Abschluss in Metallindustrie: Sogar 2024 ist geregelt

Arbeiter der Metallindustrie in der Werkstatt. Es fliegen Funken. Symbolbild für die KV-Verhandlungen der Metaller und die Herbstlohnrunde.
Die Metaller haben in der Herbstlohnrunde 2023 einen Abschluss erzielt. | © Adobestock/Quality Stock Arts
Die KV-Verhandlungen der Metallindustrie sind beendet. Die Gewerkschaften haben in der achten Verhandlungsrunde eine Einigung erzielt.
An dieser Stelle berichten wir über die KV-Verhandlungen in der Metallindustrie. Aufgrund der vielen Verhandlungsrunden und der Bedeutung für die Herbstlohnrunde aktualisieren wir den Beitrag regelmäßig.

Einigung in der Metallindustrie: Plus 10 Prozent

Update vom 01.12.2023

In der achten Verhandlungsrunde war es endlich so weit: Es gibt einen Abschluss in der Metallindustrie. Die rund 200.000 Beschäftigten können sich über einen fairen Abschluss freuen. Darüber hinaus sind auch die KV-Verhandlungen für das Jahr 2024 schon geregelt.

In diesem Jahr erhalten die Metaller 10 Prozent mehr Lohn und Gehalt, maximal aber 400 Euro. Der kollektivvertragliche Mindestlohn wird um 8,5 Prozent auf 2.426,23 Euro angehoben. Auch die Zulagen und Aufwandsentschädigungen steigen um 8,5 Prozent. Die Erhöhungen in Etappen für Lehrlinge, die im vergangenen Jahr beschlossen wurde, wird an die Inflation angepasst und steigt auf 8,5 Prozent. Für das kommende Jahr haben die Sozialpartner:innen vereinbart, dass der Lohn um einen Prozentpunkt über der rollierenden Inflation angehoben wird. Außerdem soll es eine Ausbildungsoffensive geben, die 10.000 Beschäftigte in der Metallindustrie ohne einschlägige Berufsausbildung zu Fachkräften qualifiziert.

„Die Einigung bringt kräftige und vor allem dauerhafte Erhöhungen. Es war uns von Anfang an wichtig, dass gerade niedrige und mittlere Einkommensgruppen die Teuerung nachhaltig ausgeglichen bekommen. Dies ist mit einer Erhöhung von 10 Prozent gelungen“, betonen die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmer:innen, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

KV-Verhandlungen in der Metallindustrie: Gewerkschaft such Kompromiss

Update vom 20.11.2023

Jetzt ist auch die siebte Runde der KV-Verhandlungen in der Metallindustrie vorbei und eine Einigung ist weiterhin nicht im Sicht. Eher im Gegenteil. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA sind den Arbeitgeber:innnen in der Hoffnung eines Kompromisses entgegengekommen. Sie fordern nur noch 10,6 Prozent Lohnerhöhung. Dabei geht es in erster Linie darum, die rollierende Inflation von 9,6 Prozent auszugleichen. Die Seite der Arbeitgeber:innen verweigert sich jedoch einer Einigung. Sie bieten im Durchschnitt gerade einmal 6 Prozent Lohnerhöhung an. Ein Angebot, das nur dann verbessert werden könne, wenn an anderer Stelle Verschlechterungen in Kauf genommen werden würden. Beispielsweise bei den Zuschlägen oder Dienstreisen.

„Es sind die längsten Verhandlungen in den vergangenen 25 Jahren. Seit mehr als acht Wochen verweigern die Arbeitgeber faire Lohn- und Gehaltserhöhungen, die die Kaufkraft der Beschäftigten erhalten. Jetzt wird sogar verlangt, dass sich die Beschäftigten Teile der Erhöhung selbst bezahlen. Das ist eine Frechheit. Auf dieses üble Spiel werden sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sicher nicht einlassen“, sagen die beiden Chefverhandler, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Jetzt sollen die bereits eingeführten eintägigen Streiks ausgeweitet werden.

Streikaufruf in der Metallindustrie

Update vom 14.11.2023 

Auch in der sechsten Verhandlungsrunde konnte die Seite der Arbeitgeber:innen kein Angebot vorlegen, mit dem die Gewerkschaften zufrieden gewesen wäre. Das angebotene Lohnplus von 6 Prozent würde angesichts der hohen Inflation zu einem massiven Reallohnverlust führen. Bis Freitag, 17.11.2023, rufen die Gewerkschaften vorerst in rund 200 Betrieben der Metalltechnischen Industrie (FMTI) zu eintägigen Streiks auf. Ziel ist es weiterhin, eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 11,6 Prozent zu erreichen.

„Es reicht. Wir haben am Verhandlungstisch alles versucht. Es gibt nach einem Verhandlungsmarathon von sieben Wochen noch immer keine Bereitschaft der Arbeitgeber, ein faires Angebot für nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf den Tisch zu legen. Die Streikbereitschaft ist riesengroß und das bekommen sie jetzt zu spüren“, bewerten die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmer:innen, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA), das Angebot.

Update vom 3. November 2023

Die Metaller streiken. Vorausgegangen waren vier Verhandlungsrunden, in denen es zu keiner Einigung kam. Während die Gewerkschaften ein Lohnplus von 11,6 Prozent fordern, bieten die Arbeitgeber:innen lediglich 2,5 Prozent an. Angesichts einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent würde eine derart geringfügige Erhöhung zu einem massiven Kaufkraftverlust führen. Zudem solle der neue Kollektivvertrag zwei statt ein Jahr gelten. „Das Vorgehen der Arbeitgeber mit einem derart schwachen Angebot ist respektlos und völlig unangemessen. Die zweijährige Angebotsvariante kommt schon gar nicht infrage, denn wir verhandeln aufgrund gesicherter Wirtschaftsdaten der Vergangenheit, nicht mit der Glaskugel“, ärgern sich die beiden Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Die KV-Verhandlungen der Metallindustrie gelten als richtungsweisend für die Herbstlohnrunde.

