Alles Wissenswerte zur Digitalisierung in der Übersicht

Zwei Geschäftsleute stehen in einer Fabrik und blicken auf einen Monitor. Die Digitalisierung in Österreich.
Die Digitalisierung in Österreich betrifft alle Bereiche und Branchen. | © Adobestock/Gorodenkoff
Digitalisierung bedeutet mehr Effizienz und weniger Ressourcenverbrauch. Digitalisierung steht aber auch für mehr Arbeitsdruck und stärkere Überwachung. Eine Übersicht zum Megatrend.
Digitalisierung ist der Prozess, bei dem analoge Informationen und Prozesse in digitale Formate umgewandelt werden. Dies ermöglicht die einfache Speicherung, Verarbeitung und Übertragung dieser Informationen mittels digitaler Technologien. Im weitesten Sinne beeinflusst die Digitalisierung nahezu alle Aspekte des täglichen Lebens. Von der Art und Weise, wie Menschen kommunizieren, lernen und sich unterhalten, bis hin zu Arbeitsweisen, wirtschaftlichen Aktivitäten und gesellschaftlichen Interaktionen. Dabei kann die Digitalisierung sowohl die Effizienz und Zugänglichkeit von Dienstleistungen verbessern als auch neue Möglichkeiten und Herausforderungen in der modernen Gesellschaft schaffen.

Um zu bewerten, wie digital Österreich ist, lässt sich der Digital Economy and Society Index (DESI) 2022 heranziehen. Hier belegt Österreich den zehnten Platz unter allen EU-Mitgliedsstaaten. Der DESI ist ein Index, den die Europäischen Kommission entwickelt hat, um die digitale Leistung und den Fortschritt der Digitalisierung in den EU-Mitgliedstaaten zu überwachen und zu vergleichen. Er bewertet dabei fünf Indikatoren: Konnektivität, Digitale Kompetenz, Nutzung von Internetdiensten, Integration digitaler Technologien in Unternehmen und Digitale öffentliche Dienste.

Globaler Megatrend

Die Digitalisierung gilt als globaler Megatrend. Sie beeinflusst alle Lebensbereiche der Menschen. Von der privaten Kommunikation über die Art, wie wir unsere Freizeit gestalten bis zur Erwerbsarbeit. Digitalisierung hat das Potenzial hat, das Leben vieler Menschen positiv zu beeinflussen, indem sie Zugang zu Wissen, Kommunikation und Ressourcen bietet. Sie stellt die Menschen aber auch vor enorme Herausforderungen und kann negative Auswirkungen haben.

Potenzielle Vorteile der Digitalisierung

Zugang zu Informationen und Wissen: Digitalisierung hat den Zugang zu Informationen demokratisiert. Menschen aus aller Welt können jetzt auf eine immense Menge an Wissen zugreifen – von Online-Kursen bis hin zu wissenschaftlichen Artikeln. Dies eröffnet unzählige Möglichkeiten zum Lernen und zur Weiterbildung.

  • Kommunikation und Vernetzung: Digitale Plattformen, von sozialen Medien bis zu Messaging-Apps, haben es Menschen ermöglicht, in Echtzeit über weite Entfernungen hinweg zu kommunizieren und Beziehungen zu pflegen.
  • Flexibilität und Work-Life-Balance: Für viele Menschen hat die Digitalisierung zu flexibleren Arbeitsmöglichkeiten geführt, wie z.B. Homeoffice, was eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen kann.
  • Gesundheitswesen: Digitale Technologien revolutionieren das Gesundheitswesen. Telemedizin, Online-Beratungen und Gesundheits-Apps können den Zugang zu Gesundheitsdiensten verbessern und individuelle Therapien und Betreuung erleichtern.
  • Teilhabe und Inklusion: Die Digitalisierung kann Barrieren abbauen und Menschen mit Behinderungen besseren Zugang zu Bildung, Arbeit und sozialen Aktivitäten bieten.
  • Kulturelle und kreative Entfaltung: Plattformen wie YouTube, Instagram oder TikTok ermöglichen es Einzelpersonen, ihre Kreativität auszudrücken, ein Publikum zu erreichen und sogar neue Karrierewege zu beschreiten.
  • Umwelt und Nachhaltigkeit: Digitale Technologien können dazu beitragen, den Energieverbrauch zu optimieren, Abfall zu reduzieren und umweltfreundlichere Lösungen in unserem täglichen Leben zu integrieren.
Ein Arbeiter mit Helm und Weste hält in einer Fabrik ein Tablet in der Hand. Digitalisierung in Österreich.
Die Digitalisierung in Österreich betrifft alle Beschäftigten gleichermaßen. | © Adobestock/Alexander Limbach

