Nicht zuletzt: Kampf für mehr Rechte und Geld

Ein Kommentar von Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der PRO-GE
Porträtfoto von Rainer Wimmer
Foto (C) Lisa Lux
Am 20. September läutete das Verhandlungsteam der Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp mit der traditionellen Übergabe des Forderungsprogrammes an die Arbeitgeber der Metallindustrie die Herbstlohnrunde ein. Die 192.000 „MetallerInnen“ kämpfen auch heuer gleich vom Start weg mit offenem Visier und fordern fünf Prozent mehr Lohn. Die Voraussetzungen für einen kräftigen Lohn- und Gehaltsabschluss sind sehr gut: Das Wirtschaftswachstum wird heuer laut Prognosen bei 3,2 Prozent liegen. In der Metallindustrie ist die Produktivität um über sechs Prozent gestiegen. Die für die Verhandlungen relevante Inflation liegt bei 2,1 Prozent. Vor allem die unteren Einkommensgruppen sollen heuer besonders angehoben werden, da gerade niedrige Einkommen stärker von den Preissteigerungen bei Wohnen, Einkauf oder Sprit betroffen sind. Darum fordern die Gewerkschaften neben einer prozentuellen Erhöhung von fünf Prozent auch einen fixen Mindestbetrag von 100 Euro.

Die Gewerkschaften gewinnen mit der sehr unternehmerlastigen Politik der türkis-blauen Regierung noch stärker an Bedeutung. Die ArbeitnehmerInnen kommen immer mehr unter Druck, nicht zuletzt durch die viel kritisierte Arbeitszeitnovelle. Sie bedeutet im Klartext: Jeder und jede ArbeitnehmerIn kann zum 12-Stunden-Tag und zur 60-Stunden-Woche gezwungen werden. Der Schutz durch BetriebsrätInnen oder durch ArbeitsmedizinerInnen fällt weg und der Marketing-Gag namens „Freiwilligkeitsgarantie bei Überstunden“ ist das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben steht. Ein gutes Gegenmittel gegen dieses gesetzliche Drüberfahren der Regierung sind Kollektivverträge und Lohnverhandlungen. Alle Gewerkschaften haben in einer eigenen Konferenz beschlossen, in allen Branchen die Arbeitszeit auf das Tapet zu bringen.

Wunsch nach 6. Urlaubswoche

In der Metallindustrie wurde im Vorfeld der Lohnverhandlung zudem eine Mega-Umfrage unter den Beschäftigten abgehalten. Rund 60.000 ArbeitnehmerInnen wurden von ihren BetriebsrätInnen und JugendvertrauensrätInnen mittels Fragebogen befragt. Konkret geht es vielen KollegInnen um Rechtssicherheit etwa bei einer 4-Tage-Woche oder bei Ablehnung von Überstunden. Vielen ist die persönliche Wahlfreiheit, sich Überstunden in Freizeit oder Geld abgelten zu lassen, sehr wichtig. Weit oben auf der Wunschliste der Beschäftigten steht auch die 6. Urlaubswoche. Jene, die Überstunden leisten, wollen dafür eine gute Entlohnung.

Alle diese Punkte finden sich im heurigen Programm wieder. So sieht unser Forderungsprogramm unter anderem deutlich höhere Zuschläge für die 10. (75 Prozent), 11. und 12. Arbeitsstunde (100 Prozent) vor.

Mehr Selbstbestimmung

Dieser Anstieg der Zuschläge hat auch den Effekt, dass überlange Arbeitstage für Unternehmen teurer werden und so nicht zur gesundheitsgefährdenden Normalität werden. Ebenso wurde durch die Befragung bestätigt, dass sich die ArbeitnehmerInnen bei der Arbeitszeit mehr Selbstbestimmtheit wünschen. Werden Zuschläge in Geld ausbezahlt, kann jeder und jede selbst entscheiden, wann und wofür das Geld verwendet wird. Bei Zeitzuschlägen ist das bisher nicht so der Fall. Daher sollen ArbeitnehmerInnen künftig auch selbst entscheiden können, wann sie die zusätzliche Freizeit konsumieren.

Die Durchsetzung dieser Forderungen wird nur in einer harten Auseinandersetzung gelingen. Aber wir sind gut vorbereitet, viele der im Frühsommer abgehaltenen Betriebsversammlungen können jederzeit wieder einberufen werden. Auch die Streikfreigabe des ÖGB wurde bereits erteilt. Die Solidarität aller wird entscheidend für unseren Erfolg sein.

Glück auf!

Von
Rainer Wimmer
Bundesvorsitzender der PRO-GE

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 8/18.

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