Wie hoch ist der Wohlstand in Österreich?

Der Wohlstandsbericht der Arbeiterkammer
Foto (C) Michael Mazohl

Inhalt

  1. Seite 1 - Geht es den Menschen in Österreich besser?
  2. Seite 2 - Was empfiehlt der Wohlstandsbericht?
  3. Seite 3 - So funktioniert der Wohlstandsbericht
  4. Auf einer Seite lesen >
Ein Wirtschaftsaufschwung alleine reicht nicht, damit es den Menschen in Österreich besser geht. Wohlstand und Wohlergehen müssen nachhaltiger gestaltet werden. Der Wohlstandsbericht 2021 zeigt, wie das gehen kann.
Es ist ein neoliberaler Mythos, dass sich Glück, Wohlstand und Wohlergehen in Arbeitsmarktzahlen und der Höhe des Bruttoinlandsproduktes messen lassen. Die Wirklichkeit ist komplizierter und der Wohlstandsbericht 2021 der Arbeiterkammer bildet sie ab – und zwar anhand von fünf Eckpunkten, denen jeweils mehrere Indikatoren untergeordnet sind:

  • Fair verteilter materieller Wohlstand
  • Vollbeschäftigung und gute Arbeit
  • Hohe Lebensqualität
  • Intakte Umwelt
  • Ökonomische Stabilität

Und tatsächlich: Es geht bergauf. Zumindest im Vergleich zum krisengeschüttelten Vorjahr. Die Folgen der Coronapandemie sind in zentralen Punkten des Wohlstandsberichtes 2021 (hier geht es zum Wohlstandsbericht 2022)immer noch spür- und messbar. Auch in den Bereichen, in denen es zu einer klaren Verbesserung der Lebenssituation gekommen ist, konnte das Vorkrisenniveau nicht erreicht werden.

Geht es den Menschen in Österreich grundsätzlich besser?

Von dreißig Indikatoren des Wohlstandsberichts werden gerade einmal zehn positiv bewertet. Das ist immerhin eine Verbesserung zum Vorjahr. Als die Corona-Pandemie im Jahr 2020 auf dem Höhepunkt war, bewerteten die in Österreich lebenden Menschen nur acht positiv. Beim kurzfristigen Ausblick auf das kommende Jahr sind es sogar nur fünf Indikatoren.

Einen Fortschritt gibt es bei den Eckpunkten „Lebensqualität“ und „intakte Umwelt“. Wie nicht anders zu erwarten, schneidet der Punkt „Vollbeschäftigung und gute Arbeit“ zwar besser ab als im Vorjahr – schließlich befindet sich Österreich gerade in einem wirtschaftlichen Aufschwung – das Vorkrisenniveau kann jedoch noch nicht erreicht werden.

Wohlstand und Erwerbsarbeit

Der aktuelle Wirtschaftsaufschwung führe beim Eckpunkt „Vollbeschäftigung und gute Arbeit“ zu einem grundsätzlich optimistischen Blick in die Zukunft, heißt es im Wohlstandsbericht 2021 der Arbeiterkammer. Aber: „Der Ausblick bleibt aber angesichts der unsicheren Rahmenbedingungen brüchig: Einerseits bleibt unklar, inwieweit die Pandemie tatsächlich überwunden ist oder erneut Maßnahmen in Richtung Lockdown einzelner oder aller Bereiche ergriffen werden müssen.“

Wer auf den Gesamtzeitraum des Wohlstandsberichts blickt – also alle Erhebungen seit 2017 – erkennt eine negative Tendenz. Vor allem die Unterpunkte „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung“, „unbezahlte Arbeit“ und „Qualität der Arbeit“ sorgen hier dafür, dass Österreich seinen Entwicklungszielen hinterherhinkt. Immerhin wird der Punkt „Mitbestimmung“ positiv bewertet, was langfristig zu besseren Arbeitsbedingungen und Entlohnungen führen könnte.

Lebensqualität und Umwelt in Österreich

„Lebensqualität ist wohl das unmittelbarste Bewertungskriterium für Wohlstand“, heißt es im Wohlstandsbericht. Weswegen es sich dabei auch um einen der Eckpunkte handelt. Der Gesamteindruck sei aufgrund „der wieder in Gang kommenden Wirtschaft und dem Sinken der Arbeitslosigkeit“ positiv. Die Unterkategorien „Lebenszufriedenheit“ und „physische Sicherheit“ werden positiv bewertet: „Weiterhin gilt, dass das Niveau der Lebensqualität in Österreich insgesamt sehr hoch ist, auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.“

Ein weiterer zentraler Aspekt des Wohlstandsberichts 2021 der Arbeiterkammer ist eine intakte Umwelt. Nur mit ihr kann langfristig Wohlstand gesichert werden. In diesem Bereich ergibt sich ein positiver Mittelwert. Vor allem der stark genutzte öffentliche Verkehr trägt hier zu einem positiven Gesamtwert bei. Trotz allem mahnt der Bericht auch: „In der Energie- und Klimapolitik insgesamt besteht hingegen weiterhin großer Handlungsbedarf, auch vor dem Hintergrund der nachgeschärften politischen EU-Zielsetzungen für 2030 („Fit for 55“).“

Ökonomische Stabilität

Nachhaltiges Wachstum und ein Strukturwandel sollen die Resilienz der Gesamtwirtschaft erhöhen. So sollen Länder krisenfester werden. Kein Wunder. „Kommt es zur Verfestigung einer Krise, ist kontinuierliche ökonomische Entwicklung nicht und gesellschaftlicher Fortschritt kaum möglich“, mahnt der Wohlstandsbericht. Zwar würde die Bewertung des Indikators „ökonomische Stabilität“ stagnieren, dies sei jedoch im Kontext einer globalen Pandemie und Wirtschaftskrise ein Erfolg.

Der Wohlstandsbericht 2021 fasst die aktuelle Situation so zusammen: „Die durch die Covid-19-Pandemie ausgeloste Sozial- und Wirtschaftskrise führte im vergangenen Jahr zu deutlichen Rückschritten bei der nachhaltigen Entwicklung von Wohlstand und Wohlergehen. Die diesjährige Bewertung fällt wieder etwas positiver aus, jedoch wird das Niveau von vor der Pandemie noch nicht wieder erreicht.“

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Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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