Inflation, Reallohn, Wachstum: Österreichs steinige Konjunkturprognose

Eine Frau steht im Supermarkt und betrachtet die Preise. Symbolbild für die Konjunkturprognose 2023 für Österreich.
Die Preissteigerung bleibt hoch, die Löhne werden kaum mitkommen. | © Adobestock/eldarnurkovic
Die Teuerung bleibt hoch, die Löhne wachsen nicht mit und die Wirtschaft stagniert. Die Konjunkturprognose für die kommenden Jahre ist ernüchternd.
Im Jahr 2022 wächst die Wirtschaft in Österreich um 4,7 Prozent. Das liegt am starken ersten Halbjahr. Im kommenden Jahr dürfte sie stagnieren. Die Inflation bleibt aber weiterhin hoch. Im Jahr 2022 lag die Preissteigerung in Österreich bei 8,6 Prozent. Für die Bürger:innen wird das zum Problem, denn die Löhne wachsen nicht im gleichen Maße wie die Preise. Die Reallohnverluste aus den Jahren 2021 und 2022 werden 2023 nicht kompensiert werden können. Das sind die zentralen Ergebnisse der Konjunkturprognose vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).

Konjunkturprognose für Österreich

Die zentrale Aussage der Konjunkturprognose vom Wifo lautet: „Der internationale Konjunkturabschwung hat im 2. Halbjahr 2022 auch die österreichische Wirtschaft erfasst.“ In Zahlen heißt das, dass die Wirtschaft im Jahr 2022 um insgesamt 4,7 Prozent wachsen werde. Allerdings nur, weil das erste Halbjahr besonders stark lief. Kein Wunder. Es war die Zeit, in der das Land aus der Corona-Starre erwachte. Im Jahr 2023 dürfte das BIP stagnieren. Es droht eine Stagflation in Österreich. Laut Wifo soll das Wirtschaftswachstum zwischen 2024 und 2027 bei etwa einem Prozent und knapp darüber liegen.

Ein Mann tankt an der Tankstelle sein Auto. Symbolbild für Inflation in Österreich ist zweistellig und die Konjunkturprognose.
Vor allem die Energiekosten haben lange Zeit die Inflation in Österreich angetrieben. Der Effekt wird in Zukunft geringer ausfallen.. | © Adobe Stock/Jo Panuwat D

Die gute Nachricht ist jedoch, dass das Wifo davon ausgeht, dass der Höhepunkt der Inflation in Österreich überschritten ist. Allerdings bleibt die Teuerung in den kommenden Jahren deutlich über den zwei Prozent, die von der Europäischen Zentralbank angestrebt werden. Im Jahr 2022 liegt die Inflation über das ganze Jahr betrachtet bei 8,3 Prozent. Für das Jahr 2023 rechnet das Wifo mit insgesamt 6,5 Prozent. In den kommenden Jahren soll die Teuerung dann immer weiter zurückgehen. Von 3,8 Prozent im Jahr 2024 auf 2,4 Prozent im Jahr 2027. Spanien hat es mit gezielten Maßnahmen allerdings geschafft, die Inflation schneller in den Griff zu bekommen.

Reallohn sinkt laut Konjunkturprognose weiter

Für die Bürger:innen bedeutet das einen Reallohnverlust. „Die Löhne und Gehälter pro Kopf wachsen 2022 empfindlich schwächer als die Verbraucherpreise“, glaubt das Wifo. Hintergrund ist, dass sich die Forderungen der Herbstlohnrunde an der rollierenden Inflation orientieren. Also an der Teuerung der vergangenen zwölf Monaten. Der Höhepunkt der Preisexplosion kam aber erst im vierten Quartal 2022. „Nach Abzug der Inflation kommt es daher wie schon im Vorjahr zu Nettoreallohnverlusten“, schließt die Konjunkturprognose.

Doch es gibt Grund zum Optimismus. Denn die bisherigen Lohnabschlüsse lagen über besagter rollierender Inflation. Beispielsweise bei den Metaller:innen und im Handel.  Das dürfte aufgrund der weiterhin hohen Teuerung auch für die noch kommenden Abschlüsse der KV-Verhandlungen gelten. „Diese Abschlüsse wirken auch in das Folgejahr fort, weshalb die Lohnsteigerungen 2024 höher ausfallen als die Inflation“, prognostiziert das Wifo. Dem Reallohnverlust aus den Jahren 2021 (minus 0,3 Prozent) und 2022 (minus 4,2 Prozent), dürften Reallohnsteigerung folgen. Nach einer Stagnation im Jahr 2023 (plus 0,4 Prozent), dürften im Jahr 2024 ein Zuwachs von 2,6 Prozent kommt.

Inflation ist hausgemacht

Die Konjunkturprognose des Wifo geht davon aus, dass die Preise für Energie deutlich zurückgehen werden. Das Problem daran ist, dass die Inflationsrate – bereinigt um Energieeinfuhren – sogar noch steigt. Von 5,0 auf 5,2 Prozent. Das bedeutet, dass bereits häufig kritisierte Preistreiber wie die Gewinn-Preis-Spirale und die Inflations-Miet-Spirale stärker wirken als die sinkenden Preise für Öl und Gas.

Auch zum Arbeitsmarkt gibt es spannende Prognosen. „Da das Arbeitskräfteangebot etwas schwächer zunimmt als die Beschäftigung, wird ein Rückgang der Arbeitslosenquote von 6,7 Prozent 2023 auf 6,4 Prozent im Jahr 2027 erwartet“, heißt es in der Konjunkturprognose. Das Wifo rechnet damit, dass es die Zahl der Arbeitskräfte jährlich um 32.000 Personen wächst. Eine Zahl, die sich aus Zuwanderung, mehr Arbeit im Alter und einer Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen ergeben soll.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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