Im Untergrund

Inhalt

  1. Seite 1 - Aufstieg der zentralen sozialdemokratisch orientierten Gewerkschaftsorganisation
  2. Seite 2 - Widerstand und Wiederaufbau
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Als eine mächtige Gewerkschaftsorganisation gezwungen war, aus dem Untergrund gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus Widerstand zu leisten.

Das SK beispielsweise übte anfangs sehr zurückhaltend Kritik gegenüber dem Regime und man überlegte zeitweise sogar, am austrofaschistischen Staat mitzuwirken. Es dauerte einige Jahre, bis das SK alle staatlichen Institutionen boykottierte. Die FRAGÖ und vor allem die Wiederaufbaukommission hingegen wollten das System so weit wie möglich infiltrieren. Diese Taktik des „Trojanischen Pferds“ war erfolgreich. Der sozialistische Widerstand gegen das Dollfuß-Schuschnigg-Regime legte die Basis für den Widerstand gegen das NS-Regime. Mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich im März 1938 wurde die Situation für die illegalen und staatlichen Gewerkschaften deutlich verschärft.

Der austrofaschistische „Gewerkschaftsbund“ wurde aufgelöst, die Mitglieder in die „Deutsche Arbeitsfront“, eine gemeinsame Organisation der ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber, eingegliedert. Eine Verhaftungswelle erschütterte das Land, nicht nur die Führer des Austrofaschismus, Kleriker und Juden und Jüdinnen, sondern auch alle bekannten Funktionäre der illegalen Freien Gewerkschaften und der illegalen Revolutionären Sozialisten wurden verhaftet, sofern sie nicht rechtzeitig flüchten oder untertauchen konnten.

Das Zentralkomitee der „Revolutionären Sozialisten“ gab im März 1938 die Weisung, alle Aktivitäten für drei Monate zu unterlassen. Die Flucht und Auswanderung belasteter Funktionä­rInnen, die Verhaftung vieler SozialistInnen sowie die Einstellung der Aktivitäten führten zu einem Zusammenbruch und Niedergang der Organisation.

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Widerstand

ArbeiterInnen, ehemalige SozialdemokratInnen, Revolutionäre SozialistInnen und GewerkschafterInnen, die sich im Widerstand aktiv engagieren wollten, schlossen sich mangels eigener Organisation den KommunistInnen an.

Die Verfolgungen und das Abreißen der Verbindungen zum sozialdemokratischen Exil nach dem Kriegsausbruch 1939 ließen den sozialistischen Widerstand in einzelne Gruppen zerfallen, die voneinander isoliert waren.

In den Haftanstalten der Nazis sowie im Untergrund verschmolzen die bis dahin verfeindeten sozialdemokratischen und konservativen Gewerkschafte­rInnen im gemeinsamen Kampf gegen die Nationalsozialisten. In den Konzentrationslagern trafen Funktionäre der Einheitsgewerkschaft auf jene des illegalen Bundes Freier Gewerkschaften. Der gemeinsame Widerstand gegen die Nationalsozialisten legte den Grundstein für die Schaffung einer einheitlichen und überparteilichen, demokratischen Gewerkschaftsorganisation nach dem Krieg. Sozialdemokratische, kommunistische und christlicher GewerkschafterInnen gründeten am 15. April 1945, elf Tage vor der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, den Österreichischen Gewerkschaftsbund.

Wiederaufbau

Das von den Nazis beschlagnahmte Vermögen der Freien Gewerkschaften wurde an die Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter zurückgestellt.

Nach dem Krieg unterstützte der ÖGB die unter Armut und Hunger stark leidende Bevölkerung mit Verteilaktionen von Lebensmitteln und Kleidung. Schulen und Jugendfürsorgestellen wurden errichtet und neuer Wohnraum geschaffen.

Der ÖGB fand jedoch schnell in das sozialpolitische Tagesgeschehen zurück: Das größte Vermächtnis aus der Nachkriegszeit ist das im Jahr 1947 verabschiedete Kollektivvertragsgesetz, im selben Jahr überschritten die Mitgliederzahlen des ÖGB die Millionengrenze – die österreichische Gewerkschaftsbewegung hatte zu ihrer sozialpolitischen Stärke zurückgefunden.

Von
Maja Nizamov
Freie Journalistin

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 9/18.

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