KV-Verhandlungen: Wenn Lohnpolitik zur Konjunkturbremse wird

Eine Person trägt Einkaufstaschen durch ein Shopping Center. Symbolbild für: Lohneinsparungen haben schwerwiegende indirekte Folgen.
Lohneinsparungen haben schwerwiegende indirekte Folgen. | © Adobe Stock/Seventyfour
Private Ausgaben machen die Hälfte des BIP aus – doch sinkende Reallöhne drosseln den Konsum. Österreichs Herbstlohnrunde wird damit zur entscheidenden Stellschraube für Wachstum und soziale Stabilität, warnt die Gewerkschaft vida.

Die wirtschaftliche Situation in Österreich erholt sich nicht. Die Inflation lag im August 2025 bei 4,1 Prozent, die rollierende Inflation bei ca. 3,0 Prozent. Die hohe Teuerung in Österreich trifft laut der Gewerkschaft vida vor allem Niedrigverdiener:innen, da sie ihr Einkommen vollständig für Wohnen, Energie und Lebensmittel aufwenden müssen – aktuell werden sie trotz Arbeit ärmer. Das hat negative Folgen für die gesamte Wirtschaft, denn der private Konsum macht die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts aus. 

Herbstlohnrunde: vida gibt Update

Während die Herbstlohnrunde in vollem Gange ist, gab die Gewerkschaft vida in einer Pressekonferenz am 25. September 2025 ein Update über die laufenden Verhandlungen. vida ist die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft in Österreich. Die Fachbereiche Eisenbahn, Luftfahrt, Dienstleistungen sowie Sicherheitsbedienstete sind noch mitten in den Verhandlungen über die Anpassung des Kollektivvertrags.  

Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, erklärte in der Pressekonferenz: „Nur wenn Menschen mehr Geld im Börsel haben, können sie es auch ausgeben. Und genau das brauchen wir für den wirtschaftlichen Aufschwung. Wir können keinen Fachkräftemangel beklagen und bei den Löhnen bremsen.“ Zahlreiche Beschäftigte in den vida-Branchen gehören zu den unteren Einkommenszehnteln. 

Folgen für Sozialstaat und Wirtschaft

Lohneinsparungen haben schwerwiegende indirekte Folgen. Hebenstreit: „Ein Lohndiktat unter der Inflation schwächt nicht nur die Kaufkraft, sondern gefährdet langfristig die gesamte Wirtschaft und den Sozialstaat.“ Für jedes nicht durchgesetzte Lohnprozent im Dienstleistungssektor fehle dem Land jährlich rund 100 Millionen Euro an Steuereinnahmen und knapp 400 Millionen Euro an Sozialbeiträgen – die für Pensionen, Krankenversorgung und Arbeitslosengeld nötig seien. 

Die Wirtschaft kränkelt, Österreich kämpft mit einer hohen Inflation, ein EU-Defizitverfahren wurde eingeleitet – keine gute Ausgangsbasis für erfolgreiche KV-Abschlüsse. Oder doch?

Warum eine #Nulllohnrunde, wie von der Industriellenvereinigung gefordert, die aktuellen Probleme nicht löst 👇🏻

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— Arbeit&Wirtschaft Magazin (@aundwmagazin.bsky.social) 18. September 2025 um 09:04

Vida-Vorsitzender Hebenstreit warnt: „Wenn die Löhne nicht einmal kaufkraftbereinigt auf gleichem Niveau gehalten werden, fehlen diese Mittel sofort im System. Die logische Folge sind neue Sparpakete, die letztlich wieder die Bevölkerung trägt.“ Lohnzurückhaltung bedeute nicht nur weniger Einkommen für die Beschäftigten, sondern auch eine direkte Bedrohung für den Sozialstaat und die öffentlichen Leistungen, die allen zugutekommen. Wer stattdessen in faire Löhne investiert, stärkt nicht nur die Beschäftigten, sondern sichert morgen die Stabilität des gesamten Systems. 

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Über den/die Autor:in

Sandra Gloning

Sandra Gloning ist freie Online- und Print-Journalistin in Wien mit einem breiten Themenfeld rund um Frauen, Lifestyle und Minderheiten und dem Ziel, Geschichten aus dem echten Leben zu erzählen.

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