Runder Tisch: Von Mut, Luxus und Solidarität

Inhalt

  1. Seite 1 - Beweggründe für betriebsrätliches Engagement
  2. Seite 2 - Häufigste Probleme der betriebsrätlichen Praxis
  3. Seite 3 - Informationsaustausch mit der Gewerkschaft
  4. Seite 4 - Betriebsrätlicher Alltag
  5. Seite 5 - Größte Erfolge
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Drei ArbeitnehmervertreterInnen erzählen über ihren Arbeitsalltag und die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft.

Und wie steht es um den Informationsaustausch mit der Gewerkschaft?

Mayer: Sehr gut. Da ich kein Wunderwuzzi bin, der auf Knopfdruck alles weiß und wissen muss, nutze ich mein persönliches Netzwerk. Mein Sekretär in der Gewerkschaft PRO-GE ist meine erste Ansprechperson. Ich tausche mich aber auch häufig mit allen anderen KollegInnen in der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer aus. Man erspart sich viel Zeit, wenn man bei bestimmten Themen gezielt jene um Rat fragt, die Spezialisten auf dem Gebiet sind. Bei der PRO-GE kann man sich auch für den „Pressespiegel“ anmelden und bekommt dann eine Zusammenfassung der wichtigsten Tagesmeldungen. Das ist wirklich sehr hilfreich.

Heimberger: Gemeinsam mit der Gewerkschaft GPA-djp organisieren wir regelmäßig Filialen-Durchfahrten. Wir nehmen uns dann zwei Tage Zeit und sprechen vor Ort mit den MitarbeiterInnen. Dabei erklären wir ihnen, was die Gewerkschaft ist, was sie macht und welche Vorteile ihnen eine Mitgliedschaft bringt. Erfolgreich sind wir mal mehr, mal weniger. Diese Aktion ist insbesondere für unsere DM-Beschäftigten von großer Bedeutung. Es wird ein persönlicher Bezug zur Gewerkschaft hergestellt, sie haben ein Gesicht zur Organisation und erfahren so, an wen sie sich bei Unklarheiten und Fragen wenden können.

Ihre Funktion als nicht freigestellte Betriebsrätin beim Drogerie­konzern DM übt Nicole Heimberger seit rund einem Jahr aus. Kleine Erfolge sind für sie genauso wichtig wie große. „Es ist jedes Mal aufs Neue ein schönes Gefühl, wenn jemand anruft und Danke sagt. Danke, dass du geholfen hast. Danke, dass du zugehört hast. Oder danke, dass du da bist“, sagt Heimberger.
Ihre Funktion als nicht freigestellte Betriebsrätin beim Drogerie­konzern DM übt Nicole Heimberger seit rund einem Jahr aus. Kleine Erfolge sind für sie genauso wichtig wie große. „Es ist jedes Mal aufs Neue ein schönes Gefühl, wenn jemand anruft und Danke sagt. Danke, dass du geholfen hast. Danke, dass du zugehört hast. Oder danke, dass du da bist“, sagt Heimberger.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Ihren Firmenchefs?

Heimberger: Die Geschäftsführung ist für uns sichtbar. Jeder kennt jeden, bei DM sind wir eine große Familie. Gemeinsam mit der Geschäftsführung wurden zahlreiche – auch gesundheitsfördernde – Maßnahmen ins Leben gerufen, wie etwa der DM-Frauenlauf, Gesundheitsbotschafter und Sicherheitsvertrauenspersonen. DM ist auch als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet worden. Die Zusammenarbeit ist eine sehr gute, aber wenn es um das Verhandeln geht, dann sind unsere freigestellten Betriebsräte am Zug.

Mayer: Mein Chef sitzt nicht irgendwo im Glaspalast, sondern in einem Großraumbüro und ist für mich jederzeit verfügbar. Sowohl mit der Personalabteilung als auch mit meinen BetriebsratskollegInnen finden regelmäßige Meetings statt. In den Betriebsrats-Meetings werden unter anderem aktuelle Themen aus der Produktion besprochen und Lösungen für die Geschäftsleitung abgeleitet. Diese treffen wir alle drei Monate, außer es brennt.

Was ist das Schönste an Ihrem Job als Gewerkschaftssekretär?

Karner: Eine der schönsten Aufgaben ist es, KollegInnen zu finden, die sich organisieren wollen, und in Firmen vorzudringen, in denen es keinen Betriebsrat gibt.

Wie schwer ist das?

Karner: Grundsätzlich sehr schwer. Erstens, weil viele ArbeitnehmerInnen gar nicht wissen, welche Rechte sie haben. Und zweitens, weil Mut in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit schwer zu finden ist. Mut, den ersten Schritt zu machen. Mut, Gleichgesinnte zu finden. Mut, sich mit wichtigen arbeits- und gesellschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen.

Mayer: Es ist aber nicht nur das. Ich habe auch das Gefühl, dass Menschen verlernt haben, solidarisch zu sein. Das birgt eine große Gefahr – vor allem in Zeiten, wenn versucht wird, die erkämpften Rechte der ArbeitnehmerInnen zu schmälern.

Karner: Deswegen müssen wir auch immer daran erinnern, warum es wichtig ist, Informationen einzuholen, sich zu organisieren und Betriebsrat zu werden. Die Mittel dafür sind vorhanden, niemand ist auf sich alleine gestellt. Der ÖGB, die Gewerkschaften und die Arbeiterkammern stehen jederzeit unterstützend zur Seite.

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  1. Seite 1 - Beweggründe für betriebsrätliches Engagement
  2. Seite 2 - Häufigste Probleme der betriebsrätlichen Praxis
  3. Seite 3 - Informationsaustausch mit der Gewerkschaft
  4. Seite 4 - Betriebsrätlicher Alltag
  5. Seite 5 - Größte Erfolge
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Über den/die Autor:in

Amela Muratovic

Amela Muratovic, geboren 1983 in Bosnien und Herzegowina, seit 2009 Redakteurin in der ÖGB-Kommunikation. Zuständig unter anderem für die ÖGB-Mitgliederzeitschrift Solidarität und die Bereiche Frauen, Gleichstellung und Anti-Diskriminierung. Regelmäßige Beiträge für die Arbeit&Wirtschaft.

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