Wichtige Impulse

Fotos (C) Michael Mazohl, Konzept & Produktion: Thomas Jarmer
Ob Büroausstattung, Fahrgemeinschaften oder Speisepläne – BetriebsrätInnen haben viele Möglichkeiten, aktiv zum Klimaschutz beizutragen.
Vom „Win-win-win-Effekt“ motiviert, entstand die Idee für ein „grünes“ Krankenhaus.
Rund 33.000 Euro pro Jahr zahlte das Krankenhaus „Göttlicher Heiland“ für Mineralwasser auf den Stationen. „Dann haben wir auf Leitungswasser umgestellt“, erzählt Betriebsratsvorsitzender Gerald Mjka. „Das geschah ursprünglich aus Kostengründen, denn anlässlich von Gehaltsdiskussionen wollten wir zeigen, dass man auch anders als beim Personal sparen kann.“ Dass damit auch die Umwelt geschont wird, war ein positiver Nebeneffekt. „Zusätzlich waren unsere AbteilungshelferInnen froh, dass sie keine Plastikflaschen-Träger mehr schleppen mussten.“ Von diesem „Win-win-win-Effekt“ motiviert, entstand die Idee für ein „grünes“ Krankenhaus. Angestrebt ist wöchentlich ein fleischloser Tag in der Kantine. Mjka, Vorsitzender des Fachbereichs Gesundheit bei vida, ist selbst kein Vegetarier, „aber ein Tag ohne Fleisch in der Kantine muss doch möglich sein“. Er hat auch schon Ideen von Beschäftigten aus anderen Abteilungen gesammelt, etwa zur Reduktion von Wegwerfprodukten: „Mir gefällt die Idee, dass die Impulse zum grünen Krankenhaus direkt von den KollegInnen aus den verschiedenen Bereichen kommen. 2020 soll’s losgehen.“

Einsparungen sind auch in so sensiblen Branchen wie dem Gesundheitsbereich möglich: Durch Contracting werden effiziente Energie- und Heizanlagen finanziert, effizientes Beschaffungswesen und Abfallmanagement nützen der Umwelt und senken Kosten. In Kärnten hat sich die Landeskrankenhausbetriebsgesellschaft KABEG Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Ein Klinikneubau wurde von der Initiative klimaaktiv ausgezeichnet, der Einkauf wurde nachhaltiger durch regionale Nahrungsmittelbeschaffung über ein spezielles Beschaffungsportal.

Kohlendioxid reduzieren. Die meisten Treibhausgase entstehen durch Verkehr und Industrie. Während einige dieser Treibhausgase seit dem Kyoto-Basisjahr 1990 deutlich reduziert wurden, sind die CO2-Emissionen weltweit gestiegen – vor allem aufgrund des Verkehrs. Theoretisch gibt es in fast jedem Betrieb noch Potenzial, die CO2-Bilanz zu verbessern. Die Möglichkeiten sind zahlreich:

Energieeffizienz. Auch wenn im österreichischen Strommix (Wasserkraft, thermische Kraftwerke etc.) der Anteil an erneuerbaren Energieträgern relativ hoch ist, so wird mit jeder Kilowattstunde auch CO2 freigesetzt. Nur bei der Herstellung von reinem Ökostrom entstehen keine CO2-Emissionen. Energiesparen zahlt sich aber immer aus. Denn Ressourcen werden auch für die Errichtung von Windrädern oder Solarzellen verbraucht, und damit entstehen Treibhausgase.

Nach wie vor schlummert etwa in Österreichs Büros großes Stromsparpotenzial. Laut offizieller Statistik könnten durch Verhaltensänderungen und/oder den Einsatz effizienterer Geräte Stromeinsparungen von bis zu 70 Prozent erreicht werden.

Eine Möglichkeit ist der Umstieg auf LED-Beleuchtung. Denn auch wenn im Handel keine althergebrachten Glühbirnen mehr erhältlich sind, so stecken viele von ihnen noch in den österreichischen Lampen. Das EU-Projekt „Premium Light Pro“ (www.premiumlightpro.at) unterstützt professionelle AnwenderInnen bei der Umstellung auf energieeffiziente LED-Beleuchtung. Nach zehn Jahren betragen die Gesamtkosten vor allem wegen des geringen Energieverbrauchs nur etwas mehr als ein Viertel gegenüber dem Einsatz von Glühlampen. Positiver Nebeneffekt: LED-Lampen geben deutlich weniger Wärme ab.

Jeder Klick, jede Suchanfrage, jedes gestreamte Video oder hochgeladene Foto verbraucht ein kleines bisschen Strom. Wäre das Internet ein Land, hätte es den sechsthöchsten Energieverbrauch weltweit, meldet Greenpeace. Digitale Zurückhaltung hilft also beim Stromsparen.

Andererseits: Videokonferenzen sind wesentlich klimaschonender als Konferenzen, zu denen mit Auto oder Flugzeug angereist werden muss. Tatsächlich steigt die Zahl der Dienstreisen seit Jahren kontinuierlich.

