Jugend fordert Zukunft

Illustration (C) Miriam Mone, Fotos (C) Markus Zahradnik

Inhalt

  1. Seite 1 - Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität
  2. Seite 2 - Zukunftsängste im Job
  3. Seite 3 - Die Wurzel der Probleme
  4. Seite 4 - Von der Theorie zur Praxis
  5. Seite 5 - Nächster Halt: Strukturwandel
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Junge Menschen stehen heutzutage vor zahlreichen Herausforderungen. Die Welt ist unsicherer geworden. Krieg, Teuerungen und Klimakrise bestimmen die Gegenwart, während die Pandemie immer noch nachwirkt. Wie schauen junge Arbeitnehmer:innen in die Zukunft und was brauchen sie, um diese zu gestalten?
Ilkim Erdost beschäftigt sich schon lange mit diesen Fragen. Zuvor als Geschäftsführerin der Wiener Jugendzentren und heute als Bereichsleiterin für Bildung und Konsumentenschutz bei der AK Wien, hat sie eine Priorität: der Jugend mehr Mitbestimmung zu ermöglichen. Sie findet: „Es muss mit den Jungen gesprochen werden und nicht über sie.“

Es muss mit den Jungen gesprochen werden und nicht über sie. 

Ilkim Erdost, Bildung und Konsumentenschutz, AK Wien

Die vergangenen Monate haben Verzicht bedeutet

Zukunft geht nicht ohne die Jugend. Da ist sich Ilkim Erdost sicher. Allerdings gebe es viele Herausforderungen: „Pandemiefolgen, Absicherung des Sozialstaates und Klimakrise betreffen besonders die junge Generation.“ Die vergangenen Monate hätten für die Jugendlichen vor allem Verzicht bedeutet. Ihnen fehle es an Erfahrungen und Gemeinschaft. „Junge Menschen kämpfen mit hohen Mieten, Teuerung und Wettbewerbsdruck im Job und im Privaten.“ Es sei aber eigentlich nicht die Jugend, die sich in der Krise befinde: „In der Krise sind die Art und Weise, wie wir wirtschaften und arbeiten – aber nicht unsere Kinder und Jugendlichen. Die sind fit und alert.“ Das gelte es zu nutzen: „Die Politik kann es sich nicht leisten, auf die Jungen zu vergessen. Es ist ihre Zukunft, um die es geht. Deshalb müssen junge Menschen in alle Zukunftsfragen mit eingebunden werden.“

Infografik: Dringendste politische Anliegen der Jugend

Zwei Aspekte hebt Ilkim Erdost besonders hervor: einen politischen und einen betrieblichen. Politisch geht es ihr um die Frage des Wahlrechts. „Viele in Österreich geborene junge Menschen besitzen kein Wahlrecht. Daran ist das restriktive Staatsbürgerschaftsrecht schuld. Damit haben wir sie vom demokratischen System ausgeschlossen.“ Das könne nicht sein: „Hier geborene Menschen müssen ein Wahlrecht besitzen.“ Das unterstreichen die Zahlen des Integrations- und Diversitätsmonitors der Stadt Wien: 30 Prozent haben aufgrund einer fehlenden österreichischen Staatsbürgerschaft kein Wahlrecht, bei den 20- bis 24-Jährigen sind es sogar 38 Prozent.

Die Jugend hat Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität

Doch die Demokratie dürfe nicht am Werkstor enden. „Was als Fachkräftemangel von manchen Branchenvertreter:innen oft beklagt wird, ist im Grunde ihr Mangel an Respekt gegenüber der Arbeit, die geleistet wird“, so Ilkim Erdost. Diesen Mangel an Respekt trage die Jugend nicht länger mit: „Billige Arbeitskraft sein, nicht mitreden dürfen und immer kuschen, wenn der Chef seltsame Aufträge gibt – unsere Jugendlichen lassen sich das nicht mehr gefallen. Die Zeiten sind vorbei.“

Sandra Spiroch über die Forderungen der Jugend.

