Mit der Arbeitszeitflexibilisierung hat die amtierende ÖVP-FPÖ-Regierung bereits allen unselbstständig Beschäftigten Einschnitte beschert. Nun legte die Koalition einen Entwurf vor, mit dem 40 Materien unter dem Schlagwort „Gold Plating“ novelliert werden sollen. Auch hier stehen die Interessen der Wirtschaft im Mittelpunkt, beklagen die beiden AK-ExpertInnen Silvia Hruska-Frank und Frank Ey im Gespräch mit A&W Online. Beschäftigte und VerbraucherInnen müssten weiter Benachteiligungen hinnehmen.
Autor*in – Alexia Weiss
Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u.a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie für das jüdische Magazin WINA, für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA-djp und sie bloggt wöchentlich zum Thema „Jüdisch leben“ auf der Wiener Zeitung. 2021 erschien ihr bisher letztes Buch "Jude ist kein Schimpfwort" (Verlag Kremayr & Scheriau).
Gold Plating reiht die Interessen der Wirtschaft und der Industrie an die erste Stelle. Eine Gesellschaft ist aber mehr als ein Wirtschaftsstandort. Ein Plädoyer für mehr sozialen Zusammenhalt und Solidarität.
Seit mehr als 20 Jahren verhandelt Franz Georg Brantner den Handelskollektivvertrag mit, inzwischen ist er gemeinsam mit Anita Palkovich von der GPA-djp hauptverantwortlich in diesem jährlichen Reigen um höhere Gehälter und bessere Rahmenbedingungen für die Beschäftigten im Handel. Arbeit & Wirtschaft bat Brantner, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Was macht einen guten Verhandler bzw. eine gute Verhandlerin aus? Wie groß ist der Druck auf das KV-VerhandlerInnen-Team?
Rund 900 KollektivvertragsverhandlerInnen demonstrierten im September bei einer Konferenz zum neuen Arbeitszeitgesetz Stärke. Sie verabschiedeten einen Forderungskatalog, den die einzelnen Gewerkschaften und BetriebsrätInnen bei den anstehenden KV-Verhandlungen in allen Branchen einbringen.
Das neue Arbeitszeitgesetz setzt ArbeitnehmerInnen massiv unter Druck. Gewerkschaften und BetriebsrätInnen müssen nun versuchen, auf Kollektivvertrags- und Betriebsebene das Ausschöpfen der Möglichkeiten durch die ArbeitgeberInnen abzuschwächen.
ÖVP und FPÖ setzten mit Unterstützung der NEOS im Juli das im Parlament um, was sich Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung seit Langem wünschten. Viele Unternehmen begrüßen die neue Arbeitszeitregelung. Der ÖGB kontert: Für diese Wünsche wären keine neuen Gesetze notwendig gewesen. Ein Überblick.
Im Parlament stimmten SPÖ und die Liste Pilz gegen das neue Arbeitszeitgesetz, das unter bestimmten Bedingungen 12-Stunden-Tage und 60-Stunden-Wochen ermöglicht. Gewerkschaft und Arbeiterkammer warnen bis heute vor den Auswirkungen der Arbeitszeitflexibilisierung für ArbeitnehmerInnen.
Barbara Teiber, die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), sieht im Gespräch mit Arbeit & Wirtschaft aber nur die Ruhe vor dem Sturm, da nun im Handel die Kollektivvertragsverhandlungen geführt werden.
Eurostat erhebt jährlich die Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten: Österreich mit 42,7 Stunden auf Platz zwei – ein anderes Bild zeichnet die von der Wirtschaftskammer gerne zitierte Aufstellung der Tarifsarbeitszeit.
In den Anfängen der österreichischen Gewerkschaftsbewegung finden sich einige Kämpfer mit jüdischer Herkunft. Dieser Aspekt wurde in der bisherigen historischen Auseinandersetzung allerdings weitgehend ausgeblendet.