Zahlen bitte – wie sieht es wirklich aus in punkto Altersarbeitslosigkeit?

Altersarbeitslosigkeit
Wie sieht es wirklich aus in punkto Arbeitslosigkeit bei älteren Menschen? (c) Adobe, magele-picture
Jubelmeldungen über geringe Arbeitslosigkeit dominieren die Diskussion. Vergessen werden dabei ältere Menschen ohne Job. Ihnen wird es immer noch sehr schwer gemacht, ins Berufsleben zurückzukehren.
Die Jubelmeldungen über den Arbeitsmarkt halten einer genaueren Betrachtung nicht stand, vor allem wenn es um Altersarbeitslosigkeit geht. Denn insbesondere ältere Menschen werden vom System oft allein gelassen. Das zeigt vor allem der Vergleich des ersten Quartals 2022 mit dem von 2020 – also die letzten Monate vor dem ersten strengen Lockdown. Wir haben nachgerechnet.

Arbeitslosigkeit insgesamt

Im Vergleich von Q1/2020 zu Q1/2022 sank die Arbeitslosigkeit nur in der Gruppe der 15- bis 24-Jäh-rigen, um 11,9 Prozent. In allen anderen Altersgruppen stieg sie an. Besonders stark in der Gruppe 35 bis 44 Jahre (um 37,6 Prozent) und in der Gruppe 55 bis 64 (33,3 Prozent).

Langzeitarbeitslosigkeit Altersstruktur

Von der Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Menschen betroffen, die älter sind als 50. Sie machen mit 51,3 Prozent mehr als die Hälfte der langzeit-arbeitslosen Menschen aus.

Altersarbeitslosigkeit: Arbeitslosigkeit ältere Arbeitnehmer:innenArbeitslose nach Dauer der Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Menschen, die länger als 12 Monate ohne Job war, stieg von 50.100 im ersten Quartal 2020 auf 69.400 im ersten Quartal 2022. Eine Zunahme um fast 40 Prozent.

Arbeitslosigkeit ältere Arbeitnehmer:innenBetroffen von Arbeitslosigkeit

Keine Altersgruppe war im Jahr 2021 so stark von Arbeitslosigkeit betroffen, wie Menschen ab 50 Jahren. Sieben von zehn Personen zwischen 50 und 64 Jahren waren mindestens einen Tag arbeitslos.

Altersarbeitslosigkeit: Arbeitslosigkeit ältere Arbeitnehmer:innen

Eine alternde Bevölkerung bedeutet naturgemäß, dass auf den Arbeitsmarkt mehr ältere Arbeitnehmer:innen strömen. Diese erfahrenen Kräfte, sollte man meinen, könnten Unternehmen gut gebrauchen. Ein Irrtum: Über-Fünfzigjährige, die ihren Job verlieren, suchen oft jahrelang nach einer neuen Beschäftigungsmöglichkeit. Betriebe verzichten lieber auf Berufserfahrung und Wissen, das jüngere Arbeitnehmer:innen noch nicht mitbringen können. Die bekommen am Arbeitsmarkt häufig den Vorzug, da sie kostengünstiger sind und noch eine längere Zeit im Erwerbsleben stehen als Menschen der Generation 50+.

Zu dieser frustrierenden Situation der Altersarbeitslosigkeit gesellt sich noch ein weiterer zentraler Faktor: die Altersarmut. Aber das muss nicht sein, wie innovative Beispiele zeigen, in denen ganz bewusst Maßnahmen gesetzt werden, um Dienstnehmer:innen langfristig im Unternehmen zu halten. Und man könnte natürlich auch ein bisschen nachhelfen – etwa mit einem Bonus-Malus-System für Unternehmen. Denn altersgerechtes Arbeiten wird in den nächsten Jahren noch stärker an Relevanz gewinnen.

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