Sandra Spiroch ging es bei der Berufswahl auch darum, ein stabiles Leben aufbauen zu können – besonders in instabilen Zeiten.Tatsächlich beschäftigt heute viele Lehrlinge die Frage nach der Zukunft und die Suche nach einem stabilen Leben in instabilen Zeiten. So berichtet Sandra Spiroch, Jugendvertrauensrätin bei den Wiener Netzen, von Diskussionen mit ihrer Verwandtschaft: „Ich habe mit meinen Eltern über die Arbeit bei den Wiener Netzen geredet. Die haben mir dazu geraten. Es ist ein sicherer Job. Sie haben gemeint: Du möchtest ja bis zur Pension dort bleiben.“ Für Spiroch scheint sich der Rat der Eltern gelohnt zu haben. Die seit 2019 ausgelernte Bürokauffrau fühlt sich wohl in dem Unternehmen: „Es ist wie eine Familie. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Und auch während der Pandemie gab es bei uns keine Sorgen und keine Entlassungen.“

Ich habe mit meinen Eltern über die Arbeit bei den Wiener Netzen geredet. Die haben mir dazu geraten. Es ist ein sicherer Job. Sie haben gemeint: Du möchtest ja bis zur Pension dort bleiben. 

Sandra Spiroch, Jugendvertrauensrätin bei den Wiener Netzen

Gesundheit der Lehrlinge

Die Klimakrise findet Spiroch wichtig, doch es sind vor allem die Auswirkungen von Covid-19, die sie derzeit beschäftigen: „Die Gesundheit der Lehrlinge steht für uns im Jugendvertrauensrat derzeit im Vordergrund. Die Pandemie hat den jungen Leuten zugesetzt. Man hat auf uns vergessen, dabei sind wir die Zukunft.“

Ähnlich sieht es Irene Stefka, Bürokauffrau bei den Wiener Linien und Jugendvertrauensratsvorsitzende. Ihr ist wichtig, dass ihr Arbeitsplatz Stabilität für die Lebensplanung bietet. „Die Wiener Linien sind ein sicherer Arbeitsplatz“, sagt sie. „Immer mehr Leute verhalten sich umweltbewusst und fahren mit den Öffis. Das U-Bahn-Netz wird ausgebaut. Es gibt mehr Busse und Straßenbahnen.“ Als Beispiel für die Zukunftsfähigkeit ihres Arbeitsplatzes führt Stefka den Bau der sogenannten „Lehrwerkstätte 2.0“ in Wien-Simmering an. Dort werden aktuell 200 Lehrlinge ausgebildet. Mit dem Neubau sollen es ab Herbst 2023 bis zu 480 sein, also doppelt so viele. „Da wird viel mit nachhaltigen Materialien gebaut. Es kommen neue Technologien und Digitalisierung“, erzählt sie.


Die Jugend hat Zukunftsängste im Job

„Es wird Zeit, dass die Politik sich bewusst wird, dass wir jungen Menschen die Zukunft sind“, fordert Aylin Durukan.

Dass Zukunftsangst unter der Jugend und Lehrlingen ein großes Thema ist, das findet Sarah Popernitsch, die im Jugendvertrauensrat der Stadt Wien aktiv und außerdem stellvertretende Landesjugendvorsitzende der Gewerkschaft younion ist. Vielen jungen Kolleg:innen bereitet die drohende Klimakatastrophe Sorgen: „Die Klimakrise betrifft uns junge Leute überproportional stark. Die Emissionen müssen in neun Jahren um die Hälfte gesunken sein, um das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu halten. Da müssen alle an einem Strang ziehen.“ Unter den Lehrlingen äußere sich das oft in individuellen Lebensentscheidungen. „Beim Führerschein fällt mir oft auf, dass Lehrlinge fragen: Soll ich den machen? Brauche ich den wirklich? Viele fahren lieber mit dem Zug oder ernähren sich vegan. Eine Freundin hat mir gesagt, dass ihr das Klimathema echt auf die Psyche schlägt. Sie hat Angst, durch ihr Verhalten die eine Person zu sein, die Schuld daran hat, dass das 1,5-Grad-Ziel nicht erreicht wird.“

Die Klimakrise betrifft uns junge Leute überproportional stark. Die Emissionen müssen in neun Jahren um die Hälfte gesunken sein, um das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu halten. Da müssen alle an einem Strang ziehen. 

