Jede:r dritte Schüler:in in Österreich benötigt Nachhilfe. Nicht nur die Hilfe der Eltern ist gefragt, die viele Stunden damit verbringen, ihre Kinder beim Lernen und bei den Hausübungen zu unterstützen, sondern auch die von externen Nachhilfelehrer:innen. Doch nur 18 Prozent der Schüler:innen erhalten die erforderliche bezahlte Nachhilfe. Und die Kosten dafür belasten Eltern stark: Im Schnitt müssen sie 800 Euro pro Jahr dafür aufwenden. Das zeigt der Nachhilfebarometer der Arbeiterkammer (AK).
Gestiegene Kosten bei der Nachhilfe
Die Ergebnisse des AK-Nachhilfebarometers zeigen, wie dringend das Schulsystem überarbeitet werden muss. Ilkim Erdost, Bereichsleiterin Bildung bei der AK Wien, erklärte in der Pressekonferenz: „Eltern zahlen heute um 280 Euro mehr für Nachhilfe als vor fünf Jahren. Das ist eine enorme finanzielle Belastung. Die Bundesregierung muss endlich das Schulsystem so aufstellen und ausfinanzieren, damit das nicht mehr nötig ist.“
Einkommensschwächere Familien betroffen
Besonders hart trifft die aktuelle Situation einkommensschwächere Familien. Rund 45.000 Schüler:innen würden bezahlte Nachhilfe benötigen, doch ihre Eltern können sich diese nicht leisten. Immer mehr Familien setzen deshalb auf Youtube oder ChatGPT für Hilfe beim Lernen, doch Online-Tools können keine Nachhilfe ersetzen.
Zwar gibt es Unterstützungsangebote wie die Lernhilfe in Wien während des Schuljahrs – doch sie sind weder flächendeckend verfügbar noch allen Familien bekannt. Für viele Kinder bedeutet das: Lernen hört im Sommer nicht auf, statt Erholung stehen Aufgabenhefte und Sommerschule auf dem Programm. AK-Expertin Erdost erklärt: „Für viele Familien ist die Schule auch in den Ferien ein unglaublicher Stressfaktor. Dabei sollte Freizeit Familienzeit sein und nicht die Lücken schließen, die die Schule offenlässt.“
Für viele Familien ist die Schule
auch in den Ferien ein unglaublicher Stressfaktor.
Dabei sollte Freizeit Familienzeit sein.
Ilkim Erdost, AK Wien
Mathematik ist Angstfach
Besonders stressig ist für viele Schüler:innen das Fach Mathematik, 65 Prozent der Nachhilfe wird darin genommen. Seit mehreren Jahren setzt sich die Arbeiterkammer dafür ein, dass besonders dieses Fach reformiert wird.
Elke Larcher ist Spezialistin in der AK-Wien-Abteilung Lehrausbildung und Bildungspolitik und sieht, dass das Problem langfristige Konsequenzen hat: „Wir wissen, dass 17 von 36 Berufen mit Fachkräftemangel mathematische Kompetenzen voraussetzen. Wir blockieren Schüler:innen schon im jungen Alter, weil wir ihnen Angst vermitteln.“
Forderungen der Arbeiterkammer
Die AK fordert angesichts der Probleme im Bildungsbereich eine gerechte und transparente Schulfinanzierung nach dem AK-Chancenindex. Dazu braucht es kostenlose schulische Nachhilfestunden für alle, die sie benötigen, sowie ein flächendeckendes, gebührenfreies Angebot an qualitativ hochwertigen Ganztagsschulen. Zugleich müssen „versteckte Schulkosten“ abgebaut werden: von Ausgaben für Arbeitsmaterialien über Ausflüge bis hin zu Nachhilfe. So soll jedes Kind die bestmögliche Förderung erhalten – unabhängig von der Herkunft oder dem Einkommen der Eltern.
Mathe büffeln – zwei Drittel aller Kinder, die im letzten Jahr Nachhilfe hatten, nahmen diese in Mathematik. Braucht der Mathematikunterricht Nachhilfe? Dieser Frage gehen am @aundw.bsky.social #AK Bildungsexpertin Elke Lacher & Sozialforscher Daniel Schönherr nach ⬇️
— @Arbeiterkammer (@arbeiterkammer.at) 2. September 2025 um 08:51