Im November waren fast 400.000 Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet. Wird sich der Arbeitsmarkt 2026 erholen?
Lukas Stani: Prognosen sind bekanntlich schwierig. Das WIFO geht von einem leichten BIP-Wachstum aus, bei einer Inflation von 2 Prozent. Gleichzeitig sieht das AMS eine leicht rückläufige Arbeitslosenquote. Das wäre dringend nötig, da die Arbeitslosigkeit im November zum 32. Mal in Folge gestiegen ist. Eine echte Entspannung wird das aber nicht sein.

Welche Branchen sind zukünftig von Arbeitsplatzverlusten betroffen?
Aktuell trifft es aufgrund der Wirtschaftslage viele Branchen. Beschäftigte im Handel sind seit Längerem betroffen, aber auch in den Bereichen Verkehr, Lagerei und Warenproduktion ist die Situation angespannt. Hier kommt die internationale Unsicherheit – Stichwort Trumps Zölle – hinzu. Im Gesundheits- und Sozialwesen wird es auch zu mehr Arbeitslosigkeit kommen.
In welchen Branchen wird derzeit am meisten gesucht?
Zahlenmäßig werden aktuell im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Warenerzeugung besonders viele Arbeitskräfte gesucht. Dass diese Branchen gleichzeitig stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind, ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Menschen, die beispielsweise durch eine Firmeninsolvenz arbeitslos werden, brauchen Zeit, um einen neuen Arbeitgeber zu finden. Da sich Qualifikationsanforderungen von Arbeitgebern ändern, ist das stetige Investieren in Schulungsmaßnahmen wichtig, um Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Traditionell – und aufgrund der Wintersaison – werden außerdem in Gastronomie und Tourismus besonders viele Arbeitnehmende gesucht.
Welche Maßnahmen hat die Regierung gegen die hohe Arbeitslosigkeit geplant?
Die Schwerpunktaktionen der Bundesregierung, wie die „Aktion 55 plus“, sind hier positiv hervorzuheben – auch wenn es dafür zusätzliches Geld und Budgetsicherheit für die Folgejahre braucht (Anm. d. Red.: Mit der „Aktion 55 plus“ sollen ab 2026 50 Millionen Euro bereitstehen, um Langzeitarbeitslose über 55 Jahren in Beschäftigung zu bringen. Ab 2027 sollen unter Budgetvorbehalt insgesamt 100 Millionen Euro pro Jahr dafür zur Verfügung stehen). Weiters gibt es Arbeitsstiftungen für Betroffene in bestimmten Branchen wie aktuell im Journalismus, um Arbeitsplätze zu sichern.
Was braucht der Arbeitsmarkt, um sich zu entspannen?
In Zeiten der Krise braucht es dringend antizyklische Wirtschaftspolitik: Das heißt, es muss nicht trotz, sondern gerade in der Krise Geld investiert werden. Damit werden Menschen in Beschäftigung gehalten und weitere Arbeitslosigkeit vorgebeugt. Das senkt langfristig die Kosten für die Allgemeinheit.
Arbeitslosigkeit im November weiter gestiegen – was wir jetzt brauchen, sagt #AK Chefin @renateanderl.bsky.social 🔽
— @Arbeiterkammer (@arbeiterkammer.at) 1. Dezember 2025 um 10:57
Es braucht also mehr Geld für die aktive Arbeitsmarktpolitik: Qualifizierungsmaßnahmen wie Umschulungen oder Fortbildungen können Arbeitslosigkeit verringern und sorgen dafür, dass Arbeitssuchende besser auf die Anforderungen eines sich wandelnden Arbeitsmarktes vorbereitet sind.