Swing Kitchen ist insolvent – und jetzt?

Burger und Pommes des Lokals Swing Kitchen. Symbolbild dafür, dass das Lokal Insolvenz angemeldet hat. | © Swing Kitchen
Das vegane Burger Lokal Swing Kitchen hat Insolvenz angemeldet. | © Swing Kitchen
Die Holding hinter der veganen Burgerkette Swing Kitchen ist pleite. Unklar bleibt, wie es dazu kam und was mit den 13 Beschäftigten geschieht, die jetzt um ihre Jobs fürchten müssen.

Seit 2015 existiert die von Karl und Irene Schillinger gegründete vegane Burgerkette Swing Kitchen. Die Idee: pflanzenbasiertes Fast Food unter die Menschen zu bringen. Lange ging das Geschäft gut, das Konzept schien aufzugehen. Von Wien ausgehend expandierte das Unternehmen in andere Städte Österreichs, sowie nach Deutschland und in die Schweiz. Das Unternehmen wollte vor allem junge, progressive und sich der veganen Lebensweise verpflichtet fühlende Menschen  als Arbeitskräfte für seine Filialen gewinnen. Rund 200 Personen arbeiten heute laut Eigenangaben für das Unternehmen. Karl und Irene Schillinger waren über Jahre hinweg gern gesehene Interviewgäste für die Lifestyle- und Promiseiten österreichischer Medien.

Insolvenz der Holding

Am 31. Juli meldete die Schillinger Vegan Holding GmbH Insolvenz an. Über das Vermögen der Holding wurde laut Angaben des Kreditschutzverbandes ein Sanierungsverfahren beim Handelsgericht Wien eröffnet. Die Schulden sollen 4,3 Millionen Euro betragen. Rund 40 Gläubiger:innen stehen wohl bei dem Unternehmen auf der Matte und wollen ihr Geld. Laut Informationen der Firmendaten-Webseite „North Data“ betrug die Verschuldung der Holding 2021 316.000 Euro und ist seitdem kontinuierlich angestiegen.

In den vergangenen Jahren erntete das Unternehmen öfter negative Schlagzeilen. Beschäftigte klagten über die betriebsratsfeindliche Haltung einer vormaligen Geschäftsführung. Weiters gab es aus einigen Swing-Kitchen-Stores Mobbingvorwürfe gegen Vorgesetzte aus der alten Geschäftsführung und deren Umfeld. Inzwischen bestätigt die zuständige Gewerkschaft vida jedoch ein stark verbessertes Verhältnis zwischen dem Betriebsrat des Lokals am Universitätsring gegenüber der Wiener Hauptuniversität und der neu besetzten Geschäftsführung von Swing Kitchen.

Schließungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Das Firmengeflecht bei Swing Kitchen ist komplex, aber durchaus typisch für Unternehmen in der Fast Food Branche. Die insolvente „Schillinger Vegang Holding GmbH‟ ist quasi das Dach dieses Geflechts, von dem die einzelnen Filialen strukturell abhängig sind. Kommt das Firmendach in Schwierigkeiten, wackelt das ganze Gebilde – mit möglicherweise schlimmen Auswirkungen für Beschäftigte.

Laut Kreditschutzverband macht die Schillinger Vegan Holding insbesondere hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie Umsatzeinbußen für die Situation verantwortlich. Insgesamt hatte Swing Kitchen neun Standorte in Österreich, zwei in der Schweiz und zuletzt fünf Standorte in Deutschland. Laut der Webseite „North Data und den von ihr verwendeten und dort zugänglich gemachten Firmendaten und Auszügen aus Branchenbüchern“ ist inzwischen der Standort in Berlin liquidiert worden. In einer Presseaussendung kündigte das Unternehmen die Schließung von insgesamt drei Standorten in Deutschland an, die Gewerkschaft vida hat außerdem Kenntnis von einer Standortschließung in der Schweiz erlangt. In Österreich ist bislang ein Standort von der Insolvenz betroffen, und zwar der in Wien Mitte. Laut Kreditschutzverband sollen 13 Dienstnehmer:innen aus Österreich aufgrund der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verlieren.

Wir wissen zum Beispiel nicht,
ob noch Lohnzahlungen ausstehend sind.
Gemeinsam mit dem Betriebsrat sind wir als Gewerkschaft an der Sache dran.

Albert Kyncl, Gewerkschaft vida

Pläne für die Zukunft

Laut Albert Kyncl, Wiener Landessekretär der Gewerkschaft vida, habe die Geschäftsführung von Swing Kitchen trotz allem die Absicht erklärt, dass es mit Swing Kitchen als Gesamtunternehmen weitergehen solle. Unklar sei aber, wie sich die Zukunft der Holding gestalten werde. „Eine Frage ist, wie sich die Gläubiger:innen verhalten. Derzeit hoffen wir aber noch auf weitere Informationen“, so Kyncl. „Wir wissen zum Beispiel nicht, ob noch Lohnzahlungen ausstehend sind. Gemeinsam mit dem Betriebsrat sind wir als Gewerkschaft an der Sache dran.“

Unabhängig davon gibt es Beratungsangebote, die Betroffene in Anspruch nehmen können. Eine Möglichkeit ist der 1997 gegründete Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer:innen (ISA). Der ISA ist ein gemeinsamer Verein von ÖGB und Arbeiterkammern mit Geschäftsstellen in allen Bundesländern und seit 1999 als bevorrechteter Gläubigerschutzverband tätig. Er unterstützt Arbeitnehmer:innen im Fall einer Arbeitgeberinsolvenz bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche. Der Insolvenzschutzverband ist hier erreichbar.

Insolvenzeröffnung: Swing Kitchen 019 Wien Mitte GmbH, GZ: 9 S 115/25p
Anmeldefrist: 11.09.2025, Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
#Insolvenz #Insolvenzticker #AKV

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— AKV EUROPA Insolvenzticker (@insolvenzticker.bsky.social) 31. Juli 2025 um 16:00

„Auch die Gewerkschaft kann unterstützen“, sagt Kyncl. Betroffene in Österreich können sich an wien@vida.at wenden, oder sich telefonisch melden unter der Nummer 01/5344479680. Bis zum 11. September können noch Forderungen gestellt werden. Allgemeine Informationen für Beschäftigte, deren Betrieb Pleite geht, hat der ÖGB hier zusammengestellt.

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Über den/die Autor:in

Christian Bunke

Chistian Bunke ist freier Journalist in Wien, mit Schwerpunkten in Sozialpolitik, Gewerkschaften, Stadtplanung, Militarismus, Großbritannien und Fankultur. Er ist Mitglied des FYI-Kollektivs.

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