Interview: Volksbegehren Klimaschutz

Inhalt

  1. Seite 1 - Umstieg auf erneuerbare Energien
  2. Seite 2 - Öffentlicher Verkehr im ländlichen Raum
  3. Seite 3 - Wie geht es weiter?
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Das Klimavolksbegehren will die Stimmen der Bevölkerung in das Parlament tragen und als öffentliches Interesse in der Gesetzgebung verankern. Leiterin Katharina Rogenhofer im Interview.

„Wie kann die Wirtschaft, wie können Arbeitsplätze der Zukunft ausschauen, damit wir gemeinsam diesen Wandel vollziehen können?“ – Katharina Rogenhofer

Neben Wasserkraft – welche Technologien haben besonderes Potenzial?

Wind- und Sonnenenergie haben sehr großes Potenzial in Österreich. Gerade Sonnenkraft und Photovoltaik können ausgebaut werden.

Als ersten Schritt sollten wir ein Augenmerk auf die Energieeffizienz legen. Da ist Energiesparen auch Thema – denn wenn jetzt unser Energieverbrauch explodiert, können wir den zusätzlichen Verbrauch nicht mehr durch erneuerbare Energie decken.

Sonnenenergie ist hier vielversprechend, in vielen Bereichen Österreichs auch die Windkraft – man muss sich nur genau anschauen, an welchen Standorten.

Wie schaffen wir es, Treibhausgase zu reduzieren?

Der erste Schritt wäre eine Ökologisierung des Steuersystems. Wir brauchen einen Bonus für jede Österreicherin und jeden Österreicher, damit die Ökologisierung sozial verträglich passiert. Das ist uns ganz wichtig. Eine Steuer bietet einen Hebel, um klimafreundliches Handeln leistbarer zu machen und klimaschädliches Handeln zu reduzieren.

Wir brauchen einen Bonus für jede Österreicherin und jeden Österreicher, damit die Ökologisierung sozial verträglich passiert.

Die Steuereinnahmen können wiederum investiert werden: in den Ausbau von öffentlichem Nah- und Fernverkehr und genauso in das Leistbarmachen dieses öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Es reicht nämlich nicht, nur Zugstrecken auszubauen – der öffentliche Verkehr muss für die Menschen finanziell leistbar sein, sodass sie wirklich umsteigen können. Und wir brauchen den erwähnten Ausbau von alternativen, erneuerbaren Energien.

Wie verbessern wir den öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum?

Das ist eine wichtige Frage, die immer gestellt wird. In Städten ist es ja relativ einfach, auf öffentlichen Verkehr umzusteigen, ebenso im Umland von Städten.

Eines ist klar: Man kann natürlich nicht von den Menschen fordern, aufs Auto zu verzichten, wenn es keine Alternativen im ländlichen Raum gibt.

Eines ist klar: Man kann natürlich nicht von den Menschen fordern, aufs Auto zu verzichten, wenn es keine Alternativen im ländlichen Raum gibt. Es ist die Aufgabe der Politik, den öffentlichen Nah- und Fernverkehr auszubauen, Ortschaften und Städte an den öffentlichen Verkehr anzuschließen und die Intervalle zu verkürzen. Wer mit dem Zug keine gute Verbindung zur Arbeit hat, wird den Zug nicht nützen.

Für die letzten Kilometer einer Strecke – vom Bahnhof zur Arbeit oder umgekehrt wieder nach Hause – gibt es sehr gute, innovative Lösungen, zum Beispiel Sharing Mobility. Hier teilt man sich ein Auto, denn es muss nicht jeder allein in einem Auto sitzen. Nicht alle Regionen sind gleich, man muss also natürlich in verschiedenen Regionen verschiedene Lösungsansätze finden.

Was antworten Sie KritikerInnen von „Fridays for Future“?

Als noch Unterricht war, hat man gesehen, dass sehr viele Leute gekommen sind, die sich tatsächlich mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen und großes Wissen und politisches Engagement mitbringen. Hier geht es darum, ein Zeichen zu setzen – quasi unter dem Gesichtspunkt: Warum sollten wir in die Schule gehen, um für eine Zukunft zu lernen, die für uns nicht gut aussieht?

Ein Streik ist ein Mittel, um Druck aufzubauen. Hier müssen die Verantwortungsträger, nämlich die Politikerinnen und Politiker, ihre Verantwortung wahrnehmen, tatsächlich für unsere Zukunft einzutreten, und handeln.

Das ist der entscheidende Punkt. Ein Streik ist ein Mittel, um Druck aufzubauen. Hier müssen die Verantwortungsträger, nämlich die Politikerinnen und Politiker, ihre Verantwortung wahrnehmen, tatsächlich für unsere Zukunft einzutreten, und handeln.

Auf der anderen Seite wurden auch viele von uns kritisiert, mit dem Argument, wir müssten zuerst bei uns selbst anfangen: Was ist mit unseren Urlauben, die wir machen? Fliegen wir? Was ist mit dem Handy, das wir benutzen, und anderes mehr. Ganz klar: Es gibt schon Handlungen, die man auf individueller Ebene setzen kann – aber man muss auch in jedem Aspekt den politischen Teil des Handelns sehen.

Wenn Flüge noch immer viel, viel billiger sind, als mit dem Zug zu fahren, dann ist es nicht nur eine rein individuelle Entscheidung, ob ich fliege oder mit dem Zug fahre. Sondern es ist tatsächlich auch eine monetäre Entscheidung, was ich mir leisten kann.

Wenn Flüge noch immer viel, viel billiger sind, als mit dem Zug zu fahren, dann ist es nicht nur eine rein individuelle Entscheidung, ob ich fliege oder mit dem Zug fahre. Sondern es ist tatsächlich auch eine monetäre Entscheidung, was ich mir leisten kann. Das Individuum kann nicht entscheiden, wo Züge fahren, wo sie hinfahren, es kann nicht entscheiden, wie viel Öl und Gas gefördert wird. Das sind politische Entscheidungen: Darauf wollen wir hinweisen, auch wenn das Individuum Entscheidungsspielräume hat.

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  1. Seite 1 - Umstieg auf erneuerbare Energien
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Über den/die Autor:in

Michael Mazohl

Michael Mazohl studierte Digitale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Im ÖGB-Verlag entwickelte er Kampagnen für die Arbeiterkammer, den ÖGB, die Gewerkschaften und andere Institutionen. Zudem arbeitete er als Journalist und Pressefotograf. Drei Jahre zeichnete er als Chefredakteur für das Magazin „Arbeit&Wirtschaft“ verantwortlich und führte das Medium in seine digitale Zukunft. Gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl erscheint ihr Buch „Klassenkampf von oben“ im November 2022 im ÖGB-Verlag.

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