Lokale der „Vollpension“ Zuverdienstmöglichkeiten. Sie bieten zugleich Orte der Begegnung zwischen den Generationen. Und natürlich müsste man die Mindestpensionen auf ein existenzsicherndes Niveau anheben.“

 

Über den/die Autor:in

Alexia Weiss

Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u.a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie für das jüdische Magazin WINA sowie für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA-djp oder die Gesunde Arbeit. 2022 erschien ihr bisher letztes Buch "Zerschlagt das Schulsystem ... und baut es neu!" (Verlag Kremayr & Scheriau).

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