Sarah Popernitsch, Mitglied im Jugendvertrauensrat der Stadt Wien

Aylin Durukan kennt diese und viele weitere Probleme aus eigener Erfahrung. Seit 2016 ist sie Jugendvertrauensrätin. Ihre Ausbildung zur Bürokauffrau hat sie bei den Wiener Netzen gemacht. „Die meisten Probleme fallen uns in persönlichen Gesprächen auf“, sagt sie. Diese seien unbedingt nötig, um überhaupt erst das Vertrauen einer Person zu gewinnen. „Meistens ist es sehr schwierig für die Personen, über ihre Sorgen offen zu sprechen. Auch deshalb, weil sie meistens im Betrieb nicht ernst genommen wurden beziehungsweise ihnen nie zugehört wurde. Wir gehen auf die Personen zu und versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden.“

Psychosoziale Infrastruktur gefordert

Dies dürfe aber nicht auf der individuellen Gesprächsebene stehen bleiben, findet Durukan. Die Politik sei auf vielen Ebenen gefordert. „Es braucht einen Ausbau der psychosozialen Infrastruktur sowie kostenlose Psychotherapie. Berufsschulgebäude brauchen dringend eine Modernisierungs- und Digitalisierungsoffensive. Und die Lehre muss attraktiver gemacht werden. Lehrlinge verdienen dieselbe Wertschätzung wie AHS- oder HAK-Schüler:innen.“ Außerdem müsse das Schulstartgeld auf die Sekundarstufe 2 ausgeweitet werden. Der Facharbeiter:innenfonds gehöre verdoppelt. „Es wird Zeit, dass die Politik sich bewusst wird, dass wir jungen Menschen die Zukunft sind. All die Probleme, die sie jetzt ignorieren, werden fatale Auswirkungen in der Zukunft bringen.“


Die Jugend will an die Wurzel der Probleme gehen

Sarah Popernitsch appelliert: „Die Klimakrise betrifft uns junge Leute überproportional stark. Es müssen alle an einem Strang ziehen.“

Derartige Maßnahmen würden einen ersten Versuch einer symptomatischen Bekämpfung der immer unvermittelter auf die Menschen in Österreich einprasselnden Krisenphänomene darstellen. Es stellt sich aber auch die Frage, wie die Probleme an ihrer Wurzel angegangen werden können. Antworten darauf versucht das 2019 veröffentlichte Papier „Just Transition – Klimaschutz demokratisch gestalten!“ zu finden. Dieses Papier wurde neben der AK Wien von den Einzelgewerkschaften PRO-GE, vida und younion unterzeichnet. Daneben gehören die NGOs Attac, Global 2000 sowie Greenpeace zu den Initiatoren sowie die Gruppe „System Change not Climate Change“.

Manche der im Dokument angesprochenen Themen sind inzwischen in Österreich angekommen. So heißt es zu Beginn des „Just Transition“-Papiers über die kommenden Auswirkungen der Klimakrise: „Personen mit geringem Einkommen werden sich Lebensmittel, Energie und Mobilität nicht mehr leisten können – auch in Österreich.“ Es reicht ein kurzer Blick auf die eskalierende Teuerungsrate bei Lebensmitteln, Strom oder Gas, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu erkennen.

Der Klimakrise mit einem Strukturwandel begegnen

„Just Transition“, zu Deutsch: „gerechter Übergang“, fordert eine umfassende gesellschaftliche Umgestaltung, um der Klimakrise zu begegnen. Angedacht ist ein „demokratischer Prozess, der Mitsprache und Mitentscheidung auf allen Ebenen ermöglicht: in den Betrieben, auf der Ebene von Gemeinden und Ländern bis hin zur bundesweiten, europäischen und internationalen Ebene“. Voraussetzung dafür sei ein gut ausgebauter Sozialstaat, um „Veränderungen sozial gerecht zu begleiten“. Nur so könne „ein gerechter Übergang für alle sichergestellt werden“.


Von der Theorie zur Praxis

Für Irene Stefka bedeutet ein stabiler Arbeitsplatz, dass das Unternehmen zukunftsfähige Arbeitsplätze anbietet.

