Die Ausarbeitung von konkreten wissenschaftspolitischen Vorschlägen ist ein konsequenter Schritt auf dem Wege zu einer „forschungsbewussten“ österreichischen Wirtschaft.
Hrdlitschka bezog sich auf den Beitrag „Forschung und Gesellschaft“ von Theodor Prager, dem Topexperten der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der AK Wien. Prager befürwortete die geplante breite Beteiligung am Diskussionsprozess, ging aber gerade deshalb weit über die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Wirtschaftsentwicklung hinaus. Er schrieb unter anderem:
Forschung ist zunächst Arbeit, eminent produktive Arbeit, also gesellschaftliche Aktivität. … Sie sollte sich an den immanenten wissenschaftlichen Erfordernissen, aber auch an den gesellschaftlichen Bedürfnissen orientieren. Letzteres ist oft nur recht unvollkommen der Fall.
Auf macht- und prestigeorientierte Zielsetzungen und entsprechende Vorhaben kann und soll ein Land wie Österreich von Haus aus verzichten. Damit sein bescheidenes, aber durchaus nicht unbedeutendes Forschungspotenzial zweckmäßig eingesetzt wird, bedarf es eines Konzeptes, das nicht einseitig, sondern im Zusammenwirken mit allen relevanten Faktoren erarbeitet wird. Dazu gehören zunächst Staat, Wissenschaft und Wirtschaft als Produzenten wie auch als Konsumenten wissenschaftlicher Tätigkeit. Dazu gehören aber auch die sogenannten einfachen Leute als Teilnehmer am gesellschaftlichen Lebensprozess, sei es als Produzenten, Konsumenten, Steuerzahler oder Staatsbürger. …
Die heutige Gesellschaft ist in raschem Wandel begriffen. Ein adäquates Forschungskonzept erfordert Vorausschau. Wir brauchen nicht nur technologisches und marktmäßiges „forecasting“, wir brauchen auch Bedürfniserforschung, müssen trachten „mögliche Zukünfte“ … zu ermitteln. Die Erkenntnis neuer Tendenzen und Zusammenhänge muss ihren Niederschlag im Forschungskonzept finden.
Brigitte Pellar
Historikerin
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe Arbeit&Wirtschaft 10/17.
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