Jugend.Mitbestimmung.Jetzt

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  1. Seite 1 - Laute Stimmen für die Lehrlinge
  2. Seite 2 - Besonders betroffen
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Es liegt in der Natur des Menschen, mitbestimmen zu wollen. Wenn die Regierung der Jugend ihre Stimme nimmt, wird sie laut. Denn das lässt sie sich nicht gefallen.

Zum Nachteil der Lehrlinge

Die Gewerkschaftsjugend ist aufgrund der vielen Verschlechterungen, die die Regierung für Lehrlinge umsetzt, sauer. Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) bringt es auf den Punkt: „Ständig von mehr Mitbestimmung der Bevölkerung zu sprechen, aber gleichzeitig den Jugendvertrauensrat, also den Lehrlingssprecher, abschaffen zu wollen, nimmt fast schizophrene Züge an. Die Regierung will Jugendliche offensichtlich mundtot machen.“ Aber nicht nur das: Für über 18-jährige Lehrlinge in der überbetrieblichen Lehrausbildung hat die Regierung die Ausbildungsbeihilfe um fast 400 Euro auf die Hälfte gekürzt. Und auch vor dem Zwölfstundentag sind volljährige Lehrlinge nicht geschützt, für sie gilt wie für alle anderen das neue Arbeitszeitgesetz.

Das neue Arbeitszeitgesetz macht es für Unternehmen möglich, Lehrlinge nach acht Stunden Berufsschule in die Arbeit zu holen. Einschränkungen sind nämlich nur für Minderjährige vorgesehen, für sie ist eine Beschäftigung im Betrieb nach einem Schultag von acht Stunden nicht mehr zulässig. Susanne Hofer ist besorgt: „Diese Arbeitszeitregelungen schaffen den Lehrlingen nur Probleme anstatt sie zu schützen. Uns liegen jetzt schon genügend Fälle vor, in denen Lehrlinge verbotenerweise nach der Berufsschule arbeiten müssen. Der Zwölfstundentag macht es möglich, Lehrlinge als billige Arbeitskräfte auszunutzen und sie nach der Berufsschule für die Abendschicht in den Betrieb zu holen. Das ist keine Ausbildung, sondern Ausbeutung!“

Auch hier sind es die Jugendvertrauensräte, die auf solche Missstände aufmerksam werden – wie bei folgendem Beispiel: Angelika S. (Name v. d. Red. geändert) begann eine Ausbildung in einem Gastronomiebetrieb und musste mehr als ein Jahr lang länger als zwölf Stunden arbeiten. An Berufsschultagen begann sie ihren Tag um 7.30 Uhr, war bis 16.15 Uhr in der Schule und musste danach ab 17.00 Uhr bis 21.30 Uhr und länger verbotenerweise arbeiten. Auch an Arbeitstagen, an denen sie keine Berufsschule hatte, musste sie mehrfach länger arbeiten. Ihr Chef hat sie nach ihrer offiziellen Arbeitszeit immer „gebeten“, länger zu bleiben, so dass sie an manchen Tagen von 9 bis 23 Uhr im Betrieb war. Die Gewerkschaft unterstützte sie und leitete rechtliche Schritte ein. Mittlerweile hat sie das Unternehmen verlassen und absolviert ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb.

Nach vorne und nicht zurück

Bei der Österreichischen Gewerkschaftsjugend ist Partizipation kein Fremdwort. Die ÖGJ-Vorsitzende ist überzeugt: „Als Jugend haben wir Erfahrung mit Mitbestimmung, wir stehen im Dialog mit jungen ArbeitnehmerInnen und wissen, wo der Schuh drückt. Gerade haben wir unsere Kampagne ‚Jugend.Mitbestimmung.Jetzt‘ ins Leben gerufen, weil wir es uns eben nicht gefallen lassen, dass uns unsere Stimme genommen werden soll. Wir stehen auf der Straße, sprechen mit den Leuten, machen Aktionen und kämpfen um unser Recht auf Mitbestimmung, um den Jugendvertrauensrat. Wir stellen die Bedürfnisse der jungen ArbeitnehmerInnen in den Mittelpunkt.“

Besonders betroffen

Das neue Arbeitszeitgesetz, der Zwölfstundentag und die 60-Stunden-Woche, betrifft alle ArbeitnehmerInnen – die Jugend aber besonders, meint Hofer: „Wir stehen erst am Anfang unseres Arbeitslebens. Es ist logisch, dass diese Verschlechterungen, dieses Zwölfstundentagsgesetz die Jugend am härtesten und längsten trifft. Das nehmen wir nicht einfach so hin. Wir kämpfen um mehr Mitbestimmung und um mehr Demokratie, aber auch für eine Arbeitswelt, die uns nicht krank macht. Wir wollen ein Leben, das gesund ist und dazu braucht es Arbeitszeiten, die nicht krank machen und genügend Ausgleich.“

Die Regierung katapultiert Österreich mit ihren Maßnahmen zurück ins letzte Jahrhundert: Mehr Arbeit, weniger Freizeit und weniger Mitbestimmung. Die Gewerkschaftsjugend und die JugendvertrauensrätInnen in Österreich akzeptieren das nicht und geben den jungen ArbeitnehmerInnen und Lehrlingen ein Stimme. Susanne Hofer betont: „Es geht um unser Leben, unsere Arbeit und unsere Freizeit. Wir wollen, dass Menschen mitreden können. Revolutionen passieren dann, wenn Menschen merken, dass sie was verändern können – und wir verändern was für die ArbeitnehmerInnen.“

Von
Barbara Kaspar
ÖGB Kommunikation

 

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 8/18.

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