Jugendvertrauensrat: Starke Lobby im Betrieb

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  1. Seite 1 - Gemeinsam stärker
  2. Seite 2 - Verantwortung übernehmen
  3. Seite 3 - Nichts gefallen lassen
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Junge Menschen am Beginn ihres Berufslebens stehen vor vielen Herausforderungen. Da ist es gut, dass mit dem Jugendvertrauensrat ein effektives Instrument der Mitbestimmung am Arbeitsplatz existiert. Denn gerade Lehrlinge brauchen zur Wahrnehmung ihrer Interessen eine starke Vertretung.

Verantwortung übernehmen

Ähnliches gilt für die Mechatronikerin Beatrix Dietl. Sie ist Vorsitzende für technische Lehrlinge des standortübergreifenden Zentral-Jugendvertrauensrats in der Wiener Firmenzentrale von Siemens und vertritt österreichweit 200 Lehrlinge. „Es war für mich von Anfang an klar, dass ich im JVR mitmachen möchte“, sagt Dietl. Aber: „Es ist eine große Verantwortung, und ob ich es tatsächlich schaffe, war zu Beginn nicht so klar für mich. Ich habe mich dennoch aufstellen lassen.“

„Es gehört ein Stück Rebellion zu meiner Aufgabe“, so Beatrix Dietl, die mit großem Respekt den JVR-Vorsitz übernommen hat.

Neben der Arbeit im Jugendvertrauensrat ist für Mohab Finjan auch die gewerkschaftliche Arbeit von großer Bedeutung. Er bemerkt in seiner Tätigkeit, dass die Bedeutung der Gewerkschaften für gute Arbeitsbedingungen jungen Menschen nicht immer bewusst ist. „Nur wenige wissen, dass es ohne Gewerkschaften etwa kein 13. und 14. Monatsgehalt geben würde. Deshalb will ich, dass alle Beschäftigten in der Gewerkschaft sind.“

Angesprochen auf die alltägliche JVR-Arbeit betont Finjan, der inzwischen auch Jugend-Bundessprecher im Bankensektor ist, dass die Bank Austria ein „Top-Lehrbetrieb“ sei. So werde dort die Zeit in der Maturaschule als Arbeitszeit angerechnet. „Das ist eine bessere Regelung als im Banken-KV“, sagt er sichtlich stolz. Dennoch gebe es immer wieder Themen, die zu diskutieren seien: „Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Ausbildung nicht so gemacht wird, wie in der Filiale vorgesehen. Oder wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, weil ein Lehrling sich nicht mit seinen Kolleg:innen versteht.“

Insgesamt hält Finjan die Lehre für eine rundum gute Sache. „Es gibt so viele Aspekte, die für die Lehre sprechen. Man hat die Möglichkeit, sehr jung Verantwortung zu übernehmen. Als Banklehrling verdient man 600 bis 850 Euro netto. Das ist ein super Start ins Berufsleben. Man kann sich schließlich nicht ewig von Mami und Papi finanzieren lassen.“

Auf niedrigem Niveau eingependelt

Die Bank Austria bildet derzeit in ganz Österreich 72 Lehrlinge aus. Und mit 1.200 Lehrlingen zählt der Bankensektor neben den Sparten Transport und Verkehr sowie Information und Consulting zu den Positivbeispielen. In anderen Branchen ist die Lage weitaus kritischer. Einen „Tiefststand bei Lehrbetrieben und Lehrlingen“ meldete die Produktionsgewerkschaft PRO-GE im März 2022. Laut neuesten Statistiken gab es in Österreich im Jahr 2021 nur 107.953 Lehrlinge. Im Vergleich dazu waren es 1980 noch über 194.000, denn fast die Hälfte der 15-Jährigen begann damals eine Lehre. Rund 30 Jahre später, im Jahr 2019, waren es nur mehr etwa 39 Prozent.

Rückgang der Lehrstellen von 1980 auf 2021; Quelle: Statistik Austria

Gleiches gilt für die Zahl der Lehrbetriebe. Nach einem jährlichen Rückgang von rund 1.000 bis 1.500 Betrieben pendelte sich die Anzahl der Lehrbetriebe seit 2017 auf niedrigem Niveau bei etwa 28.000 Lehrbetrieben ein. Im Vergleich dazu waren es 2007 noch 39.000. „In unseren Branchen sehen wir deutlich, dass es in den letzten Jahren immer weniger ausbildende Betriebe gibt. Für uns passt es nicht zusammen, einerseits zu jammern, dass es nicht genug Fachkräfte gibt, aber andererseits diese Fachkräfte nicht selbst ausbilden zu wollen“, sagt Stefan Laufenböck, Bundesjugendsekretär der PRO-GE. Er fordert, das Image der Lehre aufzuwerten.

In unseren Branchen sehen wir deutlich, dass es in den letzten Jahren immer weniger ausbildende Betriebe gibt. Für uns passt es nicht zusammen. 

Stefan Laufenböck, Bundesjugendsekretär der PRO-GE

Dafür braucht es ein Modell zur Höherqualifizierung in der Lehre. So hält es Laufenböck für sinnvoll, die Rahmenbedingungen bei bereits bestehenden Qualifizierungen, wie etwa der Meisterprüfung, zu verbessern: „Es kann nicht sein, dass die jungen Erwachsenen für eine so wichtige Qualifizierung Tausende Euro zahlen müssen. Die Matura ist gratis, die Meisterprüfung muss es auch sein.“

„Es braucht viel Vorbereitung in meiner Funktion“, so Beatrix Dietl, etwa wenn es wie aktuell um die Erstellung einer Zufriedenheitsstudie unter Lehrlingen geht oder die laufenden Tätigkeiten wie die Einhaltung von Betriebsvereinbarungen für Lehrlinge.

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