1980: Start für „Arbeitswelt und Schule“

Karikatur aus einem Seminar von Arbeitswelt und Schule. Eine Frau ist zu sehen, sie kümmert sich um ein Kind, das neben ihr steht. Aus einem Lautsprecher kommt Musik, sie befindet sich in einem Wohnzimmer, an der Wand hängt eine Uhr sowie ein Bild. Neben ihr steht ein Kaktus. Sie schaut verärgert.
Karikatur einer Teilnehmerin des ersten „Arbeitswelt und Schule“-Seminars der AK Wien. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Problemfeld. | © K Wien-IHSF/Archiv
Seminare, Materialien, Projektentwicklung und -förderung zur Vernetzung von Schule und Arbeitswelt: heute ein selbstverständliches Service der Arbeiterkammern in Zusammenarbeit mit dem ÖGB und Bildungsexpert:innen, vor 40 Jahren absolutes Neuland.

Es war schlecht bestellt um die Berufs- und Bildungswegorientierung an den Schulen. Sie beschränkte sich meistens auf ein paar Referate im letzten Schuljahr. Das reichte noch weniger aus als früher. Der Arbeitsmarkt änderte sich bereits rasant, und das Angebot weiterführender Bildung nach der Schulpflicht war größer und zugänglicher geworden. Engagierte Lehrer:innen verlangten Hilfestellungen, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung stießen in die Lücke und stellten den Pädagog:innen Material zur Verfügung, das natürlich ihre Sicht auf Wirtschaft und Arbeitswelt „transportierte“. 1980 ergriffen dann die Arbeiterkammern in Wien und Oberösterreich ihrerseits die Initiative. Sie leiteten das Projekt „Arbeitswelt und Schule“ (AWS) ein. Im Zentrum stand das Ziel, ein realistisches Bild der Arbeitswelt zu vermitteln. Dafür sollte das Projekt Lehrende aus verschiedenen Schultypen zusammenbringen und vernetzen. Die ersten Pilotseminare fanden 1980 statt, und im folgenden Jahrzehnt wurde das Angebot ständig erweitert.

Kampf gegen Rechtsextremismus auf To-Do-Liste

Zu Seminaren, Unterrichtsberatung und Materialservice kam verstärkt die Förderung von Schulprojekten, die in den 1990er-Jahren zum Schwerpunkt wurde. Das kam besonders auch den Berufsschulen zugute, wo erstmals politische Bildung Pflichtgegenstand war. Angesichts der zunehmenden Kampagne gegen Migrant:innen, die aus den Kriegsgebieten am Balkan kamen, stand der Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus ganz oben auf der To-do-Liste. Die von der pädagogischen Arbeitsstelle der Wiener Berufsschulen mit AK-Expert:innen erstellte Arbeitsunterlage zum Thema „Rechtsextremismus und Gewalt“ ersetzte die fehlende Hilfestellung durch die Bildungspolitik und wurde auch in Deutschland und Tschechien eingesetzt.

Von den Workshops und Rollenspielen, die hier und bei anderen AWS-Projekten vorgeschlagen wurden, konnten die Schüler:innen direkt profitieren. Ein Beispiel war das „Planspiel Wirtschaft“, das, mehrfach überarbeitet, heute noch im Einsatz ist. Ein besonderes Service für die Jugendlichen und ihre Eltern sind die Berufsinformationsmessen, die sich aus Erfahrungen von „Arbeitswelt und Schule“ speisen. Wer die Websites der Arbeiterkammern aufruft, wird feststellen, dass der Projektname in vielen Kammern noch immer Label für ihr Schulservice ist. Gleichzeitig besteht das Projektziel auch dort weiter, wo man sich für eine andere Bezeichnung entschieden hat.

Über den/die Autor:in

Brigitte Pellar

Brigitte Pellar ist Historikerin mit dem Schwerpunkt Geschichte der ArbeitnehmerInnen-Interessenvertretungen und war bis 2007 Leiterin des Instituts für Gewerkschafts- und AK-Geschichte in der AK Wien.

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