Coverstory: 2 Seiten mit 1 Interesse

Foto (C) ÖGB-Verlag/Michael Mazohl
Es gibt auch „Good News“ zum Thema Betriebsräte. Der European Company Survey, eine europaweite Studie über Mitbestimmung in Betrieben, hat ergeben: Fast alle der knapp 1.000 befragten Führungskräfte vertrauen ihren Betriebsräten. Der Großteil denkt zudem, dass der Betriebsrat hilft, die Arbeitsleistung der MitarbeiterInnen zu verbessern.

Inhalt

  1. Seite 1 - Vertretung vs. direktes Verhandeln
  2. Seite 2 - Zeit- und Ressourcenschonung
  3. Seite 3 - Offenheit, Kritik und Mut
  4. Seite 4 - Ständiger Veränderungsdruck
  5. Auf einer Seite lesen >
Konflikte und Kampfmaßnahmen sind nur eine Seite der Betriebsratsarbeit. Allermeist läuft es zwischen Management und Betriebsrat gut und vertrauensvoll ab. Davon profitieren Belegschaft, Führungskräfte und oft auch das Geschäft.
Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. So lautet ein bekanntes Bonmot aus der Medienwelt. Auf das Thema Betriebsrat trifft es allemal zu, wenn man die Mainstream-Medienberichterstattung studiert. Da ist von Konflikten und Kampfmaßnahmen zu lesen, von Unternehmensbossen wie Dietrich Mateschitz, die durch Drohgebärden die Gründung von Betriebsräten zu verhindern wissen, oder von Drogerie-MitarbeiterInnen, die gekündigt werden, weil sie einen Betriebsrat gründen wollen.

Sie sind zwar nicht so laut, aber es gibt auch die „Good News“ zum Thema Betriebsräte. Der European Company Survey (ECS), eine europaweite Studie über Mitbestimmung in Unternehmen, ergab für Österreich, dass die allermeisten ManagerInnen dem Betriebsrat positiv gesinnt sind. Befragt wurden sowohl BetriebsrätInnen als auch Führungskräfte. 95 Prozent der insgesamt fast 1.000 befragten ManagerInnen gaben demnach an, dem Betriebsrat zu vertrauen. 92 Prozent denken, die Einbindung des Betriebsrates führe zu mehr Engagement der MitarbeiterInnen. 86 Prozent sind der Ansicht, dass der Betriebsrat hilft, die Arbeitsleistung zu verbessern.

Vertretung vs. direktes Verhandeln

Ein für Österreich interessantes Ergebnis des ECS, da es hierzulande viele Klein- und Mittelbetriebe gibt: Rund ein Drittel der Führungskräfte vor allem aus kleineren Unternehmen gaben an, sie würden sich lieber direkt mit MitarbeiterInnen beraten als mit dem Betriebsrat. Und 20 Prozent der befragten VertreterInnen der Unternehmensführung sind der Ansicht, dass die Einbindung des Betriebsrats zu großen Verzögerungen führe. Die Zahl mag hoch klingen, doch Bettina Stadler, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsinstitut FORBA, relativiert. Sie hat im Auftrag der AK Wien die Österreich-Daten des ECS ausgewertet und hält die 20 Prozent sogar für überraschend wenig: „Natürlich dauert es länger, wenn der Betriebsrat in eine Entscheidungsfindung eingebunden wird, als wenn das Topmanagement etwas alleine entscheidet. Und auch wenn der Betriebsrat nur informiert wird, gibt es oft eine Verzögerung, weil es ja selten beim Informieren bleibt, sondern Diskussionen ausgelöst werden.“

Karl-Heinz Rauscher (MAN Truck & Bus Österreich) schätzt die Bereitschaft des Betriebsrats, sich an der Weiterentwicklung des Unternehmens aktiv zu beteiligen.

Auf eine wichtige Einschränkung weist Stadler bei der Bewertung der Studienergebnisse hin: „Es handelt sich um eine Unternehmensstichprobe.“ Es wurden knapp 1.000 Unternehmen kontaktiert und gefragt, ob sie – auf freiwilliger Basis – an der Erhebung teilnehmen wollen. „Die Stichprobe ist groß genug und die Auswahl der Unternehmen ist sicher seriös erfolgt. Trotzdem muss man dazusagen, dass Unternehmen, bei denen es gerade große Konflikte gibt oder die in einer akuten wirtschaftlichen Krise stecken, sicher nicht freiwillig an so einer Befragung teilnehmen.“ Anders gesagt: Wer Probleme hat, redet meist nicht gern darüber – jedenfalls nicht mit Außenstehenden.

Inhalt

  1. Seite 1 - Vertretung vs. direktes Verhandeln
  2. Seite 2 - Zeit- und Ressourcenschonung
  3. Seite 3 - Offenheit, Kritik und Mut
  4. Seite 4 - Ständiger Veränderungsdruck
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Über den/die Autor:in

Alexandra Rotter

Alexandra Rotter hat Kunstgeschichte in Wien und Lausanne studiert. Sie arbeitet als freie Journalistin in Wien und schreibt vor allem über Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie und Zukunft.

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