Coverstory: 2 Seiten mit 1 Interesse

Inhalt

  1. Seite 1 - Vertretung vs. direktes Verhandeln
  2. Seite 2 - Zeit- und Ressourcenschonung
  3. Seite 3 - Offenheit, Kritik und Mut
  4. Seite 4 - Ständiger Veränderungsdruck
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Konflikte und Kampfmaßnahmen sind nur eine Seite der Betriebsratsarbeit. Allermeist läuft es zwischen Management und Betriebsrat gut und vertrauensvoll ab. Davon profitieren Belegschaft, Führungskräfte und oft auch das Geschäft.

Seltener Einblick

Dennoch sind die Studienergebnisse insofern interessant, als sie aufzeigen, dass Betriebsräte oft nicht nur bei MitarbeiterInnen, die sich ja vertrauensvoll an sie wenden können, einen guten Ruf genießen, sondern auch beim Management. Besonders wertvoll sind die Ergebnisse, weil die Sicht der Führung auf den Betriebsrat selten erhoben wird. Ursula Filipič, die für die AK sozialpolitische Grundlagenarbeit macht, sagt: „Es gibt sehr wenig Forschung zum Thema, wie das Management den Betriebsrat einschätzt. Die ECS-Ergebnisse füllen insofern eine Forschungslücke, als sie unter anderem auf die Einschätzung des Betriebsrats und seiner Arbeit durch die Führungskräfte fokussieren.“ Auch aus anderer Forschung sei aber bekannt, „dass das Zusammenwirken von Belegschaften, Betriebsrat und Management sehr oft sehr gut funktioniert“.

Sabine Mlnarsky (Erste Bank und Holding) würdigt die Aufgabe des Betriebsrats – und will in der Kummerkasten-Rolle nicht mit diesem tauschen.

Was die Studie aber nicht erhoben hat, sind qualitative Daten. Arbeit&Wirtschaft hat deshalb mit Top-Führungskräften gesprochen, wie sie die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat empfinden und inwiefern sie diese als sinnvoll oder als Hemmschuh empfinden. Aus Sicht von Peter Edelmayer, einem der beiden Geschäftsführer von Dussmann Service Österreich, ist es eine verkürzte Darstellung, zu glauben, dass die Geschäftsführung die Interessen des Unternehmens und der Betriebsrat jene der ArbeitnehmerInnen vertrete: Diese Reduktion sei „mehr als kurzsichtig und wird bei Dussmann nicht gelebt“. Das Gebäudemanagement-Unternehmen, das in Österreich rund 7.500 MitarbeiterInnen hat und Serviceleistungen wie etwa Reinigung, Gebäudetechnik, Catering und Energiemanagement anbietet, hat seit mehr als 30 Jahren einen Betriebsrat. Einmal pro Monat gibt es einen Jour Fixe, bei dem die Geschäftsführung und der Zentralbetriebsratsvorsitzende über aktuelle Themen und offene Punkte sprechen – und zwar „auf Augenhöhe“. Voraussetzung dafür ist laut Edelmayer „Wertschätzung auf beiden Seiten“. Daraus resultiere „eine offene Diskussion und konstruktive Lösungsfindung“.

Zeit- und Ressourcenschonung

Bei Dussmann habe man sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit dem Betriebsrat gemacht. So sei es etwa schwierig, wenn Betriebsratsmitglieder ihre Stellung für rein persönliche Ansichten missbrauchen oder Aktionen setzen, die dem Unternehmen nachweislich schaden, ohne im Vorfeld die Kommunikation zu leitenden MitarbeiterInnen zu suchen. Als positiv erlebt es die Geschäftsführung dagegen, dass Themen gebündelt an das Management herangetragen werden: „So muss nicht jeder Fall einzeln behandelt werden, was Zeit und Ressourcen im Unternehmen schont.“ Gäbe es keinen Betriebsrat, würden die Expertise und Sichtweise zu manchen Themen aus Sicht der ArbeitnehmerInnen fehlen, über die BetriebsrätInnen meist genau Bescheid wissen. Edelmayer: „Eine zusätzliche alternative Sichtweise ist einer konstruktiven Lösung oft zugetan und kann Lösungsansätze aufzeigen, die sonst nicht angedacht werden.“

Damit Betriebsräte die Aufgaben des Wandels erfüllen können, brauchen sie nicht nur Weiterbildung, sondern auch Ressourcen, so Bettina Stadler (FORBA).

Bei Dussmann wird der Betriebsrat von Beginn an miteinbezogen, was man als vertrauensbildende Maßnahme sieht. Wenn Dussmann etwa Dienstleistungen übernimmt, „die einen Betriebsübergang darstellen“, so Edelmayer, „werden in einem gemeinsamen Termin beim Kunden mit unserem Betriebsrat und den zu übernehmenden MitarbeiterInnen sämtliche offenen Fragen abgeklärt“. Dies zeige auf, dass im Unternehmen eine gute Zusammenarbeit von Management und Betriebsrat lange verankert sei. Edelmayer ist überzeugt: „Wo man konstruktiv zusammenarbeitet, kann man auch betriebswirtschaftlich bessere Ergebnisse erzielen: Das ist eine Win-win-Situation für Unternehmen und Mitarbeiter.“

Eine Wechselwirkung zwischen wirtschaftlichem Erfolg von Unternehmen und der Arbeit des Betriebsrates zeigte sich auch in der ECS, wenn auch nicht explizit für Österreich. Für Ursula Filipič ist aber bemerkenswert, dass die gesamteuropäischen Daten zeigen, „dass mitbestimmte Unternehmen erfolgreicher sind: Sie erzielen die besseren wirtschaftlichen Ergebnisse und generieren gleichzeitig ein höheres Wohlbefinden der Beschäftigten am Arbeitsplatz.“ Zentral dafür seien aber Kommunikation und Information, denn EU-weit würden jene Unternehmen am besten abschneiden, in denen Betriebsratskörperschaften ausreichende Ressourcen für ihre Arbeit haben und die Betriebsräte vom Management ausreichend, also auch frühzeitig informiert werden.

Inhalt

  1. Seite 1 - Vertretung vs. direktes Verhandeln
  2. Seite 2 - Zeit- und Ressourcenschonung
  3. Seite 3 - Offenheit, Kritik und Mut
  4. Seite 4 - Ständiger Veränderungsdruck
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Über den/die Autor:in

Alexandra Rotter

Alexandra Rotter hat Kunstgeschichte in Wien und Lausanne studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin in Wien und schreibt vor allem über Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie und Zukunft.

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