Streik abgewendet: Bis zu 8,9 Prozent mehr für Metaller:innen

Arbeiter und Arbeiterin in einer Fabrik mit Helm. Symbolbild für die Ergebnisse der Herbstlohnrunde.
In der aktuellen Herbstlohnrunde sind die Metaller:innen in den zähsten Verhandlungen der vergangenen 25 Jahren. | © Adobe Stock/sittinan
Bei den KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022 kam es zu einer Einigung. Die rund 200.000 Beschäftigten erhalten bis zu 8,9 Prozent mehr Lohn. Auch die Mindestlöhne werden angehoben.
Die KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022 waren komplex. Das war zum einen der hohen Inflation, aber auch dem rauen Ton seitens der Arbeitgeber:innen geschuldet. Wegen scheinbar unüberbrückbarer Differenzen sollte es kommenden Montag, 07. November, sogar zu Warnstreiks kommen. Dazu kommt es nicht. Die Sozialpartner:innen einigten sich auf einen Lohnzuwachs von bis zu 8,9 Prozent. Im Schnitt steigen die IST-Löhne um 7,4 Prozent.

KV-Verhandlungen der Metaller:innen beendet: Bis zu 8,9 Prozent mehr Lohn

Die KV-Verhandlungen der Metaller:innen haben in der Herbstlohnrunde einen richtungsweisenden Charakter. Schließlich geht es hier um rund 200.000 Beschäftigte in der Industrie. Die Gewerkschaft ging ursprünglich mit einer Forderung von 10,6 Prozent Lohnzuwachs in die Verhandlungen. Der Wert basierte einerseits auf der sogenannten rollierenden Inflation. Also auf der Preissteigerung der vergangenen zwölf Monate. Die betrug 6,3 Prozent. Andererseits auf der Produktivitätssteigerung. Es handelt sich dabei um die Benya-Formel.

Arbeiter und Arbeiterin in einer Fabrik mit Helm. Symbolbild für die Ergebnisse der KV-Verhandlungen der Metaller 2022.
Mit dem Ergebnis wurde die rollierende Inflation übertroffen. Beschäftigte mit geringem Einkommen profitieren außerdem mehr. | © Adobe Stock/Blue Planet Studio

Die Forderungen waren als durchaus angemessen. Zumal viele Unternehmen in den vergangenen Monaten Rekordgewinne eingefahren haben. Einige Firmen profitierten von der Teuerungs- und Energiekrise so stark, dass mittlerweile Rufe nach einer Übergewinnsteuer laut geworden sind. Trotzdem betrug das Angebot der Arbeitgeber:innen in den ersten Lohnrunden gerade einmal 4,1 Prozent. Aber auch nur, wenn die Beschäftigten dafür mehr 12-Stunden-Tage, mehr 60-Stunden-Wochen und mehr Wochenendarbeit leisten würden.

Warnstreik drohte

Angesichts dieses Angebots kam es zur Androhung eines Warnstreiks. Die beteiligten Gewerkschaften PRO-GE und GPE hatte sich die Streikfreigabe für die gesamte Metallindustrie vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) eingeholt. „Die Arbeitgeber versuchen nach wie vor, die Rekordergebnisse der Vergangenheit unter den Teppich zu kehren und lassen angesichts der enormen Preissteigerungen jegliches Verantwortungsbewusstsein für ihre MitarbeiterInnen vermissen. Es reicht. So können die Verhandlungen nicht weitergehen“, warfen Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) den Arbeitgeber:innen vor.

Die Arbeitgeber:innen ihrerseits sparten nicht mit Vorwürfen. „Die Gewerkschaften zeigten allerdings keinerlei Bereitschaft, von ihrer überzogenen Forderung abzurücken“, entgegnet Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI). Zuvor hatte bereits Stefan Pierer, Chef von Pierer Mobility, Öl ins Feuer gegossen: „Der Wohlstand, der in zwei Generationen aufgebaut wurde, ist nicht über Work-Life-Balance entstanden.“

Ergebnis der KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022 in der Übersicht

Das Ergebnis der Herbstlohnrunde bei den Metaller:innen ist natürlich etwas komplexer, als es einzelne Prozentzahlen wirken lassen. Die untersten Einkommensgruppen bekommen um 8,9 Prozent mehr Lohn. Im Durchschnitt gibt es 7,44 Prozent mehr. Die Ergebnisse der KV-Verhandlungen der Metaller:innen 2022 in der Übersicht sehen so aus:

  • Anhebung aller Löhne und Gehälter um 5,4 Prozent
  • Anhebung aller Löhne und Gehälter um zusätzlich 75 Euro
  • Erhöhung der KV-Mindestlöhne um 7 Prozent
  • Aufwandsentschädigungen steigen um 7 Prozent
  • Erhöhung der Zulagen um 7 Prozent
  • Steigerung der Lehrlingseinkommen in Etappen bis 2024 auf 1.050 Euro (1. Lehrjahr), 1.270 Euro (2.), 1.625 Euro (3.) und 2.110 Euro (4. Lehrjahr)

Wimmer und Dürtscher bewerten den Abschluss positiv. „Die Einigung bringt kräftige und vor allem dauerhafte Erhöhungen. Niedrige und mittlere Einkommensgruppen werden besonders berücksichtigt. Angesichts der Inflationsentwicklung war uns beim Abschluss diese soziale Komponente sehr, sehr wichtig.“ Angesichts des drohenden Warnstreiks und der Marathon-Verhandlungen spricht Wimmer allerdings auch von „Schwerstarbeit“.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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