Mutig in die neuen Zeiten

Europa im Aufbruch: Mehr Rechte für Arbeitnehmer:innen. Gleichzeitig wollen Rechtspopulisten die Demokratie zerbröseln. Wir haben da gehörig was mitzureden!

Standpunkt

Irene Steindl
Chefredaktion

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Neulich gestanden mir meine Eltern, dass sie in den 1990er-Jahren gegen einen Beitritt Österreichs zur EU waren. Sie befürchteten, wie viele andere auch, die gewohnte (neutrale) Demokratie und Souveränität gegen einen ungewissen Bürokratieapparat einzutauschen. Letztendlich haben sie doch für Europa gestimmt, weil „wir Kinder“ sollten eine gute Zukunft haben. Wir sollten in Frieden und Freizügigkeit leben.

Heute, fast 30 Jahre später, zähle ich selbst zu einer Generation, die vor Entscheidungen von großer Tragweite steht. Wie wir auf die Klimakrise reagieren, ist zukunftsweisend. Um den globalen Herausforderungen gerecht zu werden, benötigen wir vor allem den Blick über den nationalstaatlichen Tellerrand auf das große Ganze. Denn längst sind wir global vernetzt, wirtschaftlich verflochten und eine Pandemie schert sich ohnehin nicht um Ländergrenzen.

Eine gewisse Zuversicht gibt uns, was in den vergangenen Jahren auf europäischer Ebene im sozialen Bereich gelungen ist. Errungenschaften wie die Lohntransparenzrichtlinie oder die Richtlinie für Europäische Mindestlöhne sind Meilensteine und weisen den Weg in ein vielbeschworenes „soziales Europa“. Zu verdanken haben wir diese Errungenschaften Gewerkschafter:innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die mit ihrem Kampf gezeigt haben: Wir wirken! Es dauert, aber wir wirken!

Gleichzeitig sehen wir, wie demokratische Strukturen zunehmend bröckeln und die Rechte der Arbeitnehmer:innen bedroht sind, sobald Rechtspopulisten an die Macht gelangen. Dort, wo Demokratien ins Wanken geraten, geht es Gewerkschafter:innen als erste an den Kragen. Im nächsten Jahr werden wir das Europäische Parlament wählen, das Herzstück unserer Demokratie. Zu behaupten, dass uns Europa nichts angeht, wäre nicht nur kurzsichtig, sondern auch gefährlich. Als bekennende Europäerin bin ich dankbar, dass meine Eltern ausreichend Weitsicht hatten, über den Tellerrand zu blicken und Ja zur Europäischen Union zu sagen. Weil Europa, das sind wir alle.

Apropos Ja sagen: Ich freu mich, als neue Chefin vom Dienst der Arbeit&Wirtschaft mit Ihnen durch die vielfältigen Seiten dieser Ausgabe zu reisen. Und begrüße Sie hiermit mit einem herzlichen „Glück auf!“

In dieser Ausgabe:

  • Wir erkämpfen
    Ob Mindestlohnrichtlinie oder Transparenzrichtlinie – vermehrt zeigt die EU ihr soziales Antlitz. Nur soziale Kosmetik, oder sind wir auf dem Weg in eine Sozialunion? Alexia Weiss hat für diese Coverstory die Kämpfer:innen für eine soziale EU aufgespürt.
  • Wozu eine EU-Richtlinie für Mindestlöhne?
    Die große Frage beantwortet Thorsten Schulten
  • Kein Grund, bescheiden zu sein
    EP-Vizepräsidentin Evelyn Regner im großen Interview
  • Wegwerfen in Mode
    Wie Fast Fashion das Klima strapaziert
  • Die Macht des Konsens
    Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss ist ein wichtiges Gegengewicht zum Lobbyismus-Dschungel in Brüssel. Seit April 2023 ist Oliver Röpke Präsident des EWSA und damit erster österreichischer Gewerkschafter an dessen Spitze. Christian Bunke hat ihn zum Interview getroffen
  • Kehrt der Arbeitskampf zurück?
    Seit Monaten schwappt eine Streikwelle über Europa. Die Inflation ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum europaweit Tausende Menschen protestieren. Georg Sander hat Gewerkschafter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien gefragt: Was ist da los bei euch?
  • Was möchte ich im Europapraktikum lernen?
    3 Sozak-Teilnehmer:innen in den Blitzlichtern
  • Mission Possible
    Betriebsrät:innen stärken Serbiens Beschäftigten den Rücken
  • Wann, wenn nicht jetzt
    Ein streitbarer Aufruf zum Kampf um Demokratie
  • 100 Jahre A&W
    1964–1973: Über die „Blütezeit der Sozialpartnerschaft“
  • Griechenland, sind wir das alle?
    Nichtalle sind von den neuen Fiskalregeln begeistert
  • Neue Eurovisionen
    Europäische Betriebsrät:innen pochen auf mehr Rechte.
  • Der Reiz der dicken Brieftasche
    Mit der Neuen Seidenstraße betreibt China auch Geopolitik
  • Gemeinsam global
    Warum eine Krisenlösung international sein muss
  • Europa der Gewerkschaften
    EGB – seit 50 Jahren für Europas Arbeitnehmer:innen
  • Verjüngungskur für Europa!
    Das letzte Wort hat Tugba Ünal
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