Kommentar: Menschliche Intelligenz entfalten

Porträt von Eva Angerler. Sie setzt sich dafür ein, dass KI für Beschäftigte sinnvoll implementiert wird.
Wir müssen Beschäftigten die Sicherheit geben, nicht von KI und Digitalisierung überrannt zu werden, meint Eva Angerler vo der GPA. | © GPA
„Kollektive Mitbestimmung ist bei KI nötiger denn je!“: Um nicht von Technologie überrannt zu werden, brauchen Beschäftigte echte Beteiligung, erklärt Eva Angerler, Expertin für Arbeit & Technik in der Gewerkschaft GPA, in ihrem Gastkommentar.
Die Angst, durch Digitalisierung ersetzt zu werden, ist bei den Arbeitnehmer:innen nicht vorherrschend. Allerdings ist den Beschäftigten bewusst, dass die Gefahr der Überwachung durch die fortschreitende Digitalisierung zugenommen hat. Verunsicherung verursacht die Geschwindigkeit bei der Einführung von sogenannten KI-Tools. Auch der Begriff „künstliche Intelligenz“ trägt dazu bei, Ängste zu schüren. Tatsächlich ist dieser Begriff irreführend, da es sich nicht um eine „Intelligenz“ handelt, sondern um algorithmische Entscheidungssysteme.

In der Praxis sind KI-Anwendungen oft Teil eines größeren digitalen Systems (etwa im Software-Paket Microsoft 365) und vielfach nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Kollektive Mitbestimmung statt unregulierter KI

Anschaulich wird dies beim Einsatz von KI-Tools im Pflegebereich, wie etwa Systemen zur Sturzprävention oder Pflegerobotern, die beim Heben helfen bzw. Routineaufgaben übernehmen. Für eine sinnvolle Einführung ist es unerlässlich, die Beschäftigten, die mit diesen Systemen arbeiten sollen, einzubeziehen. Nur wenn diese über ausreichendes Wissen über die jeweilige Technik verfügen und diese als Unterstützung für ihre Tätigkeit annehmen und gute Rahmenbedingungen für die veränderten Arbeitsabläufe und den Datenschutz vereinbart werden, kann KI erfolgreich für alle Beteiligten eingesetzt werden.

Als Negativbeispiel führt uns Amazon vor Augen, wie Künstliche Intelligenz zur Entmachtung von Mitarbeiter:innen führen kann. Beschäftigte im Logistikbereich werden zu Anhängseln der Maschine und bekommen automatisierte Vorgaben und Beurteilungen, ja sogar automatisierte Kündigungen. Wie Technologien implementiert werden, entscheidet der Mensch. Aus Gewerkschaftssicht muss KI so eingesetzt werden, dass sie zur Ermächtigung der Mitarbeiter:innen beiträgt. Dazu ist echte Beteiligung nötig, die den Beschäftigten die Sicherheit gibt, nicht überrannt zu werden und ihre menschliche Intelligenz entfalten zu können. KI am Arbeitsplatz braucht besondere Regeln. Arbeitnehmer:innen sind weisungsgebunden und haben als Einzelne in der Regel nicht die Macht, ihre Interessen durchzusetzen. Kollektive Mitbestimmung ist daher bei Digitalisierung und KI nötiger denn je und muss gestärkt werden!

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