Interview: Sozialpartnerschaft als stabilisierender Faktor

Robert Stehrer ist wissenschaftlicher Leiter des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Stehrer studierte Volkswirtschaft an der Linzer Johannes Kepler Universität und Soziologie am Institut für Höhere Studien (IHS). Von 1995 bis 1997 war er Assistenzprofessor an der Johannes Kepler Universität. Seit 1997 ist er Forscher am WIIW. Seine Expertise reicht von internationaler Integration, Außenhandel und technologischer Entwicklung bis zu Arbeitsmärkten und angewandter Ökonometrie.
Fotos (C) Michael Mazohl

Inhalt

  1. Seite 1 - Wirtschaftsstandort Österreich aus ArbeitnehmerInnensicht
  2. Seite 2 - Das Jammern über den teuren Sozialstaat
  3. Seite 3 - Investitionen in soziale Dienstleistungen
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Wie sinnvoll sind Wirtschafts-Rankings? Wie besteht der österreichische Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich und welche Rolle spielen ArbeitnehmerInnen? Robert Stehrer, Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, im Interview.

Arbeit&Wirtschaft: Wie bewerten Sie den Wirtschaftsstandort Österreich aus ArbeitnehmerInnensicht?

Robert Stehrer: Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind für den Wirtschaftsstandort Österreich ein wichtiger Faktor für Produktivität und Wachstum. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu halten und zu erhöhen, ist die Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte der wichtigste Produktionsfaktor schlechthin.

Wie stufen Sie die Ausbildung österreichischer Fachkräfte im internationalen Vergleich ein?

Die österreichischen Fachkräfte sind allgemein im Vergleich sehr gut ausgebildet. Die duale Lehrausbildung ist international anerkannt. Aufholbedarf sehe ich im tertiären System – es braucht die richtigen Ausbildungen, um Innovation und Kreativität zu stärken.

Was müsste geschehen?

Die Unis sind zwar gerade gestärkt worden durch die Uni-Milliarde, aber noch immer passt der Betreuungsschlüssel nicht: Auf einen Lehrenden kommen zu viele Studierende. Weiters müssten die MINT-Fächer, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, die von Studierenden in Österreich traditionell noch zu wenig nachgefragt werden, attraktiver werden.

Was sind wichtige Faktoren für den Wirtschaftsstandort?

Es gibt Rankings zur Produktivität mit einer Vielzahl von Indikatoren, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu messen. Wichtige Punkte sind ökonomische und politische Stabilität, damit sich Firmen, die investieren, auf das Umfeld verlassen können. Dann braucht es qualifizierte Arbeitskräfte. Für ein Hochlohnland wie Österreich ist zudem die Ausbildung in Sachen Digitalisierung als Zukunftsfaktor wichtig.

Für ein Hochlohnland wie Österreich ist zudem die Ausbildung in Sachen Digitalisierung als Zukunftsfaktor wichtig.

Wie geht es dem Wirtschaftsstandort Österreich, immerhin das viertreichste EU-Land?

2018 lag Österreich im Global Competitiveness Index (GCI) an der 22. Stelle unter 140 Nationen. Österreich wird sehr gute makroökonomische Stabilität attestiert, und es schneidet im Bereich Humankapital sehr gut ab. Im Vergleich werden Österreich aber viele Regulierungen oder bürokratischer Aufwand attestiert, der in Rankings negativ bewertet wird. Dabei kommt vielleicht zu kurz, dass Regulierungen auch Produktqualität sichern und Umweltstandards aufrechterhalten. Wo Österreich in Rankings wiederum punkten kann, sind Innovationskapazitäten. Die Forschungsquote ist in den letzten Jahren auf mehr als drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen und liegt über dem EU-Durchschnitt.

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Über den/die Autor:in

Sandra Knopp und Udo Seelhofer

Sandra Knopp ist freie Journalistin für verschiedene Radio und Printmedien, und hat die Themen Arbeitsmarkt, Soziales und Gesellschaftspolitik als Schwerpunkte. Udo Seelhofer war früher Lehrer und arbeitet seit 2012 als freier Journalist. Seine Schwerpunkte sind Gesellschaft, soziale Themen und Religion. Im Team wurden sie beim Journalismuspreis „Von unten“ 2017 für ihre Arbeit&Wirtschaft Reportage „Im Schatten der Armut“ ausgezeichnet.

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