Einzelhandel: „Manchmal hat man keine Zeit zu trinken”

Inhalt

  1. Seite 1 - „Überstunden mache ich, weil es nie genug Personal gibt.“
  2. Seite 2 - „Ich hatte früher öfter Rückenschmerzen“
  3. Seite 3 - „Ich habe schon zweimal rassistische Übergriffe erlebt“
  4. Seite 4 - „Viele entwickeln das Gefühl, ständig beobachtet zu werden“
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Stress, Kontrolle und mangelnder Respekt: Handelsangestellte erzählen, was ihnen im Berufsalltag alles begegnet.

Pausen

„Oft bleibt mir keine Zeit für Pausen“

„Ich bin oft einen halben Tag allein im Geschäft. Offiziell darf ich aufs WC, doch ich fühle mich unwohl, wenn ich die Kassa aus den Augen lassen muss, um zwei Räume weiter auf die Toilette zu gehen. Wenn etwas gestohlen wird, bin ich verantwortlich. Wenn viele Leute da sind, etwa bei Aktionswochen, mache ich auch keine wirkliche Mittagspause. Dann gehe ich nur kurz essen und danach sofort wieder an die Arbeit. Ich will meine Kolleg:innen nicht alleine lassen.“ – O., Bekleidungsgeschäft

„Oft schaffe ich es nicht Pause zu machen, einfach weil zwischen dem Beraten von Kund:innen, dem ganzen Verräumen von Ware oder dem Regaleschlichten keine Zeit bleibt. Wer raucht, darf kurz raus, muss dafür aber ‚stechen’. WC-Pausen sind unproblematisch.“ – E., Drogerie

„Wir können problemlos Toilettenpausen einhalten. Es ist aber schon vorgekommen, dass so viel los war, dass man nicht zum Trinken kam. Dementsprechend musst du dann eh nicht auf die Toilette. Es kam vor, dass ich dann echt dehydriert zu Hause ankam und mir nur dachte: „Okay, das war ein richtig verrückter Tag!“ Abseits davon sind die Pausen aber normal geregelt.“ – A., Sportgeschäft

Ein Verkäufer kontrolliert in einem Geschäft Sportschuhe.
Fehlendes Personal verschärft den Druck auf Mitarbeiter:innen im Handel. | © Adobe Stock/elizaveta

Die Kund:innen

„Ich habe schon zweimal rassistische Übergriffe erlebt“

„Am Anfang war ich den Wartenden an der Kassa zu langsam, und sie forderten gleich: ‚Zweite Kassa, bitte!‘ Es gibt gute Leute, aber auch schlimme. Manche Kund:innen sind rassistisch. Zweimal habe ich schon Übergriffe erlebt. Ich bin ruhig geblieben, habe nicht darauf reagiert. Die Vorfälle beschäftigen mich aber bis heute.“ – B., Lebensmitteleinzelhandel

„Es gibt auch ältere Frauen, die dann drei Minuten an der Theke stehe und plaudern möchten, aber die finde ich okay, solange hinter ihnen nicht zehn Leute stehen und warten. Da höre ich mir schon auch gern die Familiengeschichte an. Das gehört auch zu unserem Beruf. Und so bildet man eine Stammkundschaft.“ – D., Feinkost

„Manche suchen regelrecht Streit“

„Kund:innenkontakt ist einer der Gründe, warum ich mich überhaupt für den Beruf entschieden habe. Positive Rückmeldungen freuen mich einfach. Kritik der Kund:innen trifft mich, etwa wenn man hört, man ist zu langsam, obwohl man sich eh schon so anstrengt. Manche suchen regelrecht Streit. Abseits davon wird oft nicht zurückgegrüßt, man wird nicht so behandelt, wie man sollte, und in manchen Situationen kaum wahrgenommen. Eine Kollegin musste deswegen oft weinen und hat schließlich gekündigt.“ – E., Drogerie

„Manche Kund:innen schauen auf mich herab und behandeln mich unangenehm und unhöflich.“ – A., Sportgeschäft

„Grundsätzlich sind die Leute normal und verträglich, es gibt auch liebe Stammkundschaft, aber es sind Ausreißer dabei. Das geht bis hin zu Leuten, die sich überhaupt nicht mehr einkriegen, weil sie sich so aufregen. Diese Ausraster nehmen zu, aber man merkt, dass es nicht um die Ware oder den Supermarkt oder die Mitarbeiter:innen geht, sondern die müssen irgendwo explodieren, Dampf ablassen.“ – D., Feinkost

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  2. Seite 2 - „Ich hatte früher öfter Rückenschmerzen“
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Über den/die Autor:in

A&W Magazin

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