Sprachrohr der Beschäftigten

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  1. Seite 1 - Der Arbeitsklima Index
  2. Seite 2 - Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung
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Betroffene erleben die Wirklichkeit oft ganz anders als in Statistiken. Genau diese Erfahrungen fragt die AKOÖ seit 1997 in ihrem Arbeitsklima Index ab.

Nicht auf Dauer auszuhalten

Auf lange Sicht sind diese langen Arbeitswochen nicht auszuhalten. Jede/r Fünfte gibt an, den Beruf in der derzeitigen Form in fünf Jahren nicht mehr ausüben zu können. Über kurze Zeit können die Belastungen ausgeglichen werden, doch auf Dauer ist das nicht möglich. Dass viele Beschäftigte unter der Mehrfachbelastung leiden, zeigt sich auch an neuen Folgen wie Burn-out. Ein Drittel der Personen sieht sich zumindest leicht gefährdet, besonders häufig ArbeitnehmerInnen mit maximal Pflichtschulabschluss. Das Thema wird auch in den Unternehmen ernst genommen: In 38 Prozent der Betriebe wird von der Belegschaft darüber gesprochen, in 19 Prozent kümmert sich auch die Unternehmensleitung darum.

Sogar Medikamente sind manchmal nötig, um den Arbeitsalltag überstehen zu können: 44 Prozent der Beschäftigten greifen „zumindest selten“ zu Schmerzmitteln, um den Arbeitstag durchzuhalten. Sechs von zehn ArbeitnehmerInnen greifen auf Medikamente gegen Kopfschmerzen zurück. Und nicht zuletzt gehen 33 Prozent der Menschen sogar krank zur Arbeit – besonders häufig jene, die Überstunden leisten.

Arbeitszeitverkürzung gewünscht

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Es ist wenig überraschend, dass Menschen mit langen Arbeitszeiten ihre Stundenanzahl verkürzen wollen. Besonders deutlich wird dieser Wunsch bei Personen, die mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten: 76 Prozent von ihnen wollen ihre Arbeitszeit verkürzen, weniger als ein Viertel ist mit dem Ausmaß zufrieden. Zum Vergleich: Bei jenen, die zwischen 35 und 40 Stunden pro Woche arbeiten, wollen nur 15 Prozent kürzere Arbeitszeiten. Noch häufiger wollen Frauen mit vielen Wochenstunden das Arbeitsausmaß verringern, und auch junge Menschen wollen Stunden reduzieren. Das ist besonders bemerkenswert, weil in der Fragestellung darauf hingewiesen wird, dass eine Reduktion der Stunden auch ein geringeres Einkommen zur Folge hat. Nicht mehr, sondern weniger Arbeitszeit ist also gefragt.

Immer wieder verwenden BefürworterInnen längerer Arbeitszeiten das Schlagwort „Flexibilisierung“. Doch eben die ist ohnehin schon für viele Beschäftigte Alltag. Nur noch etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten hat immer gleiche, fixe Arbeitszeiten. Bei der anderen Hälfte sind mit Gleitzeit, Schichtarbeit, Arbeit auf Abruf oder anderen Formen von unregelmäßiger Arbeitszeit bereits jetzt schon flexible Regelungen in Kraft. Fast ein Viertel der Beschäftigten hat einen sogenannten All-in-Vertrag, bei dem sämtliche Überstunden pauschal abgegolten werden. Auch die Differenz zwischen vertraglich vereinbarter und tatsächlich geleisteter Arbeitszeit zeigt, dass sich die Beschäftigten schon bisher an die Anforderungen der Unternehmen angepasst haben.

Bei genauerem Hinsehen erkennt man also, dass die Wünsche der Wirtschaft und der Regierung, also lange Arbeitszeiten und mehr Flexibilität der ArbeitnehmerInnen, bereits erfüllt wurden. Aber auch die Folgen sind für die Beschäftigten schon deutlich spürbar: weniger Zufriedenheit mit der Arbeitszeit, Druck am Arbeitsplatz, schlechtere Work-Life-Balance. Statt längeren Arbeitszeiten wünschen sich die Beschäftigten eine Reduktion der Arbeitszeit. Vielleicht auch Günther, der Pflasterer.

Wie ist Ihr persönlicher Arbeitsklima Index? Finden Sie es heraus unter:
selbsttest.arbeitsklima.at
Weitere Informationen unter:
arbeitsklima.at

Von
Bernhard Mader
Kommunikationsabteilung der AK Oberösterreich

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 7/18.

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