Herbstlohnrunde: Inflationsausgleich und 2.000 Euro kollektivvertraglichen Mindestlohn

Wolfgang Katzian bei einer Rede Preise runter Herbstlohnrunde Inflation Mindestlohn
Mit angemessenen Forderungen und den Fakten auf seiner Seite geht ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian in die Herbstlohnrunde. | © Adobe Stock/ÖGB
Die Herbstlohnrunden stehen an und die Chefverhandler:innen der Gewerkschaften haben sich auf Eckpunkte geeinigt. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian präsentierte die Forderungen.
Die Herbstlohnrunde fällt in Zeiten enormer Inflation. Umso wichtiger ist der Erhalt der Kaufkraft. Wolfgang Katzian, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), hat die Forderungen präsentiert, mit denen die Chefverhandler:innen der Gewerkschaften auf die Arbeitgeber:innen zugehen werden. Neben dem Ausgleich der Inflation fordern sie vor allem einen höheren kollektivvertraglichen Mindestlohn.

Forderungen für die Herbstlohnrunde

Ein Kernthema ist die Absicherung und Stärkung der Kaufkraft, fasst Katzian die Forderungen kurz zusammen. „Es geht nicht nur darum, die Inflationsrate abzugelten, sondern ebenso, die Inlandsnachfrage zu stabilisieren. Sie ist eine der großen Säulen der österreichischen Volkswirtschaft.“ Letztlich sind angemessene Lohnabschlüssen die wirksamste Anti-Teuerungsmaßnahme. Denn ein angekurbelter Konsum hilft auch den Firmen.

Wolfgang Katzian bei einer Rede Preise runter Herbstlohnrunde Inflation Mindestlohn
Wolfgang Katzian, ÖGB-Präsident, präsentiert die Eckpunkte der Herbstlohnrunde: Höherer Mindestlohn und Inflationsausgleich. | © Adobe Stock/ÖGB

Zweites Kernthema der Herbstlohnrunde werde der kollektivvertragliche Mindestlohn sein, betonte Katzian. Der wurde im Jahr 2018 beschlossen und auf 1.700 Euro festgelegt. Doch mittlerweile sei dieses Geld eben weniger wert. In den anstehenden KV-Runden soll er deswegen auf 2.000 Euro angehoben werden. Zwar würden viele Branchen diesen KV-Mindestlohn bereits zahlen, doch gäbe es vor allem im Bereich der Dienstleistungen und im Gewerbe noch Nachholbedarf. Insgesamt 180.000 Arbeitnehmer:innen sind noch in Branchen beschäftigt, die einen Mindestlohn von unter 1.700 Euro im Kollektivvertrag festgeschrieben haben.

Herbstlohnrunde: Inflationsausgleich und kollektivvertraglicher Mindestlohn

Oberstes Ziel der Herbstlohnrunde sei es natürlich, die Inflationsrate auszugleichen. Katzian verwies darauf, dass sich die Einstiegsforderung an der sogenannten rollierenden Inflation richte. Dass also der Durchschnitt aus den vergangenen zwölf Monaten genommen werde. Das bedeutet, dass die Löhne nicht Treiber der Inflation sind, sondern vielmehr mit dem Blick in die Vergangenheit an das bestehende Preisniveau angepasst werden. Zwar wollte Katzian keine konkreten Lohnforderungen nennen, betonte aber: „Wir werden uns entlang der rollierenden Inflation bewegen. Es wird keine Abschlüsse darunter geben.“ Das stellte Katzian bereits im großen Interview mit Arbeit&Wirtschaft klar.

Ein großes Thema bleiben natürlich die hohen Energiekosten. Gerade deswegen seien angemessene Lohnrunde so wichtig, betont Katzian. Die Einmalzahlungen der Bundesregierung seien keine nachhaltige Lösung. Dazu kommt, dass die Arbeiterkammer und der ÖGB im Frühjahr einen Vorschlag aller Sozialpartner:innen unterstützt haben, in der es auch um eine Subventionierung energieintensiver Unternehmen ging. Eine Forderung, die Katzian weiterhin unterstütze. Allerdings verlangte er auch mehr Fingerspitzengefühl und einer Aussetzung der Senkung der Körperschaftssteuer.

Verhandlungen im Fokus

An Streiks wolle er erst einmal noch nicht denken. Schließlich gehe niemand mit dem Hammer in Verhandlungen. Die Forderungen seien angemessen und angesichts der üppigen Dividenden, die in diesem Jahr ausgezahlt wurden, keinesfalls überzogen. Vor allem mit Blick auf die 2.000 Euro kollektivvertraglichen Mindestlohn. Aufgrund des Fachkräftemangels in Österreich sei er in vielen Branchen längs Realität. Jetzt müsse er nur noch fixiert werden.

Der ÖGB schließt jedes Jahr rund 450 Kollektivverträge ab. Das führt dazu, dass 98 Prozent aller Arbeitnehmer:innen hierzulande vertreten sind. Gerade in Zeiten multipler Krisen wie jetzt, ist es wichtig, diese bestehenden Verträge anzupassen und weiterzuentwickeln. Schließlich haben die vier Millionen Arbeitnehmer:innen einen enormen Anteil am Wachstum und an der Produktivitätssteigerung im Land.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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