5 Klimamythen und warum sie Unsinn sind

Ein Feld mit vertrockneten Sonnenblumen. Symbolbild für Klimamythen und Klimakatastrophe.
Mit der Klimakatastrophe werden Extremwetter häufiger. | ©Adobestock/Olesia Bilkei
Es gibt Klimamythen, die immer wieder angeführt werden, um die Klimakatastrophe kleinzureden. Dabei sind sie längs widerlegt. Eine Übersicht.
Immer wieder führen Populist:innen teils wirre Klimamythen als Argument an, um nichts gegen die Klimakatastrophe tun zu müssen. Statt zu handeln, soll so der bequeme Status quo gewahrt werden. Dabei handelt es sich eben wirklich um nicht mehr als um Mythen. Egal, ob gesagt wird, dass sich das Klima schon immer geändert habe, dass sich Tiere doch anpassen können oder dass CO₂ gut für Pflanzen sei. Das ist ein Unsinn.

Klimamythos 1: Das Klima hat sich schon immer verändert.

Das hat niemand bestritten. Die aktuelle Klimakatastrophe ist jedoch menschengemacht. Frühere Warm- oder Kaltzeiten unterscheiden sich davon in zwei Punkten drastisch. Erstens betrifft der natürliche Klimawandel nur Teile des Planeten. Die letzte kleine Eiszeit, die bis ins 19. Jahrhundert reichte, begann im Zentral- und Ostpazifik. Dann wanderte sie nach Nordwesteuropa und Amerika. Der aktuelle Temperaturanstieg betrifft alle Erdteile gleichzeitig.

Pinguine vor einem Eisberg. Symbolbild für die Klimakatastrophe und Klimamythen.
An den natürlichen Klimawandel können sich Tiere gut anpassen. Der menschengemachte ist allerdings zu schnell. | ©Adobestock/Mario Hoppmann

Zweitens verändert sich das natürliche Klima über mehrere tausend Jahre. Der aktuelle Temperaturanstieg fand innerhalb von hundert Jahren statt. Die Geschwindigkeit ist auch der wichtigste Unterschied zu früheren Klimaveränderungen. So war es beispielsweise vor rund 50 Millionen Jahren etwa 14 Grad wärmer auf der Erde. Es gab keine Pole. Doch das gesamte Leben auf dem Planeten war darauf ausgerichtet.

Klimamythos 2: Tiere können sich anpassen.

Die Geschwindigkeit des Klimawandels ist auch ein Grund dafür, warum das Artensterben zunimmt. An den natürlichen Klimawandel, der tausende Jahre dauert, passen sich Tiere durch Evolution oder Abwanderung an. Die Geschwindigkeit des menschengemachten Klimawandels ist ihnen jedoch zu hoch. Sie können sich nicht mehr anpassen, sie sterben aus.

Wichtig ist zu erwähnen, dass Flora und Fauna gemeinsam betrachtet werden müssen. Mit dem Aussterben der Tiere sind auch Pflanzen bedroht. Das hat auch massive Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion auf dem Planeten. So heißt es im Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) aus dem Jahr 2022: „Der Klimawandel wird die Effektivität der Bestäubung von Nutzpflanzen verringern, da Arten aus bestimmten Gebieten verschwinden oder das Zusammenspiel von Bestäuberaktivität und Empfänglichkeit der Blüten in einigen Regionen gestört wird. Treibhausgasemissionen werden sich negativ auf die Luft-, Boden- und Wasserqualität auswirken und damit die direkten klimatischen Auswirkungen auf die Ernteerträge verschärfen (hohe Gewissheit).“

Klimamythos 3: Die Wissenschaft ist sich über den menschengemachten Klimawandel nicht einig.

Doch. Eine Übersichtsstudie aus dem Jahr 2016 – die 4.000 Arbeiten zu diesem Thema ausgewertet hat – zeigt, dass 97 Prozent aller Wissenschaftler:innen davon ausgehen, dass der aktuelle Klimawandel menschengemacht ist. Auch die Akademien der Wissenschaften aus 80 Ländern und der Weltklimarat stützen diese Erkenntnis. Tatsächlich ist sich die Wissenschaft in einem Maße einig, dass sie bereits klare Mahnungen und Empfehlungen ausstellt, wie der Klimakatastrophe begegnet werden soll.

Es ist nicht zu widerlegen, dass die Temperaturen in den letzten Jahren deutlich schneller anstiegen als zuvor. Bis in die 1950er Jahre lässt sich der Klimaanstieg tatsächlich mit natürlichen Ursachen erklären. Seitdem kann der prägende Einfluss des Menschen durch den erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen nicht mehr wegargumentiert werden.

Klimamythos 4: Mehr CO₂ in der Luft ist gut für Pflanzen.

Tatsächlich brauchen Pflanzen Kohlendioxid für die Fotosynthese. Auch können sich Pflanzen an einen höheren CO₂-Anteil in der Luft anpassen, was die Rate der Fotosynthese erhöht. Doch der Effekt ist begrenzt. Denn das Wachstum der Pflanzen hängt von wesentlich mehr Faktoren ab. Beispielsweise vom Phosphor-Gehalt im Boden. Doch mit dem erhöhten CO₂-Anteil in der Luft verschlechtern sich die Lebensbedingungen eher. Eine erhöhte Temperatur, höhere Regenmengen und ein gesteigerter Stickstoffgehalt hemmen das Wachstum der Pflanzen.

Eine Sojabohnen-Pflanze vor einem Sonnenuntergang. Symbolbild für Klimamythen und die Klimakatastrophe.
Nein, Pflanzen (hier Sojabohnen) profitieren nicht vom erhöhten Kohlenstoffdioxid-Anteil in der Luft. | ©Adobestock/lovelyday12

Außerdem gab es Versuche, bei denen Wissenschaftler Weizenpflanzen mit Kohlenstoffdioxid gedüngt haben. Das Ergebnis war, dass die Körner deutlich weniger Protein angereichert hatten. Bei Reis ließen sich geringere Mengen Eisen, Zink und Vitamine feststellen. Die Klimakatastrophe ist nicht gut für Pflanzen. So wie eine Flutwelle wenig nutzt, um einen Pool zu füllen.

Klimamythos 5: Ein paar Grad machen keinen Unterschied.

Der Temperaturanstieg ist ein globaler Durchschnittswert, der über ein Jahr gemessen wird. Ein Anstieg von 1,5 Grad ist angesichts dieser Datenmenge gigantisch. Einzelne Temperaturspitzen haben dramatische Auswirkungen und lösen Kettenreaktionen aus. Ein Beispiel: Steigt die Temperatur um 2 Grad statt um 1,5 Grad, verliert die Wintersportbranche in den Alpen 1,9 Millionen Übernachtungen pro Saison zusätzlich, laut Studien des IPCC.

Auch hier lohnt ein Blick auf die Lebensmittelproduktion. Die European Geosciences Union veröffentlichte eine Studie, in der sie belegte, dass bei einem Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad Celsius die Produktion bestimmter Sojabohnen und Weizen zwar zunehmen würde, lokale Extremwetter diesen Effekt jedoch übersteigen würden. In Summe käme es zu Ernteverlusten.

Über den/die Autor:in

Christian Domke Seidel

Christian Domke Seidel hat als Tageszeitungsjournalist in Bayern und Hessen begonnen, besuchte dann die bayerische Presseakademie und wurde Redakteur. In dieser Position arbeitete er in Österreich lange Zeit für die Autorevue, bevor er als freier Journalist und Chef vom Dienst für eine ganze Reihe von Publikationen in Österreich und Deutschland tätig wurde.

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