Krisentagebuch 053: Berufstätige Eltern in der Krise

Eva Wagner-Baldrian
Ob (teilweise) Schulschließung, Quarantäne, fehlendes Verständnis für Homeoffce beim Arbeitgeber oder Sorgen um den Arbeitsplatz: Die Politik muss Eltern stärker unter die Arme greifen, fordert Betriebsrätin Eva Wagner-Baldrian.

Beschäftigte Eltern erleben die Krise auf verschiedenen Ebenen. Dort, wo bisher ein halbwegs geordneter Alltag möglich war, mithilfe von Betreuung innerhalb und außerhalb der Familie der Kinder, entsteht von einem Tag auf den anderen in der Krise eine Unvorhersehbarkeit und eine Unplanbarkeit.

Bitte wendet euch an eure Gewerkschaften, an die Arbeiterkammer, wenn ihr in Not seid, denn auch da gibt es Möglichkeiten, durch Rechtsschutz verschiedene Schritte weiter durchzufechten.

Eva Wagner-Baldrian, Betriebsrätin

Denn Schulschließungen, Quarantäne und der Ausfall der Großeltern bringen Eltern vor die große Herausforderung, den Spagat zwischen Familie und Beruf auch weiterhin zu schaffen. Auf der einen Seite stehen Arbeitgeber, die noch immer kein oder zu wenig Verständnis für die Betreuungspflichten und Care-Arbeit haben und sich von Eltern erwarten, 150 % der Leistung auch weiterhin zu bringen, und die vielleicht sogar Homeoffice als besonderes Geschenk zu sehen.

Auf der anderen Seite sind minderjährige Kinder, die Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, aber natürlich auch Nerven kosten – das alles innerhalb des 24-Stunden-Tages. So versuchen Eltern, angeheizt durch die Pandemie – und vielleicht in Sorge um ihren Arbeitsplatz – aus diesen 24 Stunden noch mehr herauszuquetschen. Das treibt sie in eine Spirale aus Angst, Erschöpfung und Druck.

Deshalb ist die Politik gefordert, den Eltern und Betreuungspflichtigen stärker unter die Arme zu greifen. Auch arbeitgeberseitig vermisse ich Verständnis. Ich vermisse entsprechende Arbeitszeitmodelle bzw. auch Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder. Und vor allem: Care-Arbeit ist zu wenig mit Wertschätzung, geschweige denn finanzieller Anerkennung verbunden. Eltern schützen, bewahren und fördern das wertvollste Gut unserer Gesellschaft: die nächste Generation. Ich finde hier wird noch viel zu wenig getan seitens der Politik und der Arbeitgeber.

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