Reportage: Zurückverfolgt zum Ursprung

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Wie transparent ist die Herkunft von Lebensmitteln? Wir haben den Test gemacht und Rindfleisch vom Discounter bis in den Stall zurückverfolgt.

Das Bio-Fleisch hingegen verrät mehr über seine Herkunft. Auf der Verpackung ist neben der Partienummer der Name des Bauern angegeben: Michael Janker, 3203 Rabenstein an der Pielach. Also setzen wir uns ins Auto und fahren ins Mostviertel. Im verschneiten Rabenstein ist der Hof von Michael Janker nach einer Nachfrage im örtlichen Bio-Laden schnell gefunden. Als wir ihr das Fleisch präsentieren, das wenige Stunden zuvor in einer Wiener Supermarktfiliale gekauft wurde, ist die Tochter des Hauses ziemlich überrascht. Sofort wird ein Handyfoto gemacht.

Foto (C) Michael Mazohl
Nach knapp zwei Stunden und 120 km erreicht ein Lebendtier-
transport aus Rabenstein an der Pielach die laut Eigendefinition größte
100-Prozent-Bio-Fleischerei Österreichs, Sonnberg Biofleisch.
Geschäftsführer Manfred Huber ist selbst Quereinsteiger – erlernt hat er den Beruf des Textiltechnikers.

Weidehaltung

Rund vierzig Rinder werden auf dem Hof der Familie Janker in einem offenen Stall gehalten. Das heißt: Die Tiere können jederzeit ins Freie, um frisches Weidegras zu fressen. Im Winter bekommen die Tiere nichts anderes zu fressen als Heu. „Ich bin silagefrei“, erklärt Michael Janker. Weidehaltung nennt man das, und nur diese Form der Haltung erlaubt es, das Fleisch im Handel als Bio-Weiderind zu vermarkten. Die Jankers führen ihren Hof schon seit über zwanzig Jahren als Bio-Betrieb. „Es wird ja immer wieder behauptet, die Welt könnte nicht durch Bio-Landwirtschaft ernährt werden. Das kann ich mir nicht vorstellen, wenn ich gleichzeitig höre, dass ein Drittel der Lebensmittel weggeworfen wird. Lebensmittel sind meiner Meinung nach zu billig“, erklärt Janker seine landwirtschaftliche Überzeugung. Seit er den Hof von seinen Eltern übernommen hat, führt er ihn nicht mehr als Vollerwerbs-Landwirt. Im Hauptberuf arbeitet er als Installateur, seine Frau arbeitet für eine Bank. In Summe kommt dadurch einiges an Arbeit zusammen: „Im Schnitt arbeite ich für den Betrieb wohl mehr als 40 Stunden pro Woche. Aber man macht die Arbeit ja nur, weil man sie gern macht.“ Die Einnahmen aus der Landwirtschaft fließen zum Großteil zurück in den Betrieb. Anders sind Investitionen in moderne Technik kaum möglich. Das Heu wird in Jankers Kuhstall automatisch vom darüberliegenden Speicher hinab zu den Tieren transportiert. Und auch das Ausmisten passiert automatisiert. „Nur durch diese zeitsparenden Entlastungen lässt sich der Hof in der Form betreiben. Das kostet natürlich Geld“, erklärt der Landwirt, der zugleich eingesteht: „Unser Betrieb ist schon recht bequem.“

Alle paar Wochen werden einige der Jungrinder vom Hof Janker abgeholt. Für ein Tier von 280 bis 320 Kilogramm erhält der Landwirt zwischen 1.500 und 1.600 Euro. Dann geht es per Lebendtiertransport ins 100 Kilometer entfernte Unterweißenbach zur Firma Sonnberg Biofleisch. Der Schlachtbetrieb ist auf der Verpackung ebenfalls angegeben.

Foto (C) Michael Mazohl
Die Basis der Zurückverfolgung ist die
sogenannte Einzeltierzerlegung.
Bei der Verarbeitung von Chargen hingegen, wie in der konventionellen Fleischproduktion üblich, kann nur aufgrund des Einkaufs nachvollzogen werden, welche Tiere
aus welchen Gebieten in einer Charge
enthalten sind, nicht der einzelne
Bauernhof.

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