Inflation zum Trotz – Lohnverhandlungen sichern den Wohlstand

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Lohnverhandlungen sind in Zeiten hoher Inflation enorm wichtig.
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Ohne üppige Lohnabschlüsse wird der Wohlstand in Österreich stark sinken. Lohnverhandlungen sollen die Gewinn-Preis-Spirale ausgleichen. Der Reallohn muss wachsen.

Der große Preis-Schock setzt gerade erst ein. Denn seit Anfang April werden die Mieten für Wohnungen nach oben korrigiert. Indexanpassung heißt diese automatisierte Mieterhöhung. Und die ist nun mal an die Inflation gekoppelt. Die lag im Jahr 2021 bei durchschnittlich 2,8 Prozent. Für 2022 rechnet das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) mit 5,8 Prozent. Also mehr als doppelt so viel. Lohnverhandlungen sind also dringend nötig, um die Folgen abzumildern und den Wohlstand zu sichern.

Darum sind Lohnverhandlungen wichtig

Zwei Dinge treiben gerade die Inflation. Zum einen die Energiepreise. Öl, Gas und Strom haben sich massiv verteuert. Zum anderen die Gewinn-Preis-Spirale. Denn im Schatten der Inflation haben viele Unternehmen ihre Margen erhöht. Allein im März haben Energieversorgungsunternehmen ihre Gewinnspanne um das Eineinhalbfache erhöht. Gleichzeitig hat die Gastronomie eine Mehrwertsteuersenkung – die als Corona-Hilfe gedacht war – größtenteils nicht an die Kunden weitergegeben.

Zwar konnten so die Gewinne maximiert werden, allerdings stiegen auch die Preise. Die wiederum heben jetzt die Mieten an. „Die Menschen leiden unter der Preissteigerung massiv. Vor allem die, die nicht das große Geld verdienen. Die spüren die Energie- und Lebensmittelkosten“, mahnt Rainer Wimmer. Er ist Vorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE, SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat sowie Bereichssprecher für Industrie. Er ist einer derjenigen, die in den aktuellen Lohnverhandlungen einen guten Abschluss für die Arbeitnehmer:innen herausholen sollen.

Rainer Wimmer führt die Lohnverhandlungen.
Rainer Wimmer, PRO-GE-Vorsitzender und SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat, streitet für höhere Löhne. | © Markus Zahradnik

Real- und Nominallöhne: wichtiger Unterschied

Zwei Aspekte sind bei Lohnverhandlungen von zentraler Bedeutung. Zum einen die Inflation. Wird sie ausgeglichen, sinkt zumindest das Realeinkommen nicht. Die Menschen können weiterhin ihre Miete zahlen und die Wohnung heizen. Und zweitens die steigende Produktivität der Arbeitnehmer:innen. Wird sie berücksichtigt, kann das Realeinkommen nicht nur stabilisiert, sondern gesteigert werden.

Entsprechend wird zwischen Reallöhnen und Nominallöhnen unterschieden. Beide beziehen sich im Zusammenhang mit Lohnverhandlungen auf das Entgelt. Bei den Nominallöhnen wurde der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) aber noch nicht mit eingerechnet. Oder anders formuliert: Nur wenn auch der Reallohn steigt, können sich die Arbeitnehmer:innen auch mehr kaufen. In den vergangenen Jahren hat das in Österreich sehr gut funktioniert.

Lohnentwicklung in Österreich

In den zehn Jahren vor der Corona-Krise stiegen die Nominallöhne in Österreich jährlich. Sechsmal erreichten die Verhandler:innen sogar eine Reallohnsteigerung. Lediglich 2010 (um 0,4 Prozent), 2011 (um 1,2 Prozent) und 2017 (um 0,6 Prozent) sank der Reallohn minimal. Im Jahr 2021 stagnierte er. Zwischen 0,1 und 1,8 Prozent betrug in den restlichen Jahren die Steigerung der Reallöhne.

Gute Aussichten also für die kommenden Lohnverhandlungen. Bereits im November 2021 kam es zu einem Abschluss in der Transportbranche. Im Jänner 2022 wurden die Löhne dort um 4,96 Prozent angehoben. 2023 und 2024 folgt eine weitere Erhöhung. Ausverhandelt wurde, die Löhne um die Jahresinflation plus 0,5 Prozent anzuheben. Für die Unternehmen ist durch diesen Abschluss, der drei Jahre umfasst, Planungssicherheit gegeben. Karl Delfs, Bundessekretär des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida, rechnet vor, dass sich in dieser Zeit die Lkw-Fahrer:innen über insgesamt elf Prozent mehr Lohn freuen können.

Mit Lohnverhandlungen gegen die Gewinn-Preis-Spirale

Die aktuelle Inflation – und die Gründe dahinter – verteilen den Wohlstand von unten nach oben um. Von denen, die tanken müssen, zu denen, die scheinbar willkürlich den Preis für Benzin festlegen. Von jenen, die Wohnungen mieten müssen, zu jenen, die eine automatisierte Mieterhöhung geschenkt bekommen. Welche absurden Blüten die Gewinn-Preis-Spirale haben kann, lässt sich derzeit in den USA beobachten.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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