„Angekündigt wurde in den letzten Jahren sehr viel – umgesetzt wenig“

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  1. Seite 1 - KV-Verhandlungen in der Pflege
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Die KV-Verhandlungen laufen. Arbeit&Wirtschaft hat mit Beatrix Eiletz über die drängendsten Themen gesprochen: mehr Zeit für die Arbeit am Menschen, akuter Personalmangel, Wertschätzung und mehr Gehalt.

Beatrix Eiletz im Interview über die KV-Verhandlungen in der Pflege.
„Was die Politik in den letzten Jahren verschlafen hat, fällt uns jetzt auf den Kopf“, Beatrix Eiletz übt vor den KV-Verhandlungen in der Pflege scharfe Kritik. | © Markus Zahradnik

Damit Arbeit kein Luxusgut wird: KV-Verhandlungen in der Pflege

Was soll getan werden, um den Personalmangel zu beheben?

Es geht darum, dass ich einerseits die Beschäftigten im Beruf halte und dass ich neue Kolleg:innen bekomme. Ein Zeichen, dass man es ernst meint, wäre, die Gehälter anzuheben und den Rahmen, wie etwa den Personalschlüssel, gut zu regeln. Denn in der aktuellen Situation ist es besonders notwendig, das Personal, das ich habe, auch zu halten. Es braucht dringend einen Stufenplan bis wann was wie umgesetzt wird. Und als Zeichen, dass es ernst gemeint ist, eine massive Gehaltserhöhung. Angekündigt wurde in den letzten Jahren sehr viel – umgesetzt wenig.

Weiters braucht es, um neue Kolleg:innen zu bekommen, eine Ausbildung. Dazu muss die Ausbildung attraktiver und bezahlt werden. Ich habe immer wieder Kolleg:innen, die gerne eine Weiterbildung oder Aufschulung machen würden, jedoch kostet etwa die Ausbildung zur Pflegeassistenz privat rund 5.000 bis 6.000 Euro. Das können sich die Beschäftigten aus diesem Bereich nicht leisten, sofern die Kosten nicht übernommen werden. Während der Ausbildung braucht es eine Bezahlung, denn es müssen die Zahlungen des täglichen Lebens beglichen werden. Denn ein Jahr lang oder länger Schule, Lernen, Praktikum, Arbeiten gehen und die möglicherweise familiären Aufgaben unter einen Hut zu bringen, ist eine kaum schaffbare Herausforderung.

Glauben Sie, dass es aufgrund der hohen finanziellen Mehrbelastung der Familien durch Inflation zu einer Stundenreduktion der Betreuung kommen wird?

Ich vermute, dass dies das Nächste sein wird, was auf uns zukommt. Es wird besonders im mobilen Dienst die Frage sein, ob sich die Betroffen überhaupt noch eine Betreuung leisten können oder in welchem Ausmaß. Die Kosten für die Pflege und Betreuung zu Hause sind sozial gestaffelt und abhängig vom Einkommen des Kunden. In den Pflegeheimen der Steiermark müssen die Gemeinden dazuzahlen, wenn das Einkommen der Bewohner zu gering ist um den Heimplatz bezahlen zu können. Mit den steigenden Energiekosten wird der Spielraum für die Gemeinden enger. Gleiches gilt für die Kinderbetreuung und alle anderen sozialen Einrichtungen, für die die Gemeinden aufkommen. Wenn alles teurer wird, ist die Frage, wo man als Familie einspart. Kann man sich dann noch den Kinderbetreuungsplatz, die Nachmittagsbetreuung der Kinder oder die Versorgung von Angehörigen leisten?

 

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