1920 kündigte sich eine leichte Erholung der Wirtschaft an und in Wien begann ein konsequenter Kampf gegen die Tbc. Doch ab 1922 folgte der zweite Wirtschafseinbruch. Der Kampf um höhere Arbeitslosenunterstützung und besseren Bedingungen bei Kurzarbeit begleitete ab jetzt die Tätigkeit der Gewerkschaft und die neu gegründete Arbeiterkammer.
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Aus der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 haben wir praktisch nichts gelernt. Wollen wir jetzt zurück zum Status Quo vor der Pandemie – oder unsere Gesellschaft auf anderen, gesunden Grundlagen neu organisieren? Ein Kommentar von Wirtschaftsanwalt Leopold Specht.
Vor 100 Jahren hieß die Pandemie Spanische Grippe. Sie führte aber nicht zu Wirtschaftsproblemen, sondern platzte mitten in eine Gesundheits- und Hungerkrise, die bereits da war. Es traf die Armen.
Redaktionelle Richtigstellung
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Kollektivvertragspolitik sind ganz anders als in der Blütezeit der 1970er-Jahre. Damals nahmen die Unternehmen die gesamtwirtschaftlich verantwortungsvolle
Lohnpolitik der Gewerkschaften noch dankbar an.
„Sinnfällig bezeugen diese gemeinsamen Vereinbarungen, wie sich durch den Einfluss der gewerkschaftlichen Organisation die Zeiten geändert haben. Früher herrschte in der Fabrik ein schrankenloser Absolutismus, nun müssen sich die Fabriksherren die Einrede der Arbeitervertreter gefallen lassen.“
Der Tarifvertrag in der österreichischen Eisen-, Metall- und Maschinenindustrie
Wien 1908
Wie die Sozialwirtschaft haben die privaten Bildungseinrichtungen in den KV-Verhandlungen um eine 35-Stunden-Woche gekämpft. Wer mit hohem Einsatz Wissen teilt, verdient entsprechenden Lohn und Erholungszeit.
Ein Lokalaugenschein in Wien-Floridsdorf.
Das Aushandeln von Kollektivverträgen ist die Kernkompetenz der Gewerkschaften. Dafür kommen zahlreiche ExpertInnen, BetriebsrätInnen und FunktionärInnen über das ganze Jahr hinweg zum Einsatz.
Im europäischen Vergleich ist Österreich mit der Abdeckung durch einen Kollektivvertrag von 98 Prozent der Beschäftigten ein Positivbeispiel. In den KVs sind viele Rechte für Beschäftigte verankert, zugleich nehmen sie oft eine Vorreiterrolle ein: Viele soziale Fortschritte wie die Arbeitszeitverkürzung wurden zunächst dort vereinbart, bevor sie Eingang ins Gesetz fanden. Manche Dinge sind aus gutem Grund nur im KV verankert, dazu zählt etwa der Mindestlohn. Die Gewerkschaften haben erreicht, dass dieser in allen Branchen bei 1.500 Euro liegt. Das nächste Ziel: 1.700 Euro.
Der Kampf für mehr Gerechtigkeit wird von den Gewerkschaften täglich geführt. Ein wichtiger Pfeiler in diesem Ringen um mehr Verteilungsgerechtigkeit sind jene mehr als 450 Kollektivverträge, die jährlich neu verhandelt und verbessert werden.