Für Richard Tiefenbacher, den Vorsitzenden der ÖGJ, ist eines klar: Ein solcher Übergang ist nur gemeinsam mit den arbeitenden Menschen möglich. „Arbeitnehmer:innen und vor allem junge Menschen müssen aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Nur so ist ein sozial gerechter Wandel zu einer ökologischen Wirtschaft möglich.“ Dies gelte auch im Hinblick auf den Arbeitsmarkt. „Klar ist, grüne Jobs müssen auch gute Jobs sein“, so Tiefenbacher. „Nur gemeinsam können wir ein gutes Leben für alle erkämpfen. In der Klimafrage heißt das, dass sogenannte grüne Jobs auch immer gute Jobs mit einer fairen, kollektivvertraglich gesicherten Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen sein müssen.“

Eine ganze Reihe von Branchen erfahre durch die Klimakrise einen Bedeutungszuwachs. Die von Tiefenbacher aufgezählte Bandbreite reicht von der Abfall- und Ressourcenwirtschaft über die Energie- und Gebäudetechnik bis hin zur Forschung. „Hier braucht es Qualifizierungs- und Umschulungsprogramme, damit Arbeitnehmer:innen nicht auf der Strecke bleiben.“ Auf einem „toten Planeten“ gebe es „weder Leben noch Jobs“, gibt sich Tiefenbacher überzeugt. „Deshalb brauchen junge Menschen ein Angebot an klimafreundlichen Lehrstellen und Ausbildungen.“

Klar ist, grüne Jobs müssen auch gute Jobs sein. 

Richard Tiefenbacher, Vorsitzender der ÖGJ

Den Übergang kann eine Chance sein

Dass gerade für Lehrlinge die Frage des Übergangs nicht nur Probleme, sondern auch Chancen bedeutet, sieht Thomas Moldaschl von der Abteilung Lehrausbildung und Bildungspolitik der AK Wien. „Das sind zwei Ebenen, auf denen der Klimaaspekt abgebildet ist“, sagt Moldaschl. „Vieles baut auf bestehende Lehrberufe auf.“ So gibt es etwa in der Elektrotechnik das Spezialmodul „erneuerbare Energie“, bei Kfz den Bereich „Elektromotoren“ und im Bereich Photovoltaik Schulungen für Dachdecker:innen. Gefragt sei auch der Lehrberuf Installations- und Gebäudetechnik. „Hier geht es unter anderem um den Austausch von alten Öl- und Gasheizungen.“

Allerdings hänge viel davon ab, welches technische Know-how in einem Ausbildungsbetrieb vorhanden sei. „Man muss Betriebe viel mehr dabei unterstützen, Klimatechnik zu vermitteln. Vor allem Kleinbetriebe, die einen großen Teil der Lehrausbildung ausmachen, stehen dabei vor Herausforderungen. 60 Prozent aller Lehrlinge sind in Betrieben, die weniger als 250 Beschäftigte haben. 15 Prozent sind in Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten.

Jugend: Mehr Betriebe müssen ausbilden

Diesen Betrieben muss man zur Seite stehen.“ Tue man dies nicht, habe dies für die Lehrlinge nachteilige Konsequenzen: „Wenn sich zum Beispiel ein Lehrbetrieb nicht mit dem Wechsel von Ölheizungen befasst, dann können den Jugendlichen diese Inhalte nicht vermittelt werden.“ Gleichzeitig gebe es nicht genug Betriebe, die ausbilden, also in die Qualifikation investieren. „Genau die braucht es aber, um den Wandel in der Breite zu verankern. Unternehmen sollten bereit sein, mehr Geld für Nachhilfeunterricht in die Hand zu nehmen oder Lehrlinge in Weiterbildung zu schicken. Denn fehlt diese Bereitschaft, bleibt es nur beim chronischen Jammern.“

Die Inhalte von Berufen ändern sich. Aber viele Berufe an sich bleiben erhalten. So wird es auch in Zukunft Maurer:innen geben. Der Schwerpunkt verlagert sich aber auf klimafreundliche Materialien und Techniken. 