Jobticket nicht nur für PendlerInnen. Allgemein ist Mobilität sowohl beim Klimaschutz als auch in der Berufswelt ein großes Thema. Fahrgemeinschaften und Mitfahrbörsen sind nach wie vor noch eher Randerscheinungen. Auf Betreiben der FCG Steiermark wurde 1994 die Steirische Pendlerinitiative gegründet. Auf der Webseite www.pendlerinitiative.at finden sich Links zur Mitfahrbörse der Initiative und zu bundesweiten Mitfahrbörsen, die (via App) auch ein spezielles Service für Unternehmen anbieten.

Für Unternehmen gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, nicht nur PendlerInnen, sondern allen Beschäftigten steuerfrei eine Streckenkarte für ein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung zu stellen (Jobticket). In Wien beispielsweise ist das die Jahreskarte.

Kühlung. Fluorierte Treibhausgase (F-Gase) kommen vor allem in Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen zum Einsatz. Vor dem Einbau einer Klimaanlage sollte man daher an klimaschonende Alternativen denken. So sind etwa in vielen Gebäuden die Möglichkeiten zur Beschattung durch Außenjalousien oder Fassadenbegrünung längst nicht ausgeschöpft. Der Klimatechnik-Markt bietet innovative Lösungen wie etwa Deckenelemente, die sowohl kühlen als auch heizen können. In Verbindung mit Geothermie und Grundwassernutzung sind dezentrale und umweltfreundliche Kältelösungen möglich. In der Nähe von Ballungszentren gibt es seit mehr als zehn Jahren außerdem die Option Fernkälte. Dabei wird die Kühlenergie aus Abwärme gewonnen. Ähnlich wie bei Fernwärme ist die Versorgung über Fernkältezentralen oder dezentral direkt bei Großkunden wie Einkaufszentren oder Krankenhäusern möglich. Angesichts von Rekordsommern ist in ganz Österreich ein weiterer Ausbau geplant.

Fair essen. Weniger Fleisch und Milchprodukte zu konsumieren schont das Klima. Ein Kilogramm Käse setzt rund 8.000 g CO2 frei, ein Kilogramm Fleisch bis zu rund 20.000 g, während etwa Brot (640 g), Obst und Gemüse deutlich darunter liegen (1 Apfel 20 g). Entsprechende Veränderungen in der Betriebsverpflegung nützen Klima und Gesundheit. Weniger Fleisch, mehr Gemüse, mehr Produkte aus biologischer Landwirtschaft aus der Region sowie weniger Verpackungsmüll: Das ist vielen BetriebsköchInnen und Unternehmensleitungen bereits ein Anliegen. Die Gewerkschaft PRO-GE startete schon vor rund 15 Jahren die Kampagne „Fair essen“ in den Betriebskantinen. Zahlreiche Unternehmen haben sich daran beteiligt. Obwohl damals vor allem der Gesundheitsaspekt hervorgehoben wurde, stimmt das Motto bis heute: mehr Nachhaltigkeit durch weniger Convenience-Produkte und mehr Fair-Trade-Lebensmittel. Die entsprechenden Unterlagen wie der Essensreport mit zahlreichen Praxisbeispielen oder die Broschüre zum Essenseinkauf bieten daher wertvolle Tipps und Anregungen.

Es gibt aber auch engagierte große Anbieter für Gemeinschaftsverpflegung, so arbeitet etwa Gourmet seit Jahren mit dem WWF zusammen.

Wegwerfprodukte. Bierdosen sind dreimal klimaschädlicher als Mehrwegflaschen, Einwegglasflaschen verursachen sogar fünfmal mehr Treibhausgasemissionen als Mehrwegflaschen (inklusive Recycling und Reinigung).

Abgesehen vom Energieaufwand bei Herstellung, Bearbeitung und Entsorgung können Plastikprodukte in vielerlei Hinsicht zur Klimaerwärmung beitragen. Polyethylen etwa, das in vielen Wegwerfprodukten enthalten ist, setzt das Treibhausgas Methan frei, sobald es an der Sonne zersetzt wird.

Neubau und Renovieren. Naturgemäß sind hier die Möglichkeiten zahlreich: energiesparende Bauweise, ressourcenschonende Baustoffe und Heizsysteme etc. Flachdächer sollten nach Möglichkeit begrünt werden. Die Umgebungstemperatur wird dadurch merklich gesenkt. Im Sommer geben versiegelte Flächen selbst nachts noch Wärme ab, Rasensteine können hier mitunter eine durchaus praktikable Alternative sein.

Unterlagen zur Kampagne „Fair essen“ – Essensreport mit Praxisbeispielen:
tinyurl.com/y4hlnr27
Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT):
www.klimaaktiv.at
Greenpeace Klima und Energie-Ratgeber:
tinyurl.com/y26kf96b
Die Umweltberatung – Bio: Vom Business-Catering bis zum Schulbuffet:
tinyurl.com/y4zuv2zu

Von
Astrid Fadler
Freie Journalistin

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 7/19.

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