Ein mehrjähriger Abschluss ist angesichts der aktuell sehr volatilen wirtschaftlichen Situation für die Beschäftigten mit einem hohen Risiko verbunden. „Unsere Forderung von + 11,6 Prozent bleibt aufrecht, wir werden ihr jetzt mit Warnstreiks Nachdruck verleihen“, so Binder und Dürtscher unisono. Die Arbeitsniederlegung beginnt am Montag, 6. November. Die nächste Verhandlungsrunde ist dann am Donnerstag, 9. November. „Arbeitsniederlegungen sind zu diesem Zeitpunkt unausweichlich. Die Stimmung in den Betrieben ist aufgeheizt, die Beschäftigten fühlen sich von ihren Arbeitgebern im Regen stehen gelassen“, begründen die Chefverhandler den Schritt.

Tatsächlich liegt hinter der Industrie ein sehr erfolgreiches Jahr mit hohen Dividenden und Bonizahlungen. Dass ausgerechnet die Beschäftigten leer ausgehen sollen, ist da nur schwer zu vermitteln. „Verantwortlich für diese Streiks sind die Arbeitgeber, die zu keinem vernünftigen Angebot bereit sind. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erkämpfen sich jetzt die Augenhöhe, die ihnen zusteht. Für Spielereien und Verzögerungstaktiken sind sie nicht zu haben“, führen Binder und Dürtscher weiter aus.

KV-Verhandlungen der Metallindustrie

Seit dem Jahr 2019 sind die Preise in Österreich um 23 Prozent gewachsen. Die Löhne aber nur um 16 Prozent. Um diesem historischen Reallohnverlust entgegenzuwirken, müssen die Löhne stärker steigen als die rollierende Inflation. Diese liegt aktuell bei 9,6 Prozent. In die KV-Verhandlungen der Metallindustrie gehen die Gewerkschaften PRO-GE und GPA daher mit einer Forderung von 11,6 Prozent mehr Lohn.

„Die Arbeit der Beschäftigten wurde massiv entwertet. Sie können sich um rund zehn Prozent weniger leisten als noch vor einem Jahr. Das ist gleichbedeutend mit einem Monat gratis arbeiten“, begründen die beiden Chef-Verhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) die Forderung. Auf Verständnis stießen sie bei der Industrie damit jedoch nicht.

Herbstlohnrunde: Gewerkschaften geben Forderungen bekannt

In den kommenden Wochen stehen die KV-Verhandlungen der Metallindustrie an. Die Gewerkschaften haben dafür bereits ihre Eckpunkte präsentiert. 11,6 Prozent mehr sollen es sein. „Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen jetzt eine spürbare und vor allem nachhaltige Erhöhung, damit ihr Leben leistbar bleibt. Wir werden uns mit ganzer Kraft für die Interessen der Beschäftigten einsetzen und mit unseren Verhandlungspartnern an fairen Lösungen arbeiten“, sagen Binder und Dürtscher. Grund für die Forderung ist in erster Linie ein fairer Lohnausgleich. Traditionell handelt es sich dabei um die Inflation plus den Produktivitätszuwachs – die sogenannte Benya-Formel.

Das bedeutet, dass hinter den Forderungen eine klar nachvollziehbare Rechnung steht. Die rollierende Inflation ist deswegen die Basis von allem, da nach einem Jahr der Preissteigerungen die Löhne nachziehen müssen, um eine weitere Entwertung des Entgelts zu vermeiden. Dennoch zeigt sich die Wirtschaftskammer überrascht. Die rollierende Inflation könne nicht die Ausgangsbasis für die Verhandlungen sein. Steigende Personalkosten würden eine nicht zu stemmende Herausforderung darstellen. „Wenn Betriebe aufgrund zu hoher Personalkosten schließen, sind die Arbeitsplätze für immer weg, das sollte bei den Verhandlungen berücksichtigt werden“, so Andreas Lahner, der Verhandlungsleiter.

Neue Urlaubsregelung und bessere Arbeitsbedingungen für Lehrlinge

Doch bei der anstehenden Herbstlohnrunde und den KV-Verhandlungen der Metallindustrie geht es nicht nur ums Geld. Auch das Thema Arbeitszeit und Urlaub steht auf der Agenda. Hierbei geht es um zwei zentrale Punkte. Erstens sollen Beschäftigte das Recht haben, Teile der vereinbarten Ist-Erhöhung in zusätzliche Freizeit umzuwandeln. Und zweitens soll es für die Arbeitnehmer:innen leichter möglich sein, die sechste Urlaubswoche zu erreichen. Aktuell müssen die Beschäftigten dafür 25 Jahre in einem Betrieb arbeiten.

Eine weitere Forderung betrifft die Lehrlinge. „Die duale Lehrausbildung muss angesichts des Fachkräftebedarfs weiter aufgewertet werden. Es geht um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der heimischen Metallindustrie“, sagen Binder und Dürtscher. Konkret geht es darum, dass Lehrlinge in der Metallindustrie nach Abschluss ihrer Lehre künftig bei der Einstufung im kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltsschema mit Absolventinnen und Absolventen höherer berufsbildender Schulen gleichgestellt werden.

Alle News zur aktuellen Herbstlohn 2023 finden Sie hier. Zuletzt hatten die Gewerkschaften vida und GPA ihre Forderungen im Sozialbereich übergeben. Auch im Handel gestalten sich die Verhandlungen derzeit schwierig.

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Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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