Der Equal Pension Day zeigt jedes Jahr, ab wann Männer schon so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst am Jahresende erreichen. Aber was heißt es, wenn Frauen in diesem Bereich diskriminiert werden?
Es bedeutet konkret, dass viele von ihnen in Österreich in Altersarmut rutschen, sie ihre überteuerten Mieten nicht mehr bezahlen können (überteuert auch, weil die schwarz-grüne Regierung die Inflation durchrauschen ließ wie keine andere Regierung in Europa). Es heißt, dass sie im Winter ihre Wohnungen nicht heizen können (zu völlig überteuerten Energiepreisen). Es bedeutet, dass sie monate- oder jahrelang auf Termine bei Fachärzt:innen warten müssen (wenn sie das Glück haben, überhaupt Ärzt:innen zu finden, die Kassenverträge haben), da sie sich die Honorare von Privatärzt:innen nicht leisten können. Viele können es sich nicht einmal leisten, sich ausreichend und gesund zu ernähren.
Denn oft fehlt selbst das Geld fürs Nötigste. Und die kleineren Freuden, die das Leben lebenswert machen, sind für viele pensionierte Frauen in Österreich völlig unleistbar: der gelegentliche Restaurantbesuch, der Kuchen am Sonntag, Abende in Theater oder Kino oder vielleicht sogar Urlaub.
Armut ist politisch gewollt
Nachdem Frauen ein Leben lang gearbeitet haben – bezahlt und vor allem auch unbezahlt –, nachdem sie nicht nur in ihrer Erwerbsarbeit geschuftet haben, sondern auch noch zuhause, nachdem sie Kinder betreut und großgezogen, Haushalte geschmissen, alte und kranke Angehörige gepflegt haben, nachdem sie ein Leben lang mit ihrer unbezahlten und unsichtbar gemachten Arbeit die Grundlage dafür geschaffen haben, dass unser System funktioniert, landen sie zum Dank in der Altersarmut. In Österreich betrifft das jede Fünfte.
Im politischen Diskurs wird so getan, als sei die Berechnung der Pension naturgegeben. Das ist sie aber nicht. Sie ist das Ergebnis konkreter politischer Entscheidungen. Eine dieser Entscheidungen traf die Regierung Schüssel I. Die Entscheidung nämlich, den Durchrechnungszeitraum für die Berechnung der Pension so zu verändern, dass nicht die einkommensstärksten 15 Jahre herangezogen werden, sondern der gesamte Erwerbsverlauf einer Person. Diese Entscheidung führte dazu, dass Frauen für ihre unbezahlte Arbeit bestraft werden – indem die ökonomische Diskriminierung, der sie in ihrer gesamten Erwerbslaufbahn ausgesetzt sind, in der Pension noch multipliziert wird. Weibliche Armut ist politisch gewollt – man hat sich dafür entschieden, sie herbeizuführen.
Man könnte sich auch wieder umentscheiden und mit konkreten Entscheidungen dafür sorgen, dass Frauen nicht in die Armut rutschen. Das müsste man aber auch wollen.
Dann könnte man den Durchrechnungszeitraum für die Pension wieder verändern – so dass er nicht mehr Frauen für ihre unbezahlte Arbeit bestraft. Man könnte Pflegezeiten zur Pension anrechnen, die Beitragsgrundlage für Kindererziehungszeiten anheben, die Ausgleichszulage auf ein armutsfestes Niveau anheben und darüber nachdenken, wie man Pensionssplitting frauenfreundlich umsetzen könnte.
Man müsste nur wollen.
“Hätten sie halt Wirtschaftsminister werden sollen, das kann man auch Vollzeit!”
Mein Beitrag zur Teilzeitdebatte:
www.wienerzeitung.at/a/vollzeit-i…
— Beatrice Frasl (@fraufrasl.bsky.social) 1. August 2025 um 18:08