Gefahren der Digitalisierung

  • Digitale Kluft: Nicht jeder hat gleichermaßen Zugang zu digitalen Ressourcen. Dies kann zu sozialer Ungleichheit führen, wobei bestimmte Gruppen benachteiligt werden.
  • Datenschutz und Sicherheit: Mit der Zunahme digitaler Aktivitäten wachsen auch Bedenken hinsichtlich des Schutzes persönlicher Daten und der Sicherheit im Internet.
  • Mentale Gesundheit: Die ständige Vernetzung und der Zugang zu Informationen können Stress, Überinformation und sogar Suchtverhalten verursachen.
  • Jobverlust durch Automatisierung: Einige befürchten, dass Digitalisierung und Automatisierung zu Jobverlusten in bestimmten Sektoren führen könnten.

Stand der Digitalisierung in Österreich

Österreich liegt bei der Digitalisierung in beinahe allen Bereichen über dem europäischen Durchschnitt, laut dem aktuellen Digital Economy and Society Index (DESI) 2022. Hierin landete Österreich auf Platz zehn. In beinahe allen gemessenen Indikatoren – Konnektivität, Digitale Kompetenz, Nutzung von Internetdiensten, Integration digitaler Technologien in Unternehmen und Digitale öffentliche Dienste – schneidet das Land überdurchschnittlich ab.

Beim 5G-Ausbau liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt. Allerdings hinkt das Land bei Festnetzen mit hoher Kapazität hinterher. Vor allem in ländlichen Gebieten fehlt es noch an schnellen Verbindungen. Mit der Breitbandstrategie 2030 will Österreich dieses Problem angehen. Es fließen öffentliche Gelder in Glasfasernetze auf dem Land, unterstützt durch EU-Mittel. Bis zum Jahr 2030 soll es überall Gigabit-Konnektivität geben.

Auch in Sachen Digitaltechnik-Integration übertrifft Österreich in einigen Bereichen den EU-Durchschnitt. Besonders hervorzuheben sind die Indikatoren „Digitale Intensität von KMUs“, „Elektronischer Informationsaustausch“ und „Nutzung sozialer Medien“. Ziel ist es, dass 90% der KMUs eine grundlegende digitale Intensität erreichen. Bei der Verwendung fortschrittlicher Technologien gibt es ein gemischtes Ergebnis laut DESI 2022. Während die Nutzung von KI über dem EU-Durchschnitt liegt, rangieren der Einsatz von Big Data und Cloud-Diensten darunter.

Auch der Kompass 4.0 bietet einen Überblick über die Digitalisierung in Österreich. Die Arbeiterkammer Wien (AK), die Gewerkschaft PRO-GE und die Fachhochschule Joanneum haben dabei zusammengearbeitet, um den Ist-Stand der digitalen Entwicklung in den produzierenden Betrieben in Österreich zu erfahren.

Digitalisierungsstrategien in Österreich

Im Aufbau- und Resilienzplan Österreichs sind für die Digitalisierung 1,8 Mrd. EUR (52,8 Prozent der Mittel) reserviert. Das Geld soll für verschiedene Impulse verwendet werden:

