Jugendvertrauensrat: Starke Lobby im Betrieb

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  1. Seite 1 - Gemeinsam stärker
  2. Seite 2 - Verantwortung übernehmen
  3. Seite 3 - Nichts gefallen lassen
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Junge Menschen am Beginn ihres Berufslebens stehen vor vielen Herausforderungen. Da ist es gut, dass mit dem Jugendvertrauensrat ein effektives Instrument der Mitbestimmung am Arbeitsplatz existiert. Denn gerade Lehrlinge brauchen zur Wahrnehmung ihrer Interessen eine starke Vertretung.

„Lasst euch nichts gefallen“

Zurück zu Mechatronikerin Beatrix Dietl: Das Interesse an politischen Themen sei bei ihr schon immer stark vorhanden gewesen, sagt sie. Deshalb sei sie auch für den JVR angesprochen worden. Das gilt ebenfalls für ihren Kollegen Maximilian Felbermayer. Er findet: „Es ist wichtig, dass man die Jungen ernst nimmt. Gerade in den jetzigen Zeiten, wo man nicht weiß, wie es in ein paar Wochen aussieht. Aber die Jungen, scheint es, werden nicht so ernst genommen, wie es eigentlich sein sollte. Dabei müssen sie später alles ausbaden.“

Es ist wichtig, dass man die Jungen ernst nimmt. Gerade in den jetzigen Zeiten, wo man nicht weiß, wie es in ein paar Wochen aussieht. 

Maximilian Felbermayer, Jugendvertrauensrat Siemens

Tatsächlich gibt es in ganz Österreich Probleme und Unzufriedenheit. Darauf verweist auch der aktuelle, von AK, ÖGB und ÖGJ in Auftrag gegebene 4. Lehrlingsmonitor. So muss unter anderem ein Drittel aller Lehrlinge Überstunden verrichten – und dies teilweise unfreiwillig. Nur 73 Prozent aller Lehrlinge bekommen diese Überstunden abgegolten. Das ist nicht der einzige Mangel. So berichten 76 Prozent der rund 6.000 befragten Lehrlinge, dass sie keine regelmäßige Ausbildungsdokumentation bekommen, während 57 Prozent der befragten Lehrlinge überhaupt keinen Ausbildungsplan haben.

Ich verbringe rund ein Viertel meiner Arbeitszeit mit Aufgaben aus meiner Funktion als JVR. Ein paar Abende kommen auch noch hinzu. 

Beatrix Dietl, Jugendvertrauensrätin Siemens

Doch den Kopf in den Sand stecken wollen die beiden deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil: „Wie schon der kürzlich verstorbene Willi Resetarits gesagt hat: Lasst euch nichts gefallen“, meint Felbermayer. „Wichtig ist doch, dass was getan wird. Dafür braucht es Durchsetzungskraft und intensive Arbeit.“ Es gehöre auch ein Stück Rebellion dazu, findet Beatrix Dietl. Und dafür brauche es viel Vorbereitungszeit in ihrer Funktion: „Ich verbringe rund ein Viertel meiner Arbeitszeit mit Aufgaben aus meiner Funktion als JVR. Ein paar Abende kommen auch noch hinzu.“

„Wichtig ist doch, dass was getan wird. Dafür braucht es Durchsetzungskraft und intensive Arbeit“, Maximilian Felbermayr.

Interessen vertreten

Ein wichtiger Plan des Jugendvertrauensrats bei Siemens ist derzeit die Erstellung eines Zufriedenheitsbildes unter den Lehrlingen. „Wir erheben Daten und geben diese an die verantwortlichen Stellen weiter. So wollen wir zeigen, wo es unseren Lehrlingen nicht gut geht und dass in unterschiedlichen Bereichen Handlungsbedarf besteht.“ Für diese Tätigkeiten gibt es viel Unterstützung vom Betriebsrat, berichten beide übereinstimmend. Die sei auch nötig, denn im Zuge der Pandemie sei manches in Schieflage geraten. „Bei gewissen Betriebsvereinbarungen für Lehrlinge müssen wir schon sehr darauf achten, dass diese auch eingehalten werden“, umschreibt Beatrix Dietl die Situation.

Engagement im Jugendvertrauensrat endet nicht am Werkstor

Jonas Maureder in Linz teilt viele Beobachtungen seiner Kolleg:innen bei Siemens. „Bei der voestalpine ist das Verhältnis zwischen JVR und dem Ausbildungszentrum sehr gut“, betont er. „Miteinander zu reden und Lösungen für Probleme zu finden ist wichtig.“ Die veränderten Arbeitsbedingungen während der Pandemie zeigen sich auch in Linz. „In den vergangenen zwei Jahren Pandemie ist das soziale Miteinander geringer geworden“, sagt Maureder. „In den Berufsschulen gibt es keine psychologischen Anlaufstellen. Manche Betriebe haben jedoch inzwischen Betriebspsycholog:innen. Das ist ein Thema, das dringend enttabuisiert gehört.“ Darüber hinaus sieht er auch die öffentliche Hand gefordert: „Die öffentliche Hand muss mehr Geld für Jugendzentren und Jugendcafés bereitstellen. Das ist wichtig für die soziale Integration.“ Und es ist wohl auch ein Beispiel dafür, dass das Engagement der Jugendvertrauensrät:innen nicht am Werkstor endet.

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