Mit dem Einkauf die Welt verbessern

Foto ((C) GREG BAKER / AFP / picturedesk.com
Eine Schuhfabrik in der chinesischen Provinz Guangdong, in der Schuhe für Marken wie Tommy Hilfiger hergestellt werden. Es ist eine von vielen chinesischen Firmen, die ihre ­Produktion nach Äthiopien auslagern, um ­angesichts der steigenden Löhne im eigenen Land Kosten zu sparen.

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Fairer Handel: Woran erkennt man fair produzierte Angebote? Wo gibt es Mängel? A&W hat sich bei Lebensmitteln und Schuhen umgesehen.
Die Jagd nach Schnäppchen und Dumpingpreisen als Freizeitspaß? Die „Geiz ist geil“-Mentalität ist vorbei. Die Frage nach Qualität, Nachhaltigkeit und Produktionsbedingungen rückt zunehmend in den Mittelpunkt. Fakt ist: Um ein Produkt billig anbieten zu können, muss der Hersteller irgendwo sparen. Oft passiert dies bei der Qualität – mit dem Ergebnis, dass das neue Elektrogerät schon kurz nach Ablauf der Garantie den Geist aufgibt. Oder sich bei den neuen Schuhen „made in China“ nach kurzer Zeit die Sohle löst. Oder das Billigfleisch vom Discounter nach Pappe schmeckt.

Nachfrage nach Fairness

Gerade bei Nahrung steigt die Nachfrage nach ökologischen, nachhaltigen Produkten. Die Lebensmittelbranche hat in den letzten Jahren große Fortschritte in Richtung „Fairness“ gemacht. Gütesiegel wie etwa „Fairtrade“ geben KonsumentInnen die Sicherheit, dass bei unter dieser Marke verkauften Bananen, Rosen oder Kaffee die beteiligten Kleinbauernkooperativen, Plantagen und Unternehmen die vereinbarten Grundregeln einhalten.

Diese umfassen soziale, ökologische und ökonomische Mindestanforderungen, um eine nachhaltige Entwicklung der Produzentenorganisationen zu gewährleisten. Förderung von Gewerkschaften, geregelte Arbeitszeiten, Kinderarbeitsverbot, Förderung von Bio-Ausbau sowie Verbot von Pestizid-Einsätzen zählen ebenfalls dazu.

Der Einfluss der KonsumentInnen ist groß, wie kürzlich die „Fairtrade“-Aktion der „Bananen Challenge – machen wir aus ‚krummen Dingern‘ eine gerechte Sache“ zeigen konnte. Einen Monat lang waren KonsumentInnen aufgerufen, fair produzierte statt herkömmliche Bananen zu kaufen. Ecuador, Peru und die Dominikanische Republik zählen zu den wichtigsten Lieferantenländern. Die Arbeitsbedingungen auf Bananenplantagen sind katastrophal. Flugzeuge verteilen aus ihren Pestizidtanks hochgiftige Chemikalien wie das in der EU verbotene Calixin. Untersuchungen bestätigen die dramatischen Folgen für die Menschen vor Ort mit enorm hohen Krebsraten sowie Missbildungen bei Babys. Die Aktion war erfolgreich: Allein in Österreich wurden im Rahmen der Kampagne 9,9 Millionen fair produzierte Bananen verkauft.

Ein Argument gegen Bio-Produkte ist oft der höhere Preis, den sich nicht alle leisten können. Doch ein Preisvergleich zeigt, dass nicht jedes fair gehandelte Produkt so viel mehr kostet. Bei Kaffee etwa schlägt eine fair gehandelte Marke mit nur wenigen Cent pro Tasse zu Buche. Damit ist allerdings die Lebensgrundlage der Kaffeebauern und -bäuerinnen gesichert. Über 800.000 LandwirtInnen in 30 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika profitieren von fairem Handel. „Fairtrade gibt den Bauernfamilien Hoffnung, den Kreis aus Unsicherheit und Armut zu durchbrechen“, betont Lee Byers, Kaffee-Experte von Fairtrade International.

Auch aus Umweltgründen ist rasches Handeln notwendig. Der aktuelle Bericht des „Climate Institute“ warnt vor den Risiken des Klimawandels und dessen Folgen für die Kaffeebohne: Bis 2050 könnte die bebaute Fläche für Kaffee nur noch halb so groß sein wie jetzt. Bis 2080 könnte die wilde Kaffeepflanze sogar komplett ausgestorben sein.

Etikettendschungel

Als KonsumentIn ist es oft schwierig, sich im Dschungel der als „fair, bio, ökologisch“ etikettierten Labels zu orientieren. Die Arbeiterkammer Wien hat einen Leitfaden zur Kaufentscheidung herausgegeben. Mit verschiedenen Gütesiegeln werden Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft, Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung, Lebensmittel aus fairem Handel sowie Produkte mit gehobener Qualität gekennzeichnet. Bekannte Labels sind etwa das AMA-Gütesiegel, das EU-Biosiegel, Landliebe, Gradwohl, Ja! Natürlich, um nur einige Kennzeichnungen zu nennen.

Vor allem die Herkunft der Lebensmittel spielt bei der Kaufentscheidung eine große Rolle. Verwirrend dabei ist, dass ein Etikett wie „Hergestellt in Österreich“ noch nichts über den Ursprung der Rohstoffe aussagt. Mit Gütezeichen und -siegeln will die AK nun bei den Kaufentscheidungen helfen. Um als Bio-Lebensmittel gekennzeichnet werden zu dürfen, sollten mindestens 95 Prozent der verwendeten Zutaten aus biologischer Landwirtschaft stammen, nur fünf Prozent konventionelle Zutaten sind erlaubt.

Bei der richtigen Kaufentscheidung hilft auch der von der entwicklungspolitischen Organisation Südwind zusammengestellte „Shopping Guide“. Politische Rahmenbedingungen, die einen fairen statt freien Handel und gerechte Steuern fördern, sind ausschlaggebend. Doch auch als KonsumentInnen hat man einen zentralen Einfluss auf die Arbeits- und Lebensbedingungen von ArbeiterInnen und BäuerInnen weltweit. „Wenn wir immer nur sehr viele und billige oder manchmal leider auch teure Produkte kaufen und nicht auf ihre soziale und ökologische Qualität achten, werden auch die Konzerne keinen Anlass für Verbesserungen sehen“, betonen Süd-wind-AktivistInnen.

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