  • Im Rahmen der Initiativen „Digitaler Aufbau“ und „Wissensbasierter Aufbau“ fließen Investitionen in digitale Fähigkeiten. Die Hauptaugenmerke sind auf die Digitalisierung im Bildungsbereich und auf Fort- und Weiterbildung gerichtet. Konkret sind 172 Mio. EUR für die Ausstattung aller Sekundarschüler mit IT-Geräten veranschlagt.
  • Um die landesweite Konnektivität zu erhöhen, steht der Ausbau von Gigabit-fähigen Netzwerken im Fokus. Das erklärte Ziel ist, 50 % der Haushalte in Österreich mit Internetgeschwindigkeiten von 100 Mbit/s zu versorgen. Hierfür sind 891 Mio. EUR vorgesehen.
  • Für die Förderung innovativer Forschung, speziell im Quantencomputing, sind im Plan 107 Mio. EUR zur Unterstützung digitaler Infrastrukturen und internationaler Forschungskooperationen festgelegt.
  • Zudem wird die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung durch den Digitalisierungsfonds mit 160 Mio. EUR vorangetrieben. Dies ermöglicht die Finanzierung von ressortübergreifenden Digitalprojekten und beschleunigt die Transformation der Bundesverwaltung.

Digital Austria Act (DAA) und die Digitale Kompetenzoffensive für Österreich (DKO)

Der Digital Austria Act (DAA) ist ein Gesetz, das die Digitalisierung in Österreich vorantreiben soll. Das Gesetz wurde im Jahr 2022 verabschiedet und legt einen Rahmen für die digitale Transformation in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung fest. Der DAA sieht unter anderem die Förderung von Unternehmen vor und die Qualifizierung von Beschäftigten. Auch die Digitale Verwaltung soll gefördert werden. Zudem sind die Verbesserung der digitalen Infrastruktur und der digitalen Kompetenzen sind Punkte des DAA.

Die Digitale Kompetenzoffensive für Österreich (DKO) ist ein Programm, das die digitalen Kompetenzen von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Organisationen in Österreich verbessern soll. Das Programm wurde im Jahr 2022 gestartet und wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) koordiniert. Die DKO bietet kostenlose Online-Kurse und Workshops zu digitalen Themen an. Dazu gehören unter anderem Kurse zu digitaler Sicherheit, digitaler Kommunikation und digitaler Bildung. Unternehmen erhalten durch die DKO Beratung und Unterstützung bei der Einführung neuer Technologien und der Qualifizierung von Mitarbeitern. Organisationen erhalten  Unterstützung bei der digitalen Transformation ihrer Prozesse und Angebote

E-Government Strategie

Die E-Government Strategie ist ein Rahmenwerk für die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung in Österreich. Die Strategie wurde im Jahr 2022 verabschiedet und legt Ziele und Maßnahmen für die Weiterentwicklung der Online-Dienste für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Organisationen fest. Zu den Zielen gehören:

  • Ausbau der Online-Dienste
  • Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit
  • Vereinheitlichung der Online-Dienste

Die Artificial Intelligence Mission Austria 2030 (AIM AT 2030) ist eine Initiative, die die Entwicklung und Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in Österreich vorantreiben soll. Die Initiative wurde im Jahr 2022 gestartet und wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) koordiniert. Es geht dabei um die Förderung der KI-Forschung, die Stärkung der Wirtschaft in diesem Bereich und ein verstärkter Dialog mit der Öffentlichkeit über dieses Thema.

Einfluss der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt

Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche und damit auch den Arbeitsplatz. Auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommen daher einige Veränderungen zu. So können durch die Digitalisierung neue Arbeitsplätze entstehen. Eine Studie des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort zeigt, dass im IT-Sektor in den letzten Jahren über 10.000 neue Jobs entstanden sind. Das betrifft Aufgaben im Bereich Softwareentwicklung, Support oder Datenanalyse.

Die Digitalisierung kann aber auch zu Jobverlusten führen. Die OECD schätzt, dass rund 14% der Jobs in den Mitgliedsstaaten durch Automatisierung gefährdet sind. Der dritte Aspekt ist die sogenannte Arbeitsplatzverlagerung. Hier gibt es keine spezifischen Zahlen für Österreich, aber global gesehen zeigt eine Studie von McKinsey, dass bis zu 15 Prozent der globalen Belegschaft bis 2030 ihre Jobs wechseln könnte aufgrund der Digitalisierung.

Sorgen der Beschäftigten

Tatsächlich fürchten sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich im Zusammenhang mit der der Digitalisierung allerdings nicht vor einem Arbeitsplatzverlust. Die Sorgen der Beschäftigten gehen in eine andere Richtung. Sie haben haben Angst vor Überwachung, fehlender Qualifikation und unzureichender Ausstattung. Zu diesem Ergebnis kommt die Umfrage „Die Digitalisierungs-Sorgen der Beschäftigen“ – das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) hat sie im Auftrag der Arbeiterkamnmer (AK) durchgeführt.

