Transformation bei voestalpine: „Wir sichern mehr als nur Arbeitsplätze“

Betriebsratsvorsitzender bei voestalpine Reinhard Streinz über den Transformationsprozess im Unternehmen.
Mit der Umstellung auf klimafreundliche Stahlproduktion will die voestalpine auch den Standort Österreich sichern, meint Betriebsratsvorsitzender Reinhard Streinz. | © Markus Zahradnik
Wie der Betriebsrat Transformationsprozesse mitgestaltet, zeigt das Beispiel voestalpine. Im Interview erklärt Reinhard Streinz, Vorsitzender des Angestellten-Betriebsrats bei der voestalpine Stahl in Linz, wie Veränderungen vorangetrieben werden.
Mit dem Projekt „greentec steel“ will die voestalpine ihren CO2-Ausstoß in den kommenden Jahren drastisch reduzieren und bis 2050 überhaupt CO₂-neutral produzieren. In einem ersten Schritt sollen im Jahr 2027 zwei der fünf Hochöfen in Linz und Donawitz durch klimaschonende Elektro-Lichtbogenöfen ersetzt werden. Drei Fragen dazu an Reinhard Streinz, Vorsitzender des Angestellten-Betriebsrats bei der voestalpine Stahl in Linz.

Arbeit&Wirtschaft: Die voestalpine befindet sich in einem Transformationsprozess. Die Stahlerzeugung wird mit dem Ziel, CO2-Emissionen zu vermeiden, von Hochöfen auf Elektro-Lichtbogenöfen umgestellt. Wie hat sich der Betriebsrat hier eingebracht?

Reinhard Streinz: Der Betriebsrat führt regelmäßig mit dem Vorstand Arbeitsgespräche über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens. Zusätzlich sind wir auch in den Aufsichtsratsgremien vertreten. Dort wiederum werden die Dekarbonisierungsschritte gemeinsam diskutiert und mit den dafür notwendigen Investitionsmitteln genehmigt.

Grafik zu den Co2-Emissionen bei voestalpine.

Was konnte der Betriebsrat hier im Sinne der Arbeitnehmer:innen erreichen?

Was wir erreicht haben, ist, dass es Transparenz darüber gibt, wie die Schritte der Dekarbonisierung ausschauen. Es gibt nun eine Webseite, auf der sämtliche Informationen für alle Mitarbeiter:innen nachzulesen sind. Außerdem sind unsere Beschäftigten Teil des rund 50-köpfigen Kernprojektteams und so aktiv in die Gestaltung und Ausarbeitung dieser neuen Technologie eingebunden. Die Technologie der Lichtbogenöfen gibt es zwar bereits, aber wir adaptieren sie für unser Werksgelände.

Warum muss der Betriebsrat an der Unternehmensstrategie mitarbeiten, um den ökologischen Wandel sozial gerecht zu gestalten?

Es gibt zur Dekarbonisierung keine Alternative. Wenn wir hier nicht rechtzeitig umrüsten, würden immer mehr Kund:innen ihren Stahl woanders kaufen. Der Anteil der voestalpine an den österreichweiten CO2-Emissionen beträgt derzeit circa 16 Prozent. Im Jahr 2027 gehen die ersten beiden Lichtbogenöfen in Betrieb, damit soll bereits eine Reduktion um 30 Prozent erreicht werden. Unser Plan ist es, bis 2050 CO2-frei zu produzieren. Letztendlich ist es ein Standortsicherungsprogramm. Indem wir uns hier aktiv einbringen, sichern wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern sind auch in die Gestaltung dieser neuen Arbeitswelt miteingebunden.

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Über den/die Autor:in

Alexia Weiss

Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u.a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie für das jüdische Magazin WINA sowie für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA-djp oder die Gesunde Arbeit. 2022 erschien ihr bisher letztes Buch "Zerschlagt das Schulsystem ... und baut es neu!" (Verlag Kremayr & Scheriau).

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