Thomas Moldaschl, Abteilung Lehrausbildung und Bildungspolitik der AK Wien

Manchen Berufen fehle auch einfach die Attraktivität, weswegen junge Fachkräfte zunehmend fernblieben. Dies sei zum Beispiel in der Pflege der Fall. „Hier gibt es keinen Mangel an Interesse. Aber aufgrund langer Arbeitszeiten, schlechter Arbeitsbedingungen und niedriger Gehälter steigen die Leute nach einigen Jahren aus dem Beruf aus. Das ist ein von den Betrieben hausgemachter Mangel.“ Nicht in allen Fällen müsse das Rad neu erfunden werden, meint Moldaschl. „Die Inhalte von Berufen ändern sich. Aber viele Berufe an sich bleiben erhalten. So wird es auch in Zukunft Maurer:innen geben. Der Schwerpunkt verlagert sich aber auf klimafreundliche Materialien und Techniken, zum Beispiel in der Wärmedämmung. Auch in der Kfz-Branche wird es noch sehr lange Verbrennungsmotoren geben und daher Fachkräfte brauchen, die sich mit deren Wartung und Instandhaltung auskennen.“


Beginn einer Debatte

Das sieht auch Lucia Steinwender: Klimagerechtigkeit und Gewerkschaftsbewegung gehören zusammen.

Dass eine Strategie des gerechten Übergangs differenzierte Antworten geben müsse, dieser Meinung ist Michael Soder, Abteilung Wirtschaftspolitik der AK Wien. Er macht deutlich: „Der Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft betrifft auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, produzieren und konsumieren.“ Er sieht Staat und Unternehmen in der Pflicht, für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen. Der Strukturwandel verlange „eine Anpassung oder Weiterentwicklung bestehender Qualifikationen und Fähigkeiten“. Der Arbeitsmarktpolitik und den Unternehmen komme die Aufgabe zu, entsprechende Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote einzurichten. Hier braucht es eine Ausweitung des Fachkräftestipendiums sowie einen Rechtsanspruch auf ein existenzsicherndes Qualifizierungsgeld während der notwendigen Aus- und Weiterbildung.“ Daneben sei es nötig, keinen zurückzulassen. „Menschen, die im Zuge der Transformation ihren Arbeitsplatz verlieren, soll dabei ein nachhaltiger Arbeitsplatz zu einem sozialpartnerschaftlich festgelegten Mindestlohn und entsprechenden Qualitätsanforderungen garantiert sein.“

Menschen, die im Zuge der Transformation ihren Arbeitsplatz verlieren, soll dabei ein nachhaltiger Arbeitsplatz zu einem sozialpartnerschaftlich festgelegten Mindestlohn und entsprechenden Qualitätsanforderungen garantiert sein. 

Michael Soder, Abteilung Wirtschaftspolitik der AK Wien

Klimagerechtigkeit und Gewerkschaftsbewegung gehören zusammen

Ähnliche Fragen werden auch schon längst unter den jungen Aktivist:innen der Klimabewegung diskutiert. Eine von ihnen ist Lucia Steinwender von der Gruppe „System Change not Climate Change“. Sie war am 1. Mai auf der Straße, um zu zeigen: Klimagerechtigkeit und Gewerkschaftsbewegung gehören zusammen. Zwar habe die Klimabewegung hier noch deutlichen Aufholbedarf, es gebe aber inzwischen auch positive Beispiele: „In Deutschland haben Klima-Aktivist:innen sich mit Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr solidarisiert, um sie bei ihren Kollektivvertragsverhandlungen zu unterstützen“, sagt Steinwender. „In München gab es eine Vernetzung zwischen der Klimabewegung und Beschäftigten beim Autozulieferer Bosch, um sich gegen Arbeitsplatzabbau zu wehren. Ähnliches müsste auch in Österreich möglich sein.“

Aber Diskussionsbedarf gebe es auch. Steinwender findet: „Bislang finden solche Debatten viel zu stark auf der Funktionärsebene statt. Es ist aber wichtig, die Beschäftigten und die Produzent:innen selbst einzubinden.“ Erste konkrete Pläne für die Gestaltung eines solchen Prozesses gibt es bereits. „Für das nächste Frühjahr plant die Arbeiterkammer eine Akademie für sozialen und ökologischen Umbau, um die Arbeiter:innenbewegung, Wissenschaftler:innen und die Klimabewegung zusammenzubringen. Wir wollen dort voneinander lernen, Positionen verstehen und Unterschiede begreifen.“ Damit es hoffentlich etwas wird, mit der Zukunft.

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