KV-Verhandlungen der Metaller:innen beendet: Bis zu 8,9 Prozent mehr Lohn
Die KV-Verhandlungen der Metaller:innen haben in der Herbstlohnrunde einen richtungsweisenden Charakter. Schließlich geht es hier um rund 200.000 Beschäftigte in der Industrie. Die Gewerkschaft ging ursprünglich mit einer Forderung von 10,6 Prozent Lohnzuwachs in die Verhandlungen. Der Wert basierte einerseits auf der sogenannten rollierenden Inflation. Also auf der Preissteigerung der vergangenen zwölf Monate. Die betrug 6,3 Prozent. Andererseits auf der Produktivitätssteigerung. Es handelt sich dabei um die Benya-Formel.
Die Forderungen waren als durchaus angemessen. Zumal viele Unternehmen in den vergangenen Monaten Rekordgewinne eingefahren haben. Einige Firmen profitierten von der Teuerungs- und Energiekrise so stark, dass mittlerweile Rufe nach einer Übergewinnsteuer laut geworden sind. Trotzdem betrug das Angebot der Arbeitgeber:innen in den ersten Lohnrunden gerade einmal 4,1 Prozent. Aber auch nur, wenn die Beschäftigten dafür mehr 12-Stunden-Tage, mehr 60-Stunden-Wochen und mehr Wochenendarbeit leisten würden.
Warnstreik drohte
Angesichts dieses Angebots kam es zur Androhung eines Warnstreiks. Die beteiligten Gewerkschaften PRO-GE und GPE hatte sich die Streikfreigabe für die gesamte Metallindustrie vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) eingeholt. „Die Arbeitgeber versuchen nach wie vor, die Rekordergebnisse der Vergangenheit unter den Teppich zu kehren und lassen angesichts der enormen Preissteigerungen jegliches Verantwortungsbewusstsein für ihre MitarbeiterInnen vermissen. Es reicht. So können die Verhandlungen nicht weitergehen“, warfen Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) den Arbeitgeber:innen vor.
Die Arbeitgeber:innen ihrerseits sparten nicht mit Vorwürfen. „Die Gewerkschaften zeigten allerdings keinerlei Bereitschaft, von ihrer überzogenen Forderung abzurücken“, entgegnet Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI). Zuvor hatte bereits Stefan Pierer, Chef von Pierer Mobility, Öl ins Feuer gegossen: „Der Wohlstand, der in zwei Generationen aufgebaut wurde, ist nicht über Work-Life-Balance entstanden.“
Die Löhne und Gehälter steigen kräftig und nachhaltig um bis zu zu 8,9 Prozent! Damit untere Einkommen stärker profitieren, ist der Abschluss gestaffelt. Gratulation an die Gewerkschaften #PROGE und @gewerkschaftgpa!#Herbstlohnrunde #Metaller
— ÖGB (@oegb_at) November 4, 2022
Ergebnis der KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022 in der Übersicht
Das Ergebnis der Herbstlohnrunde bei den Metaller:innen ist natürlich etwas komplexer, als es einzelne Prozentzahlen wirken lassen. Die untersten Einkommensgruppen bekommen um 8,9 Prozent mehr Lohn. Im Durchschnitt gibt es 7,44 Prozent mehr. Die Ergebnisse der KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022 in der Übersicht sehen so aus:
- Anhebung aller Löhne und Gehälter um 5,4 Prozent
- Anhebung aller Löhne und Gehälter um zusätzlich 75 Euro
- Erhöhung der KV-Mindestlöhne um 7 Prozent
- Aufwandsentschädigungen steigen um 7 Prozent
- Erhöhung der Zulagen um 7 Prozent
- Steigerung der Lehrlingseinkommen in Etappen bis 2024 auf 1.050 Euro (1. Lehrjahr), 1.270 Euro (2.), 1.625 Euro (3.) und 2.110 Euro (4. Lehrjahr)
Wimmer und Dürtscher bewerten den Abschluss positiv. „Die Einigung bringt kräftige und vor allem dauerhafte Erhöhungen. Niedrige und mittlere Einkommensgruppen werden besonders berücksichtigt. Angesichts der Inflationsentwicklung war uns beim Abschluss diese soziale Komponente sehr, sehr wichtig.“ Angesichts des drohenden Warnstreiks und der Marathon-Verhandlungen spricht Wimmer allerdings auch von „Schwerstarbeit“.