In dem ostafrikanischen Binnenstaat werden manche der Stücke zwar weiterverkauft, umgearbeitet oder adaptiert. Die Secondhand-Kleidungsbranche sichert so rund um die Hauptstadt Kampala Jobs für etwa 70.000 Menschen und ist ein wichtiger Wirtschaftstreiber. Doch mehr als die Hälfte dieser Kleidung ist unbrauchbar. Etwa 60 Prozent landen laut der Uganda Textile Garments, Leather & Allied Workers Union (UTGLAWU) im Endeffekt dann doch im Müll und bringen die lokale Abfallwirtschaft an ihre Grenzen. Wie lässt sich diese Situation verbessern?
Unmengen Müll
Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind hat sich dieses komplexe Problem angeschaut und Faith Irene Lanyero von der UTGLAWU zum Gespräch eingeladen.
Die Gewerkschafterin sieht durchaus auch Vorteile des internationalen Handels für Uganda: „Es ist einfach, im Secondhand-Handel Fuß zu fassen – das schafft Jobs, vor allem für Frauen und junge Menschen. Sie machen rund 80 Prozent der Beschäftigten aus“, erzählt Lanyero bei einer Pressekonferenz in Wien. Trotzdem seien Regulierungen dringend nötig: Viele Arbeitsplätze seien prekär, die Umwelt werde durch die Kleidermengen massiv belastet, und brauchbare Kleidung lande oft auf Deponien.
Mit fatalen Folgen: Im August 2024 stürzte in Kiteezi nahe Kampala eine Müllhalde auf umliegende Wohnhäuser. 21 Menschen starben.
Trotz aller Nachhaltigkeits-Versprechen der Modemarken bleiben 12 Jahre nach dem Einsturz von #RanaPlaza konkrete Fortschritte überschaubar. Ohne gesetzliche Regeln bleiben große Risiken. Meilensteine wie das EU-Lieferkettengesetz dürfen nicht kippen!
www.suedwind.at/rana-plaza-g…— Südwind (@suedwind.at) 24. April 2025 um 09:46
Maßnahmen in Österreich
Lanyero fordert verbindliche EU-Gesetze, die soziale und ökologische Gerechtigkeit im Textilhandel stärken. Dazu zählen eine globale Rechenschaftspflicht für Marken und Exporteure sowie faire Arbeitsbedingungen in der zirkulären Textilwirtschaft. Auch strengere Zollvorschriften für Secondhand-Importe in Uganda seien nötig. Für viele der Arbeiter:innen würden die ugandischen Arbeitsrichtlinien zudem nicht gelten, da sie informelle Arbeitskräfte sind und bisher nicht von der Gewerkschaft geschützt werden.
Das Problem beginnt bei unserem Konsum,
bei Fast Fashion und dem schnellen Wegwerfen.
Gertrude Klaffenböck, Textil-Expertin bei Südwind
Gertrude Klaffenböck, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne in Österreich und Textil-Expertin bei Südwind, betont: „Das Problem beginnt bei unserem Konsum, bei Fast Fashion und dem schnellen Wegwerfen. Wir dürfen die Entsorgung nicht einfach auf andere Länder abwälzen.“ Eine Änderung des Konsumverhaltens würde auch die Überproduktion eindämmen, die ebenfalls zu einer großen Menge Müll führt. Denn manche Kleidung schafft es nie aus dem Lagerhaus und wird unverkauft und ungetragen entsorgt.
Wer schließlich kaputte Kleidung in Kleidersäcke stopft und spendet oder zu Altkleidercontainern bringt, entsorgt nicht nachhaltig – sondern exportiert das Problem. Klaffenböck betont: „Wir dürfen das Problem der Entsorgung nicht einfach in Länder abschieben, wo wir es nicht mehr sehen.“
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