Beschäftigte sorgen sich bei der Digitalisierung hauptsächlich um Überwachung. Von den 1.011 befragten Arbeitnehmer:innen glauben 74 Prozent, dass Technologie zu mehr Kontrolle führt. In über der Hälfte aller Betriebe erhöhten die Digitalisierung die Dokumentations- und Berichtspflichten. Ein Drittel der Angestellten berichtet, dass digitale Techniken und Verfahren hauptsächlich ihre Leistung messen. 66 Prozent fürchten den steigenden Druck in der Arbeitswelt, während 33 Prozent die zunehmende Komplexität nennen. Trotz dieser Befürchtungen betrachten 58 Prozent der Befragten die Digitalisierung auf der Arbeit als eher vorteilhaft. Lediglich bei 11 Prozent überwiegen die Nachteile. Die Umfrage zeigt auch, dass das Vorurteil, Beschäftigte würden ihre Jobs durch Digitalisierung als gefährdet ansehen, nicht zutrifft: Nur 12 Prozent empfinden ihre Stelle als bedroht.

Wie eine Digitalisierung aussehen kann, von der auch die Beschäftigten profitieren, zeigt derweil der Digifonds der Arbeiterkammer.

Übersicht Digitalisierung in Österreich

  • Die Digitalisierung ist ein globaler Megatrend. Es geht darum, Informationen und Prozesse in digitale Formate umzuwandeln. So können sie leicht verarbeitet, gespeichert und übertragen werden.
  • Die Digitalisierung hat viele Vorteile, es gilt allerdings auch einige Gefahren zu bedenken. Dazu gehören eine digitale Kluft, Datenschutz, mentale Gesundheit und ein möglicher Arbeitsplatzverlust.
  • Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen bei der Digitalisierung allerdings eher die Gefahr der Überwachung und des steigenden Arbeitsdrucks.

Die häufigsten Fragen zur Digitalisierung

Wie digital ist Österreich?
Der Digital Economy and Society Index (DESI) 2022 bewertet, wie digital Österreich ist. Hier belegt das Land den zehnten Platz unter allen EU-Mitgliedsstaaten. Der DESI ist ein Index, den die Europäischen Kommission entwickelt hat, um die digitale Leistung und den Fortschritt der Digitalisierung zu überwachen. Fünf Indikatoren spielen dabei eine Rolle: Konnektivität, Digitale Kompetenz, Nutzung von Internetdiensten, Integration digitaler Technologien in Unternehmen und Digitale öffentliche Dienste.
Was gehört alles zur Digitalisierung?
Digitalisierung bezeichnet die Nutzung digitaler Technologien, wozu die Umwandlung von analogen Daten, der Einsatz digitaler Geräte und die Vernetzung von Menschen und Maschinen zählen. Sie beeinflusst, wie wir arbeiten, kommunizieren und konsumieren. Wichtige Elemente sind digitale Technologien wie Computer, Internet und künstliche Intelligenz, die digitale Infrastruktur inklusive 5G, sowie die Fähigkeit, diese Technologien effektiv einzusetzen. Zudem führt die Digitalisierung zur Transformation von Prozessen und Geschäftsmodellen. Dieser fortlaufende Wandel birgt Chancen und Herausforderungen, weshalb es essentiell ist, diese aktiv zu gestalten und eine ausgewogene Digitalisierung sicherzustellen.

Sie brauchen einen Perspektivenwechsel?

Dann melden Sie sich hier an und erhalten einmal wöchentlich aktuelle Beiträge zu Politik und Wirtschaft aus Sicht der Arbeitnehmer:innen.

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzbestimmungen zu.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

Sie brauchen einen Perspektivenwechsel?

Dann melden Sie sich hier an und erhalten einmal wöchentlich aktuelle Beiträge zu Politik und Wirtschaft aus Sicht der Arbeitnehmer:innen.

Mit dem Absenden dieses Formulars stimme ich der Verarbeitung meiner eingegebenen personenbezogenen Daten gemäß den Datenschutzbestimmungen zu.